Mongolei zeichnet drei Forschende aus Deutschland aus

Für ihre langjährige und erfolgreiche Forschungsarbeit in der Mongolei erhielten drei deutsche Archäologen herausragende Auszeichnungen. Der Staatssekretär M. Batgerel heftete im Ministerium für Erziehung und Wissenschaft der Mongolei in der Hauptstadt Ulaanbaatar Prof. Dr. Dr. h.c. Jan Bemmann von der Universität Bonn den Polarstern, den höchsten an Ausländer zu vergebenden Orden, ans Revers. Dr. Susanne Reichert (ebenfalls Universität Bonn) und Dr. Ursula Brosseder vom Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) erhielten die Freundschaftsmedaille.

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Ausgrabungen in der Mongolei
Ausgrabungen in der Mongolei. Foto: LEIZA / Horsepower

Prof. Dr. Dr. h.c. Jan Bemmann von der Vor- und Frühgeschichtlichen Archäologie der Universität Bonn forscht seit 2007 und seine Kollegin Dr. Susanne Reichert seit 2009 zu Stadtgründungen im Mongolischen Reich. Beide befinden sich zurzeit in dem ostasiatischen Land. Da sie dort gut mit mongolischen Forschenden vernetzt sind, kam die Auszeichnung nicht ganz unvorbereitet. “Unsere Freunde hatten uns vorgewarnt, gute Anziehsachen mitzunehmen”, berichtet Bemmann. Deshalb hatten beide Forschende neben der praktischen Alltagskleidung auch entsprechende Garderobe für den Termin im Ministerium im Gepäck.

In der neu von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Forschungsgruppe 5438 "Der urbane Einfluss auf dem mongolischen Plateau: Verflechtungen von Stadtwesen, Wirtschaft und Umwelt" beschäftigen sich Bemmann und Reichert auch mit den Auswirkungen der Städte im Mongolischen Weltreich im 13. und 14. Jahrhundert auf die Versorgung der Einwohner mit Grundnahrungsmitteln, Energie und Baumaterialien. Ein wichtiger Aspekt sind dabei auch die damaligen Auswirkungen auf die Umwelt, wie etwa Entwaldung und nachfolgende Bodenerosion. Das neue Vorhaben befasst sich mich den Überresten zweier Städte, die sich in der heutigen Mongolei befinden und unter den Erben Dschingis Khans von Grund auf neu errichtet wurden. Sie verkörpern den dramatischen Wandel von einer Naturweidewirtschaft hin zu einer Stadtlandschaft: Karakorum – die Hauptstadt des Mongolenreichs – und Khar Khul Khaany Balgas. Die Forschungsgruppe will die beiden Stadtanlagen selbst und ihren Einfluss auf die sie umgebenden Regionen untersuchen.

PD Dr. Ursula Brosseder ist seit 2023 wissenschaftliche Mitarbeiterin im Kompetenzbereich Vorgeschichte des LEIZA. In Zusammenarbeit mit der National University Mongolia leitet sie seit Sommer 2023 die Ausgrabungen und deren Auswertung in der Mongolei. Das Projekt "Horsepower" besteht aus einem internationalen Forschungsteam der Universität Oxford, des CNRS Toulouse, des British Museum und des LEIZA.

Ziel des vom Europäischen Forschungsrat (ERC) für sechs Jahre geförderten Projekts ist es, die Wechselbeziehungen zwischen Viehzüchtern der östlichen Steppe Eurasiens und sesshaften Gesellschaften Chinas zu untersuchen. "Ich fühle mich geehrt, diese Medaille für unsere langjährige fruchtbare und wichtige Zusammenarbeit zur Förderung der Archäologie der Mongolei zu erhalten. Ich freue mich auch, dass wir unsere alten und neuen Kooperationen im Rahmen unseres internationalen ERC Synergy Grant Horsepower-Projekts fortsetzen, die mongolische Archäologie sowie die Kolleginnen und Kollegen vor Ort unterstützen können“, äußerte sich die Projektleiterin Ursula Brosseder zum Erhalt der Nairamdal-Medaille, die außergewöhnliche Beiträge zur Stärkung der bilateralen Freundschaft und zur Förderung der Mongolei im Ausland würdigt.

Das mit insgesamt 8,5 Millionen Euro finanzierte Horsepower-Projekt erforscht die Geschichte des Pferdes und seinen Einfluss auf die Gesellschaften und die damit verbundenen Wechselwirkungen zwischen der östlichen Steppe und China in einem Zeitraum vom zweiten Jahrtausend v. Chr. bis zur Gründung des Xiongnu-Reichs in der Mongolei und des Qin-Staats in China nach 300 v. Chr. Die damaligen gegenseitige Einflüsse und Abhängigkeiten zwischen China und den Steppenhirten können durch menschliche und tierische Hinterlassenschaften enträtseln werden. Eine aktuelle Hypothese hinterfragt, ob die in der Mongolei gezüchteten Pferde, im Austausch gegen Metalle nach China gebracht wurden. Zu diesem Zweck besteht das internationale Team aus einem interdisziplinären Netzwerk, das die Expertisen von Archäologie, Metallurgie und Pferdegenetik kombiniert.