Totenhütten und Wagengrab

Neolithische Bestattung Mann und Rinder

Seit dem Jahr 2023 untersuchen Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie (LDA) Sachsen-Anhalt auf dem Eulenberg bei Magdeburg große Flächen im Vorfeld der Ansiedlung des US-Chipherstellers Intel. Aufgedeckt wurde nun eine komplexe jungsteinzeitliche Begräbnislandschaft. Zwei etwa 6.000 Jahre alte monumentale und ehemals überhügelte Totenhütten, die jeweils mehrere Bestattungen enthielten, lagen in 200 m Entfernung zueinander. Die Landschaft blieb für die vorgeschichtlichen Menschen offenbar wichtig. Rund 1.000 Jahre später wurde der dazwischen liegende Korridor als Prozessionsweg genutzt, an dem Rinder niedergelegt und auch Menschen bestattet wurden.

Blick in die Krypta, im Vordergrund das ottonische Taufbecken

Mit ihrer mehr als tausendjährigen Geschichte sind die Bauten auf dem Stiftsberg zu Quedlinburg weit über die Grenzen Sachsen-Anhalts hinaus von erheblicher Bedeutung, wie nicht zuletzt ihr Status als Weltkulturerbe der UNESCO belegt. Bei aktuellen archäologischen Untersuchungen in der Krypta der Stiftskirche konnte der Standort eines Taufbeckens identifiziert werden, bei dem es sich nicht nur um den ältesten Nachweis eines vierpassförmigen Taufbeckens nördlich der Alpen, sondern auch sehr wahrscheinlich um den Ort handelt, an dem verschiedene namhafte Mitglieder des Herrschergeschlechtes der Ottonen das Sakrament der Taufe empfingen.

Ausgrabungen
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Saisonaler Wasserfall mit Haupttreppe und Wadi

Die antike Bergsiedlung von Rabana-Merquly im heutigen Irakisch-Kurdistan könnte neben einer Festung mit militärischer Nutzung auch ein "Heiligtum" gewesen sein, gewidmet der altpersischen Wassergöttin Anahita. Architektonische Strukturen in direkter Umgebung eines natürlichen Wasserfalls in Verbindung mit Überresten eines möglichen Feueraltars lassen auf die Existenz einer Kultstätte schließen. Die Grabungen wurden unter der Leitung von Dr. Michael Brown vom Institut für Ur- und Frühgeschichte und Vorderasiatische Archäologie der Universität Heidelberg durchgeführt.

Ausgrabungen
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Um winzige Mengen an Radionukliden kosmischen Ursprungs in Proben aufzuspüren, nutzen die Forscher*innen einen Beschleuniger mit einer maximalen Spannung von sechs Millionen Volt im Ionenstrahlzentrum des HZDR

Die älteste menschliche Besiedlung Europas liegt nahe der ukrainischen Stadt Korolevo. Neue Erkenntnisse eines Teams unter Leitung der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und mit Beteiligung des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) bestätigen, dass Steinwerkzeuge aus der ältesten Ausgrabungsschicht in Korolevo 1,4 Millionen Jahre alt sind. Bisher galt Atapuerca in Spanien als der früheste bewohnte Ort in Europa, doch die Korolevo-Funde sind etwa zwei- bis dreihunderttausend Jahre älter. Die kürzlich in "Nature" veröffentlichten Ergebnisse zeigen auch, dass die frühen Hominiden die warmen Zwischeneiszeiten nutzten, um Europa von Osten oder Südosten her zu besiedeln.

Forschung
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Frühbronzezeitliche Bestattung aus Leubingen (Befund 2242)

Eine Forschungsgruppe um das Max-Planck-Institut für Evolutionäre Anthropologie (MPI-EVA) Leipzig und das Thüringische Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie (TLDA) hat in der Fachzeitschrift "Scientific Reports" Ergebnisse zu Sozialstruktur und Verwandtschaftsgefüge im frühbronzezeitlichen deutschen Mittelgebirgsraum um 2000 v. Chr. veröffentlicht. Die Auswertungen geben völlig neue Einblicke in die Gesellschaft dieser Zeit.

Forschung
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Diepkloof Rock Shelter

Internationales Forschungsteam unter Leitung der Universität Tübingen untersucht in Südafrika, wie unsere Vorfahren mit Steinmaterialien für die Werkzeugherstellung umgingen

Frühe Jäger und Sammler aus der Mittleren Steinzeit im südlichen Afrika wählten bereits vor mehr als 60.000 Jahren das jeweils geeignetste verfügbare Steinmaterial für Werkzeuge und Speerspitzen aus. Das hat eine Studie von Dr. Patrick Schmidt aus der Älteren Urgeschichte und Quartär­ökologie der Universität Tübingen an der Fundstelle Diepkloof Rock Shelter etwa 150 Kilometer nördlich von Kapstadt ergeben. Dabei kam ein eigens entwickeltes Modell zur Prüfung der Bruchfestigkeit verschiedener Gesteine zum Einsatz.

Aus aller Welt
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Rongorongo Inschrift von der Osterinsel

Radiokarbonmethode datiert Holztafel mit Rongorongo-Schrift vor Ankunft der ersten europäischen Schiffe

Auf Rapa Nui – der Osterinsel im Südpazifik – ist möglicherweise eine eigene Schrift entstanden. Das könnte eine der wenigen unabhängigen Erfindungen der Schrift in der Menschheitsgeschichte darstellen. Die Entdeckung zweier Forschungsteams der Universität Bologna mit Unterstützung der Universität Hohenheim in Stuttgart basiert auf einer Altersbestimmung der Holztafeln durch Radiokarbondatierung. Eine von vier Holztafeln, auf der Zeichen der sogenannten Rongorongo-Schrift eingraviert sind, entstand demnach wahrscheinlich vor der Ankunft der ersten europäischen Schiffe in den 1720er Jahren.

Aus aller Welt
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pila fossata

Nach dem erfolgreichen Abschluss archäologischer Forschungskampagnen zu zwei römischen Militärlagern bei Bad Ems sind die Funde und Befunde am 26. Februrar 2024 in Mainz der Öffentlichkeit präsentiert worden. Zum ersten Mal ist es den Forschenden gelungen, angespitzte Holzpfähle aus einem römischen Verteidigungsgraben (1. Jh. n. Chr.) nahezu unbeschadet zu bergen. Bislang war diese Wehrtechnik und potenziell tödliche Falle für Angreifende nur durch schriftliche Quellen bekannt: Nun konnten solche Pfähle erstmals archäologisch geborgen und in den spezialisierten Restaurierungslaboren des Leibniz-Zentrums für Archäologie (LEIZA) untersucht werden.

Ausgrabungen
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Radarmessbild der erhaltenen Grundmauern des Zentralbaus

Vielleicht muss die Geschichte der Abtei Frauenwörth auf der Fraueninsel im Chiemsee nun umgeschrieben werden. Die Bauentwicklung des wohl durch Herzog Tassilo III. um 782 gegründeten Klosters gilt als gut erforscht, doch über den Rest der Insel ist relativ wenig bekannt. Bis jetzt. Nun stieß ein Team des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege (BLfD) bei Bodenradarmessungen unerwartet auf die Grundmauern eines Zentralbaus, der bisher nicht überliefert war, weder in Schriften, noch auf historischen Karten.

Ausgrabungen
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Begutachtung einer Probe vor Isotopenmessung

Radiokarbondatierungen bis zu 900 Jahre daneben

Forschende des Exzellenzclusters ROOTS und des LEIZA finden eine Methode, um nahrungsbedingte Fehler bei Kohlenstoff-Datierungen zu korrigieren. Die Studie korrigiert die Datierung eines wichtigen steinzeitlichen Begräbnisplatzes in Westrussland. Der neue Ansatz kann eine generelle Fehlerquelle von Kohlenstoff-basierten Datierungen beheben.

Forschung
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Experiment zur Herstellung von Klebstoff auf der Basis von Bitumen

Frühe Menschen aus dem heutigen Frankreich nutzten bereits vor mehr als 40.000 Jahren einen Klebstoff aus mehreren Komponenten, um Steinwerkzeuge mit Griffen zu versehen. Sie stellten eine ausgeklügelte Mischung aus Ocker und Bitumen her, zwei Rohstoffen, die aus der weiteren Region beschafft werden mussten. Es handelt sich um den bisher frühesten Fund eines Mehrkomponentenklebers in Europa.

Forschung
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