150 Jahre Auffindung des "Schatzes des Priamos" durch Heinrich Schliemann

Am 31. Mai 1873, vor 150 Jahren, entdeckte Heinrich Schliemann in Troja den Fund seines Lebens, der ihn fortan berühmt machen sollte. Schliemann war bei der Bergung des Schatzfundes überzeugt davon, dass es sich bei dem goldenen Schmuck und Gefäßen nur um den Schatz des mythischen trojanischen Königs Priamos handeln konnte und seitdem als "Schatz des Priamos" in die Geschichte einging.

Nachrichten durchblättern
Replik des großen goldenen Diadems aus dem "Schatz des Priamos“
Replik des großen goldenen Diadems aus dem "Schatz des Priamos“ (© Staatliche Museen zu Berlin, Museum für Vor- und Frühgeschichte / Klaus Göken)

[Ich] löste (...) den Schatz mit einem großen Messer aus seiner steinharten Umgebung, ein Unternehmen, das (...) im höchsten Maße lebensgefährlich war, denn die große Befestigungsmauer (...) drohte jeden Augenblick auf mich herabzustürzen. Aber der Anblick so zahlreicher Gegenstände, deren jeder einzelne für die Archäologie von unschätzbarem Wert sein musste, machte mich tollkühn und ließ mich an die Gefahr gar nicht denken.

Mit diesen Worten beschreibt Heinrich Schliemann (1822–1890) den wohl aufregendsten Moment seiner dritten Ausgrabungskampagne im Jahr 1873 auf dem Siedlungshügel von Troja in seiner Biografie. Zum Vorschein kamen goldene und silberne Gefäße, filigrane Diademe, kostbare Schmuckstücke und bronzenes Kleidungszubehör, ein Schatzfund, der eines Königs würdig ist. Noch während der Ausgrabung machte Schliemann die Auffindung dieses sensationellen Schatzfundes medienwirksam öffentlich und nannte ihn nach dem Herrscher der Stadt, die Homer in seiner Ilias beschreibt, den "Schatz des Priamos". Die Entdeckung des Troja-Goldes begründete den Ruhm Schliemanns und machte ihn mit 51 Jahren zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten deutschen Ausgräber.

Nach der heimlichen, gefahrvollen Bergung wurde der "Schatz des Priamos" zunächst in das Grabungshaus verbracht. Um die Aufteilung der Einzelstücke des Schatzes zu verhindern, wozu er gemäß der osmanischen Grabungserlaubnis verpflichtet gewesen wäre, schmuggelte Schliemann die Funde illegal außer Landes nach Griechenland. Doch das Osmanische Reich bestand auf der Fundteilung und verklagte Schliemann vor einem Gericht in Athen. Nach einem Vergleich ging der "Schatz des Priamos" gegen die Zahlung von 10.000 Goldfranken schließlich ungeteilt in den Besitz Schliemanns über. Um weiterhin in Troja ausgraben zu können, zahlte Schliemann ein Mehrfaches an das Kaiserliche Museum in Konstantinopel.

1881 schenkte Heinrich Schliemann seine trojanischen Altertümer "zur ungeteilten Aufbewahrung" an die Königlichen Museen zu Berlin. Dort waren sie im Völkerkundemuseum und im Kunstgewerbemuseum (heute Martin-Gropius-Bau) bis 1939 zu sehen. 1941 wurden die wertvollsten Bestände des Museums für Vor- und Frühgeschichte, also auch die Schatzfunde aus Troja, in den Tresor der Preußischen Staatsbank und später in den Flakbunker am Zoologischen Garten verbracht. Direkt nach Kriegsende transportierte die Rote Armee diese Bestände als Beutekunst in die Sowjetunion. Bis 1994 war außerhalb Russlands nicht bekannt, wo sich die goldenen Objekte aus dem Schatz des Priamos befanden. In den Jahren danach hatte Deutschland immer wieder die Rückgabe gefordert. Die Schätze wurden jedoch durch einen völkerrechtswidrigen Beschluss der Duma 1998 zu russischem Staatseigentum erklärt und werden seitdem im Puschkin-Museum in Moskau in der dortigen Dauerausstellung präsentiert.

Die silbernen und keramischen Bestandteile des Schatzfundes hingegen sind nach wie vor im Bestand der Sammlung des Museums für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen zu Berlin, das wie von Schliemann in seiner Schenkung veranlasst, Hüter der einzigartigen "Sammlung Trojanischer Alterthümer" ist.

Nach der großen Sonderausstellung "Schliemanns Welten" im Neuen Museum und der James-Simon-Galerie anlässlich des 200. Geburtstages des Ausgräbers im vergangenen Jahr werden die trojanischen Funde derzeit im Museum für Vor- und Frühgeschichte für eine Neupräsentation in der Dauerausstellung des Neuen Museums konservatorisch untersucht und vorbereitet.