Waren die Neandertaler an der Donau auf Fischfang?

Neue Funde in Niederbayern geben erste Hinweise, dass unsere artverwandten Vorfahren mit Netzen an Flussmündungen gefischt haben könnten.

Netzsenker aus einem Kalkgeröll und Schaber aus Radiolarit
Oben links: Netzsenker aus einem Kalkgeröll mit einer durchgehenden Bohrung in der oberen Hälfte und mehreren Bohransätzen oder Markierungen in der unteren Hälfte. Durch die starke Windpolitur wurden die Schichtungen und Klüfte im Gestein herauspräpariert; Länge 6,31 cm. Oben rechts: Schaber aus Radiolarit, Levallois-Technik, starke Wind- und Wasserpolitur (dorsal und ventral); Länge 7,42 cm. Unten: Übersichtskarte mit den bislang bekannten Neandertaler-Fundstellen Sesselfelsgrotte im Altmühltal und den österreichischen Fundstellen Berglitzl, Ernsthofen, Rameschhöhle und Gudenushöhle. Die neue Fundstelle an der Donau liegt nahe Vilshofen in Niederbayern. (Copyright A. Binsteiner)

Aus den Schotterterrassen an den Ufern der Donau gibt es in Bayern nur wenige aussagekräftige Funde aus der Steinzeit. Unlängst aber konnte nahe Vilshofen (Kreis Passau) ein neuer Fundkomplex aus mehreren retuschierten Silexabschlägen und zwei gelochten Kalksteinen geborgen werden. Die Oberflächen der Artefakte waren von Wind und Wasser stark poliert, was auf ein hohes Alter schließen lässt.

Als Rohstoffe für die Silexwerkzeuge konnten vor allem Hornstein und Radiolarit aus den Donauschottern identifiziert werden. Einige der Silexabschläge waren in der sehr spezifischen Levallois-Technik der Neandertaler hergestellt worden. Das Alter der Artefakte könnte demnach bei mindestens 40.000 Jahre vor heute liegen.

Die gelochten Kalkgerölle fanden sich in unmittelbarer Nähe der Feuersteinschaber. Bei diesen Stücken kann es sich nur um Netzsenker zum Beschweren von Fischnetzen handeln. Somit ergibt sich ein mögliches Szenario: Die Neandertaler fischten an den Mündungen der Seitenflüsse der Donau mit Stellnetzen. Die gefangenen Fische wurden sofort vor Ort mit scharfen Hornstein- oder Radiolaritschabern abgeschuppt und gereinigt. Die Geräte blieben dann an den Kiesstränden zurück. Man konnte sie beim nächsten Mal wieder verwenden. So gerieten sie im Laufe der Zeit in die Schotterterrassen und blieben bis heute erhalten.   

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