Urgeschichte zum Anfassen

Nachdem die ältesten bekannten Kunstwerke der Menschheit durch Wissenschaftler der Tübinger Universität entdeckt wurden, ist es der Universität Tübingen ein Anliegen, die interessierte Öffentlichkeit an den daraus resultierenden Erkenntnissen und Einblicken in die Urgeschichte teilhaben zu lassen. Dem entsprechend hat sich Professor Nicholas Conard seit seinen faszinierenden Entdeckungen in der Vogelherdhöhle im Lonetal um eine auch populärwissenschaftliche Aufbereitung und Präsentation der Funde bemüht.

Innenhof des neuen Archäoparks Vogelherd (Abb.: Archäopark Vogelherd)
Innenhof des neuen Archäoparks Vogelherd (Abb.: Archäopark Vogelherd)

Mit der Eröffnung des Archäoparks in Niederstotzingen am 30. April ist er diesem Ziel nähergerückt. es wird flankiert durch die für Ende April 2014 vorgesehene Eröffnung des erweiterten Urgeschichtlichen Museums Blaubeuren und die bereits erfolgte Neueröffnung des Museums der Universität Tübingen MUT im Schloss Hohentübingen. Museumsdirektor Professor Ernst Seidl hat hier für eine ganz neue Präsentation und Einbettung der Eiszeitkunst gesorgt. Dies schlug sich u.a. bereits in einer Verdoppelung der Besucherzahlen und einer Steigerung auf über 20.000 allein im Jahr 2012 nieder.

Seit gut 100 Jahren graben Forscher der Universität Tübingen bereits in den Höhlen des Lonetals. Gustav Riek entdeckte in den 1930er Jahren das 4,8 cm kleine und ca. 35.000 Jahre alte Lonetalpferdchen. Prof. Nicholas Conard, der Leiter der Abteilung Ältere Urgeschichte und Quartärökologie des Instituts für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen, 2006 das 3,7 cm kleine und ebenfalls ca. 35.000 Jahre alte Mammut aus Elfenbein. Auch ebenso alte, vor allem aus Elfenbein gefertigte Schmuckanhänger und Musikinstrumente aus bearbeiteten Vogelknochen und Elfenbein gehören in diese Reihe.

Damit die weltweit bedeutenden Funde und ihre wissenschaftliche Einbettung möglichst viele Interessierte erreichen können, kooperiert Conard eng mit den Städten und Gemeinden der Fundorte. Er ist der Wissenschaftliche Direktor des Urgeschichtlichen Museums Blaubeuren und des Archäoparks Niederstotzingen: "Es gibt ein großes allgemeines Interesse an der Archäologie. Die Menschen wollen erfahren, woher sie kommen und Antworten auf die Frage finden, wer sie sind", sagt Conard. Speziell die Urgeschichtler könnten Antworten darauf geben.

Dem entsprechend hat er das inhaltliche Konzept für den Archäopark in Niederstotzingen mitentwickelt: Zentrale Attraktion ist die dortige Vogelherdhöhle, aus der das Mammut stammt. In unmittelbarer Nähe zu der Höhle ist während der vergangenen Monate ein Archäopark mit einem Besucher- und Informationszentrum entstanden, das Ausstellungselemente mit der Einladung zu einem aktiven Erkunden des in Themen- und Erlebnisbereiche untergliederten Außengeländes verbindet. Ziel dabei sei es, so Prof. Conard, auf anschauliche Art und Weise zu vermitteln, wie Menschen in der Steinzeit lebten.

"Die Bereitschaft des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität Tübingen, das Projekt des Archäoparks Vogelherd wissenschaftlich zu begleiten, war ein wesentlicher Garant für die erfolgreiche Umsetzung des Projekts, Archäologie freizeit- und erlebnisorientiert, aber trotzdem wissenschaftlich fundiert nachvollziehbar zu machen", erklärte Gerhard Kieninger, der Bürgermeister Niederstotzingens.

Archäopark Vogelherd Niederstotzingen

Ab dem 1. Mai 2013 hat der Archäopark Vogelherd dienstags bis freitags von 11-18 Uhr, am Wochenende und an Feiertagen von 10-18 Uhr geöffnet.

Das im Archäopark Vogelherd ausgestellte Mammut fanden Tübinger Wissenschaftler im Jahr 2006 (Foto: Universität Tübingen)
Das im Archäopark Vogelherd ausgestellte Mammut fanden Tübinger Wissenschaftler im Jahr 2006 (Foto: Universität Tübingen)
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