Leibniz-Zentrum für Archäologie erfolgreich evaluiert

Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft empfiehlt in der am 21. November veröffentlichten Stellungnahme, dass das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) in Mainz die nächsten sieben Jahre durch Bund und Länder gefördert werden soll. Eine international zusammengestellte Kommission bewertete im Rahmen einer turnusgemäßen Evaluierung im Frühjahr 2023 das Gesamtkonzept, die institutionelle Steuerung sowie die Leistungen in Forschung, Forschungsinfrastrukturen und musealer Vermittlungsarbeit des LEIZA überaus positiv.

Das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) in Mainz
Das Leibniz-Zentrum für Archäologie (LEIZA) in Mainz (Foto: E.Esmen, LEIZA)

Der Leibniz-Senat hebt in seiner Stellungnahme hervor, dass der 2013 begonnene Erneuerungsprozess seit der vergangenen Evaluierung (2016) "mit hoher Dynamik" vorangetrieben wurde und das LEIZA den drei Kernaufgaben eines Leibniz-Forschungsmuseums sehr gut nachkomme. Die neuen standortübergreifenden Strukturen böten beste Voraussetzungen dafür, sich aus einer archäologischen Perspektive übergreifenden Fragen zur Entwicklung menschlicher Gesellschaften zu widmen. Hervorgehoben wurde auch der professionelle Umgang mit den musealen Sammlungen, die intensive Forschung und die vielfältigen Ideen zur Vermittlung neuer Erkenntnisse in die breite Öffentlichkeit.

Der rheinland-pfälzische Wissenschaftsminister Clemens Hoch zeigte sich begeistert über die sehr gute und in Teilen sogar exzellent abgeschlossene Evaluierung des LEIZA: "Ich gratuliere Frau Prof. Busch und ihrem Team am LEIZA ganz herzlich zu ihrem großen Erfolg. Die unabhängige externe Evaluierung durch den Senat der Leibniz-Gemeinschaft bestätigt ihre Arbeit der letzten Jahre in eindrucksvoller Weise. Was mich aber am meisten freut, ist die explizite Feststellung, dass das LEIZA auch ausgehend von dem hohen Stand des Erreichten weitere hervorragende Entwicklungsperspektiven habe. Es ist großartig, wenn das Institut - demnächst erweitert um das Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie in Schleswig - mehr noch als bisher seine archäologische Forschung weltweit sichtbar macht und zugleich an seinem neuen Standort in Mainz seine Rolle in der Wissensvermittlung weiter ausbaut."

Anlässlich der Stellungnahme äußerte sich Prof. Dr. Alexandra W. Busch, Generaldirektorin des LEIZA, mit den Worten: "Ich freue mich außerordentlich über dieses für das LEIZA wunderbare Ergebnis der sehr positiven Bewertung durch den Senat der Leibniz-Gemeinschaft. Und ich bin sehr stolz auf alle Mitarbeitenden, die in den letzten Jahren enorme Anstrengungen unternommen haben, um dieses Ergebnis möglich zu machen. Der Senat der Leibniz-Gemeinschaft bestätigt mit seiner Bewertung nachdrücklich die Neuausrichtung und den Transformationsprozess der letzten rund 10 Jahre unserer Einrichtung. Der Evaluierungsbericht unterstreicht zudem die hervorragenden Perspektiven für die weitere Entwicklung des LEIZA als Impulsgeber für die archäologische Forschung und für den gesellschaftlichen Dialog um das Wissen über die Menschen."

"Theoria cum praxi": Zusammenspiel aus Forschung und Transfer als Gesamtkonzept

Die seit der letzten Evaluierung neu aufgestellte Forschung erfolgt in drei Forschungsfeldern und zwei Dauerforschungsgebieten. Sie wird maßgeblich durch umfangreiche Forschungsinfrastrukturen von internationaler Bedeutung unterstützt. In den drei langfristig angelegten Forschungsfeldern werden die Wurzeln menschlichen Verhaltens, das Zusammenleben in komplexer werdenden sozialen Gefügen und die vielschichtigen Wechselwirkungen zwischen Mensch(en) und Umwelt(en) erforscht. Grundlegend für die Forschung in den Forschungsfeldern sind die diachrone und interkulturelle Perspektive: Das LEIZA forscht hierbei raum- und zeitübergreifend in Europa, Asien und Afrika. Verbunden sind die drei Forschungsfelder über die Frage, welche Faktoren und Zusammenhänge menschliches Verhalten und Handeln sowie die Entwicklung und Veränderung von Gesellschaften beeinflussen, wie diese Faktoren und Zusammenhänge in wechselseitigen Abhängigkeiten wirken und sich verändern.

Zu den bedeutenden Forschungsinfrastrukturen des LEIZA gehören eine wissenschaftliche Spezialbibliothek und Archive zur Dokumentation der vielfältigen Tätigkeiten und Forschungsdaten des LEIZA sowie digitale Datenbanken, Services und Tools zur Datenerschließung und -auswertung. Neben diesen sammlungsbezogenen Forschungsinfrastrukturen unterhält das LEIZA an seinen drei Standorten wissenschaftliche und technische Labore zur Restaurierung, Konservierung und Nachbildung des materiellen kulturellen Erbes, zur Analyse archäologischer Funde, zur Durchführung kontrollierter Experimente sowie Werkstätten zur Anfertigung von Modellen und zum Ausstellungsbau. Die forschungsbasierten Sammlungen des LEIZA umfassen neben Originalfunden ein umfangreiches Spektrum an Kopien bedeutender Denkmäler der Kulturen der Alten Welt und Referenzsammlungen. Sie sind Untersuchungsgegenstand, werden durch die Forschung kontinuierlich erweitert und als Medien in der musealen Vermittlung genutzt.

Als eines von acht Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft verbindet das LEIZA exzellente Wissenschaft mit musealem Transfer und ist mit seinem Bildungsauftrag gleichzeitig ein Ort des Dialoges mit der Öffentlichkeit. Um die Potenziale informeller Lernorte für kompetenzorientiertes Lernen gezielt weiterzuentwickeln und die in der Agenda 2030 der Leibniz-Forschungsmuseen gesetzten Ziele im Wissenstransfer, Handlungs- und Orientierungswissen zu generieren, zu erreichen, wurde mit Kooperationspartnern aus der Bildungsforschung 2021 das Leibniz-Kompetenzzentrum Bildung im Museum (BiM) für eine nachhaltige Besucher:innen- und Wirksamkeitsforschung im Leibniz-Forschungsnetzwerk Bildungspotenziale (LERN) gegründet.

Das LEIZA war bis zur Umbenennung zum 1. Januar 2023 international bekannt als Römisch-Germanisches Zentralmuseum (RGZM), das 1852 gegründet wurde. In der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern im November 2022 wurde die Integration des Zentrums für Baltische und Skandinavische Archäologie (ZBSA) in Schleswig in das LEIZA beschlossen. Durch die Integration wird sich das archäologische Forschungsgebiet inhaltlich um den Nord- und Ostseeraum sowie um Skandinavien erweitern und das LEIZA ab 2024 an insgesamt vier Standorten in Deutschland vertreten sein.

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