Eine Million für die Altorientalistik in Würzburg

Die Altorientalistik in Würzburg ist ein kleines Fach, dafür aber forschungsstark. Für die VolkswagenStiftung ein wesentlicher Grund, das Fach mit einer hohen Fördersumme für die Zukunft aufzustellen.

Yazilikaya-Relief (Ausschnitt)

Die VolkswagenStiftung fördert im Rahmen des Programmes »Weltwissen – Strukturelle Stärkung Kleiner Fächer« den Lehrstuhl für Altorientalistik an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg (JMU) mit insgesamt einer Million Euro. Damit wird eine neue Junior-Professur im Bereich Vorderasiatische Archäologie an der JMU und eine gemeinsame Junior-Akademieprofessur im Bereich Digital Humanities für Vorderasiatische Archäologie und Altorientalistik von der JMU und der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz geschaffen. Letztere ist an das von der Würzburger Altorientalistik geleitete Mainzer Akademieprojekt »Corpus der hethitischen Festrituale« gekoppelt.

Beide Junior-Professuren sind mit dem sogenannten Tenure-Track-Verfahren konzipiert. Das bedeutet, nach der sechsjährigen Förderung als Junior-Professur sollen sie als volle Professuren etabliert werden. Geplanter Startschuss ist das Wintersemester 2020/2021. Wie die VolkswagenStiftung erklärt, zielt das Strategiekonzept »auf die innovative Weiterentwicklung und langfristige Stärkung des Fachs Altorientalistik an der Universität Würzburg«.

Bereits seit über 100 Jahren wird an der JMU Altorientalistik gelehrt und erforscht. Das Fach beschäftigt sich mit den Sprachen und Kulturen der Zeitperiode von 3000 v. Chr. bis zur Geburt Christi im Nahen und Mittleren Osten. In Würzburg liegt der Fokus auf der Entzifferung von Keilschrifttexten: »Das Fach ist wesentlich eine Text- und Sprachwissenschaft “, erklärt Professor Daniel Schwemer, Lehrstuhl für Altorientalistik an der JMU und Co-Leiter von »Corpus hethitischer Festrituale«. Für ihn fügt die neue Junior-Professur für Vorderasiatische Archäologie ein wichtiges Element für Forschung und Lehre hinzu, das bisher in Würzburg gefehlt hat: Die Erforschung der materiellen Kultur und Feldforschung durch Ausgrabungen vor Ort. 

Seltener Forschungsschwerpunkt

Bereits jetzt verfügt die JMU über eine enge Kooperation mit dem Deutschen Archäologischen Institut (DAI) in Istanbul. Dieses leitet die Ausgrabungen in Boğazköy-Hattusa, der Hauptstadt der Hethiter, eines bronzezeitlichen Reiches im anatolischen Hochland. In Würzburg werden die in Hattusa gefundenen Textfragmente entziffert. Die neue Junior-Professur soll selbst zwei größere Feldprojekte in Form von Ausgrabungen durchführen.

Ziel der JMU wird es sein, als Alleinstellungsmerkmal einen neuen Forschungsschwerpunkt mit dem Fokus auf dem Gebiet der heutigen Türkei und angrenzenden Regionen zu setzen – vor allem in Anatolien, dem Kaukasus und dem südwestlichen Zentralasien.

Enge Kooperation zwischen Würzburg und Mainz

Eine wichtige Funktion wird hierfür auch die Junior-Akademieprofessur im Bereich Digital Humanities (Digitale Geisteswissenschaften) für Vorderasiatische Archäologie und Altorientalistik haben. Diese soll – neben einer engen Kooperation mit dem Mainzer Hethiter-Projekt – digitale Methoden zur Dokumentation, Analyse und Publikation von Objekten und Texten entwickeln. »Es handelt sich hierbei um eine Verbindung von Philologie und Archäologie in der digitalen Welt«, so Professor Schwemer. 

Neben der engen Kooperation zwischen der JMU und der Mainzer Akademie, soll auch die Zusammenarbeit mit dem DAI in Istanbul weiter fortgeführt werden. Durch die Förderung der VolkswagenStiftung und der Kooperation mit diesen beiden außeruniversitären Einrichtungen wolle man »in Würzburg einen der führenden nationalen Standorte für Altorientalistik und Vorderasiatische Archäologie schaffen«, so Schwemer.

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