Spuren aus zwei Jahrtausenden

Dem Ursprung des ersten Klarissinnen-Klosters in Paderborn und der reichen Geschichte dieses Ortes gehen aktuell die Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) auf den Grund. Auf dem Gelände des ehemaligen Landeshospitals packen auch 16 Studierende der Universität Münster mit an.

Krug aus dem 17. Jh.
Archäologiestudentin Christine Kersting präsentiert das Bruchstück eines soeben gefundenen Kruges aus dem frühen 17. Jahrhundert. Foto: LWL/Spiong

Sie lebten in Armut und im Gebet, für die Arbeit und im Dienst am Menschen: Die Klarissinnen sind Ordensschwestern, deren Tradition auf Franz von Assisi zurückgeht. Sie sind schon seit 1629 in der Bischofsstadt Paderborn beheimatet.

Die LWL-Stadtarchäologie geht mit ihren Helfern auf dem Areal in der Kisau seit über einem Monat jedoch noch viel weiter zurück in die Paderborner Geschichte. Bis in das zweite und dritte nachchristliche Jahrhundert reichen die Zeugnisse, die in der Tiefe der Erde zu Tage treten.

Spannend wird es in jenen Erdschichten, die Spuren der Ankunft der Klarissinnen in Paderborn behütet haben. Gleich mehrere Grundstücke kaufte man ab 1629, um genügend Bauland für das geplante Kloster zu bekommen. Drei Baugrundstücke aus dieser Anfangszeit konnte das Grabungsteam rekonstruieren. Darin verborgen liegen auch wichtige Informationen über das, was sich hier während der Einbeziehung des Areals in das Stadtgebiet zwischen 1160 und 1180 abspielte. »Die Grundmauern und die Fundamente der Fachwerkhäuser haben sich gut im Boden erhalten«, schildert LWL-Archäologe Dr. Sven Spiong.

So konnten die Forscher auf einem Grundstück noch der Keller eines bald nach 1629 abgerissenen Hauses untersuchen. Mehrere Bauphasen, ein Brunnen und eine Latrine hat das Grabungsteam hier bislang entdeckt. Anhaltspunkte für die Datierung geben die gefundenen Keramikscherben von Krügen. Die Jahreszahlen 1599 und 1618 auf den Scherben ermöglichen hierbei eine zeitliche Eingrenzung. Auf allen drei Grundstücken standen außerdem Fachwerkhäuser ohne tiefergehende Fundamente. In einem Fall fanden sich sogar sogenannte Punktfundamente mit regelmäßigen Abständen. Auf ihnen stand einst die Schwelle eines Fachwerkhauses.
Die geringen Grundstücksgrößen zeigen zusätzlich zu den Hausgrundrissen, dass hier im Gegensatz zu den zentral gelegenen Quartieren der Kaufleute mit ihren massiven Steingebäuden eher weniger betuchte Paderborner Bürger lebten. Bereits vor dem Bau der Stadtmauer lässt sich auf dem Areal des ehemaligen Landeshospitals mindestens eine Hofstelle nachweisen. Die Spuren der eingegrabenen Hauspfosten und Nebengebäude können die Archäologen vom späten 8. Jahrhundert bis ins 12. Jahrhundert datieren. Die Häuser gehörten damals zur westlichen Außensiedlung der 776 gegründeten Kaiserpfalz. Doch schon über 500 Jahre zuvor lebten hier die ersten Siedler und hinterließen ihre Spuren im Boden.

Wer diese Vergangenheit mit eigenen Augen erleben möchte, kann das am Tag des offenen Denkmals am 14. September tun. Dann bieten die Ausgräber kostenlose öffentliche Führungen um 11 und um 14 Uhr an. Treffpunkt ist der Haupteingang an der Kiesau.

Kellermauern aus dem 17. Jh.
Freigelegte Kellermauern eines Hauses, das bald nach 1629 für den Klosterneubau abgerissen wurde. Foto: LWL/Spiong
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