Reste eines 500 Jahre alten Bodenpflasters im Fahrstuhlschacht entdeckt

Paderborner Stadtarchäologen erforschen den Harderhauser Hof

Eigentlich sollte hier nur ein Schacht für einen Personenaufzug entstehen. Doch was jetzt im Hardehauser Hof in Paderborn zu Tage kam, ist spannender als mechanische Personenbeförderung: Bis in das Mittelalter und in einen kleinen Ausschnitt des Busdorfstiftes reicht der Blick auf ein 500 Jahre altes Bodenpflaster, das der Schacht unter den Werkzeugen der LWL-Archäologen freigab. Es ist der Ausschnitt einer prunkvollen Vergangenheit.

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Freilegung eines mittelalterlichen Ornamentfußbodens in Paderborn
Iuliia Patkina, Mitarbeiterin der LWL-Stadtarchäologie in Paderborn, legt den etwa 500 Jahre alten Ornamentfußboden frei. Foto: LWL/S. Spiong

Unter dem Hardehauser Hof stießen die Fachleute des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) nicht nur auf die Reste eines älteren Steingebäudes. Der sorgfältig gearbeitete Ornamentfußboden war die erste Überraschung, die zirka 80 Zentimeter unter dem heutigen Fußbodenniveau auf sie wartete. Das Pflaster und Mauerreste stammen von einem Gebäude, das vor etwa 400 bis 500 Jahren entstanden ist. Es könnte sich dabei um eine Kurie des Busdorfstiftes handeln, also den Sitz einer Stiftsverwaltung. Interessant ist dabei, dass dieses ältere Haus bereits die gleichen Baufluchten wie der 1734 erbaute Stadtsitz des Zisterzienserklosters Hardehausen hatte, der sich bis heute als prunkvolles Barockgebäude erhalten hat.

Die LWL-Archäologen der Paderborner Stadtarchäologie waren von J.Uwe Diedam, dem Bauherrn, rechtzeitig im Vorfeld der Umbauten im denkmalgeschützten Hardehauser Hof über das Bauvorhaben informiert worden. So konnten sie die archäologische Überraschung sichern und dokumentieren. Denn auf kleinster Fläche kamen hier, nördlich der Busdorfkirche, Befunde ans Tageslicht, die selbst Grabungsleiterin Eva Manz überraschten. »Die Vielschichtigkeit und hohe Dichte der Befunde in dieser räumlich doch sehr begrenzten Ausgrabung sind verblüffend«, stellt sie fest.

Mindestens gehoben war der Lebensstandard auch in diesem älteren Bauwerk. Das zeigen Funde wie das Bruchstück einer Kachel von einem Ofen oder ein Teil eines Kreuzrippenbechers aus Glas. Das Interesse der Archäologen hat aber auch das geweckt, was unter dem Ornamentfußboden hervorkam. »Hier können wir die Reste einer Geschichte herauslesen, die bis in das Mittelalter reicht«, schildert Grabungsleiterin Manz. Möglich macht das eine Reihe von Gruben. Die ältesten waren direkt in den anstehenden Kalkfelsen eingetieft. Die darin hinterlassenen Relikte zeugen vom Alltag und Leben im Mittelalter. Die Dichte der Funde macht Eva Manz ganz zuversichtlich: »Das Areal rund um die Busdorfkirche wird auch weiterhin Überraschungen für die Forschung bieten.«

Der Hausherr möchte die Entdeckungen und die reiche Geschichte des Hauses im renovierten Gebäude mit einer kleinen Dokumentation sichtbar machen. Größere Ausgrabungen haben zuletzt vor acht und drei Jahren nördlich der Busdorfkirche stattgefunden. Das Busdorfstift wurde um 1036 unter dem bekannten Bischof Meinwerk gegründet. Die Busdorfkirche wiederum entstand nach dem Vorbild der älteren Grabeskirche in Jerusalem.