LWL-Archäologe Bérenger geht in Ruhestand

Eigentlich sollte es nur ein kurzer Ausflug in die westfälische Archäologie für Dr. Daniel Bérenger werden. Dass aus einem befristeten Jahresvertrag dann insgesamt 37 Jahre werden würden, hatte er sich nicht träumen lassen. Zu seinem Ruhestand im September dieses Jahres hat der gebürtige Franzose damit einen Rekord aufgestellt: Die Bielefelder Archäologie-Außenstelle des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) ist 75 Jahre alt, und Bérenger hat fast die Hälfte dieser Zeit mitgestaltet.

Dr. Daniel Bérenger
Der rote Schal war und bleibt ein Markenzeichen von Dr. Daniel Bérenger, der hier das Thema vor Augen führt, was ihn zu einem Fachmann weit über die westfälischen Grenzen hinaus gemacht hat: Die Erforschung von bronzezeitlichen Grabhügeln. (Foto: LWL/Burgemeister)

Weit über die westfälischen Grenzen hinaus ist Bérenger als Spezialist für die Bronze- und Eisenzeit in der Archäologie bekannt. Es gibt wohl keinen bronzezeitlichen Grabhügel in Ostwestfalen und darüber hinaus, den er nicht in- und auswendig kennt.

"Das waren spannende Jahre und viele unvergessliche Erlebnisse", sagt der Leiter der Bielefelder Außenstelle. Er wird der Archäologie aber weiterhin treu bleiben, auch wenn er ab Oktober nun nicht mehr jeden Morgen den Weg zum Stadtholz in Bielefeld antreten wird. Jetzt ist es die pure Archäologie ganz ohne Leitungsaufgaben.

Dabei hat alles einmal ganz anders angefangen. Geschichte und Geographie standen auf dem Stundenplan, als er in Poitiers in Westfrankreich sein Studium begann. Die Vor- und Frühgeschichte kam erst mit dem Zweitstudium in Bonn hinzu - und mit ihm der Schwerpunkt paläolithische Höhlenkunst.

Nach Bielefeld lockte ihn ein spontanes Job-Angebot: Zunächst nur für ein Jahr stand die "Schnellinventarisation" im Vorfeld der Einführung des Denkmalschutzgesetzes NRW im Jahr 1980 hier im Mittelpunkt. Aus der Überprüfung des Bestandes der Bodendenkmäler in Westfalen-Lippe wurde mehr - und eine "seltene, große Chance, eine Landschaft und ihre historische Entwicklung kennen zu lernen", schildert Bérenger. Dazu zählen auch mehr als 2.000 bronzezeitliche Grabhügel und "leider auch zahlreiche Wildschweine, die dazwischen lauerten", erinnert er sich. Passiert sei zum Glück nie etwas.

Die Bronzezeit ab 2.000 v. Chr. ließ ihn nicht mehr los. Dr. Daniel Bérenger untersuchte Grabhügel und auch die eisenzeitlichen Gräberfelder von Eilshausen (Hiddenhausen) und Ilse (Petershagen). Er definierte die "Paderborner Gruppe" der Bronzezeit und arbeitete an seiner Dissertation über die Chronologie der vorrömischen Eisenzeit und der römischen Kaiserzeit in Nordost-Westfalen. Ans Herz gewachsen ist ihm in all den Jahren vieles: Die Ausgrabung des frühmittelalterlichen Gräberfeldes von Fürstenberg (Bad Wünnenberg), "weil es mir in den Jahren 1983/84 noch möglich war, selbst auszugraben". Auch der Fund einer kleinen Bronzeente gehört zu den unvergesslichen Erlebnissen. Die keltische Arbeit, entdeckt in Eilshausen, "wirkt so jung wie eine Zeichnung von Walt Disney", so Bérenger.

Die eisenzeitlichen "Damen von Ilse" werden ihn auch im Ruhestand weiter begleiten - "weil sie so nah und doch so rätselhaft sind - wie im richtigen Leben". Die Entdeckung eines römischen Signalturms auf der Sparrenberger Egge in Bielefeld und eines Römerlagers in Barkhausen bei Porta Westfalica eröffneten für ihn "neue Horizonte". Bei der Stadtkerngrabung an der Welle in Bielefeld erlebte er, "wie sich das Verhältnis der Bielefelder zu ihrer eigenen Geschichte sehr veränderte", nachdem die Ausgrabung erst große Widerstände erfuhr und dann aber schnell zum Publikumsrenner wurde.

Besonders wichtig ist ihm auch die intensivere Zusammenarbeit mit den legalen Metallsondengängern in der Bodendenkmalpflege - hier hat er sich stark engagiert.

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