Archäologie-Dachverband gegründet

Deutschlands Archäologen wollen künftig stärkeren Einfluss auf die Politik nehmen.

Am Mittwoch gründeten sie am Rande des 7. Deutschen Archäologiekongresses, der noch bis Freitag in Bremen stattfindet, den Dachverband für Archäologie.

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Prof. Hermann Parzinger
Prof. Hermann Parzinger will eine Stärkung der archäologischen Interessenvertretung in Deutschland

Obwohl die Archäologie so populär ist wie kaum eine andere Wissenschaft, haben die Altertumswissenschaftler gleichwohl einen schweren Stand bei der Vertretung ihrer Belange gegenüber der Politik. Wirtschaftliche Interessen wiegen meist schwerer als wissenschaftliche Fragen oder Probleme des Denkmalschutzes. Besonders hinderlich für eine erfolgreiche Lobbyarbeit ist die durch die Kulturhoheit der Bundesländer bedingte dezentrale Organisation der Archäologie. So sind Deutschlands Archäologen nicht nur durch ihre Anstellung bei Behörden und Universitäten, die den einzelnen Bundesländern unterstellt sind, organisatorisch getrennt. Auch die bestehenden Altertumsverbände sind regional aufgeteilt in den Nordwestdeutschen, den West- und Süddeutschen und den Mittel- und Ostdeutschen Verband für Altertumsforschung. Daneben gibt es noch den Verband der Landesarchäologen und den Deutschen Archäologenverband, der vor allem die beruflichen und sozialen Interessen seiner Mitglieder vertritt.

Um diese Dezentralität abzumildern und die Kräfte der Altertumsforschung zu bündeln, haben die derzeit auf dem 7. Deutschen Archäologiekongress in Bremen versammelten Wissenschaftler einen neuen, deutschlandweiten Dachverband gegründet. Dieser soll »die Belange der Archäologie mit einer möglichst starken Stimme nach außen hin vertreten« erklärte der Vorsitzende des Präsidiums der Deutschen Altertumsverbände, Professor Hermann Parzinger, bei der Gründungsversammlung am Mittwoch Abend. Es gehe dabei nicht nur um Forschungsgelder, sondern vor allem um »das kulturelle Erbe, das im Boden steckt«, so Parzinger weiter. Bisher sei man bei der Lobbyarbeit »nicht gut aufgestellt«, sagte Professor Claus von Carnap-Bornheim, Vorsitzender des Nordwestdeutschen Verbandes für Altertumsforschung. Dies soll sich nun mit dem neuen Dachverband ändern. Im Sinne der zahlreichen Bodendenkmäler, die häufig im Rahmen von Rettungsgraben nur notdürftig dokumentiert werden können oder gar völlig undokumentiert Baumaßnahmen oder Raubgräbern zum Opfer fallen, bleibt zu hoffen, dass der jetzt gegründete Dachverband diese Erwartungen auch erfüllen kann.