Homo erectus und Homo sapiens sind sich nie begegnet

Es schien bisher nicht auszuschließen, dass es in Indonesien vor 40.000 Jahren zu einem Aufeinandertreffen zwischen Homo erectus und modernen Menschen gekommen war. Neue Erkenntnisse einer Forschergruppe der Gadjah Mada Universität haben jetzt ergeben, dass dies unmöglich war: Bisherige Erectus-Funde waren deutlich zu jung datiert.

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Peking man
Ihn hat der moderne Mensch nie lebendig gesehen: der »Peking man«, eine Unterart des Homo erectus. Foto: kevinzim/CC-BY

Vor 1,8 Millionen Jahren entstand in Afrika mit Homo erectus der erste wirklich reiselustige Vertreter unserer Vorfahren. Er besiedelte den Vorderen Orient, dann Europa und erreichte schließlich vor 500.000 Jahren den südasiatischen Raum. In seinem gesamten Verbreitungsgebiet gibt es keine jüngeren Erectus-Funde als 100.000 Jahre, mit einer Ausnahme: in der Nähe des Dorfe Ngandong waren in den 1930er Jahren Fossilien der frühen Menschenform gefunden worden, die später auf ein Alter von 35.000 - 50.000 Jahren datiert wurden. Homo sapiens erreichte dieses Gebiet etwa 40.000 Jahre vor heute. Ein Zusammentreffen der beiden Menschegattungen wäre also theoretisch möglich gewesen.

Ein Forschungsteam um Etty Indriati von der Gadjah Mada University in Yogyakarta hat im Jahr 2010 Nachgrabungen an dieser Fundstelle durchgeführt, um die damalige Datierung zu überprüfen. Die radiometrische Datierung aller Proben ergab ein wesentlich höheres Alter: die Fundstelle ist mindestens 145.000 Jahre alt. Die neue Datierung passt wesentlich besser zu den anderen bisher bekannten Erectus-Fossilien. Damit liegt die Vorstellung eines Treffens zwischen Homo erectus und Homo sapiens nicht mehr im Bereich des Möglichen.

 

Publikation

Die Ergebnisse wurden veröffentlicht in PLoS ONE 6(6): e21562. doi:10.1371/journal.pone.0021562