Archäologische Ausgrabungen am slawischen Burgwall Pechau

Anläßlich von Deichsanierungsarbeiten führten Archäologen des Landesamts für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt Ausgrabungen am slawischen Burgwall Pechau bei Magdeburg durch. Die mittelalterliche Befestigung war bereits bei der Anlage des Deiches Ende des 19. Jh. teilweise zerstört worden. Bei den aktuellen Grabungen konnten die Wissenschaftler außer der Befestigungsanlage selbst auch mehrere Gebäude und eine Straße innerhalb des Walls dokumentieren und die historisch belegte Zerstörung der Anlage im 11. Jh. durch einen Brand auch archäologisch bestätigen.

Slawischer Burgwall Pechau, Luftbild
Luftbild der Ausgrabungsfläche bei Pechau, Blick nach Süden. © Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Foto: J. Dietzsch

Im Vorfeld von Hochwasserschutzmaßnahmen des Landesbetriebs für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft Sachsen-Anhalt (LHW) erfolgten seit Anfang Oktober bis Mitte November archäologische Ausgrabungen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (LDA) im Bereich des Burgwalls Pechau bei Magdeburg. Es handelt sich um einen slawischen Burgwall, das sogenannte »Alte Dorf«. Der Burgwall ist im Gelände südlich der heutigen Ortschaft Pechau noch sehr gut erkennbar und zählt zu den am besten erhaltenen Kulturdenkmalen mittelslawischer Zeit (ca. Ende 9.–11. Jh.). In den Jahren 1871–1876 wurde der Elbumflutdeich errichtet, der den Burgwall von Nord nach Süd durchschneidet; das östliche Drittel des Burgwalls wurde im Zuge dieser Baumaßnahme weitgehend zerstört. Umso spannender war aus archäologischer Sicht die Frage, welche Relikte sich in den vorhandenen, bislang nicht überbauten Bereichen noch verbergen.

Da der bestehende Deich im Zuge der Umsetzung der Hochwasserschutzkonzeption des Landes Sachsen-Anhalt saniert wird, wurde das neue Baufeld vor Ausführung der Bauarbeiten archäologisch dokumentiert. Auf einer Fläche von ca. 700 m² wurden von bis zu sieben Mitarbeitern 220 Befunde mit zahlreichen Funden freigelegt. Die Ergebnisse übertrafen die Erwartungen der Archäologen bei Weitem.

Es gelang, sowohl die Innenstruktur wie auch das Befestigungssystem der über tausend Jahre alten Anlage in Ansätzen zu rekonstruieren. Nach jetzigem Kenntnisstand hatten die Häuser einen Lehmsandestrich und aufgehende Holzkonstruktionen. Sie standen in mindestens vier Reihen, die annähernd west-ost-orientiert waren. Mittig verlief ebenfalls annähernd west-ost-orientiert eine breite, zentrale Straße, die beidseits durch schmale Entwässerungsgräben flankiert wurde. Die Häuser waren mit den Giebelseiten zur Straße hin orientiert. Es gibt Hinweise, wonach die Häuser in den äußeren Reihen zumindest teilweise an die Befestigung angebaut waren. Die Befestigung selber gibt noch Rätsel auf – während im Grabungsbefund eindeutig eine Ankerbalkenkonstruktion nachweisbar ist, sind sicherlich auch mit Erde verfüllte Kastensysteme errichtet worden. Der Übergang zum außen liegenden Burggraben wird in entsprechenden Profilaufschlüssen ebenfalls fassbar.

Es ließ sich eine mindestens zweiphasige Bebauung nachweisen. Während die ältere Nutzungsphase teilweise planiert wurde, um den Aufbau der zweiten Phase zu ermöglichen, fand diese jüngere Phase durch eine massive Brandzerstörung ihr Ende. Chronologisch lässt sich eine Nutzung in mittelslawischer Zeit (ca. Ende 9. –11. Jh.) belegen. Literarische Quellen berichten, dass der erste polnische König Boleslaw I Chrobry (965/967–1025) im Jahr 1007 bei seinem Versuch, die Slawengebiete zwischen Oder und Elbe zu erobern, auch die Burg Pechau angriff. Es wird angenommen, dass diese dabei zerstört und anschließend nicht wieder errichtet wurde. Die schriftliche Überlieferung ist oftmals lücken- und fehlerhaft. In diesem Fall jedoch bestätigen die Ergebnisse der Ausgrabung das überlieferte Bild.

Verbranntes Haus
Detail der Grabungsfläche: Grundriss eines verbrannten Hauses (Ausschnitt). © Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Foto: T. Küntzel
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