Mythos Pferd

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Priester oder Sterbende hielten den Schwanz des Pferdes fest, denn die Menschen kannten den Weg zum Himmel nicht, aber das Pferd kannte ihn.
(aus: Wörterbuch dt. Aberglaube)

Pferde waren spätestens seit der Bronzezeit nicht nur Zug- und Reittiere, sondern zugleich Statusobjekt und religiöses Symbol. Als Verkörperung des Sieges und des Herrschertums besaßen Pferde große Bedeutung und hohes Ansehen und verschafften dem Besitzer enormes Sozialprestige.

In den religiösen und kosmologischen Vorstellungen der Bronzezeit ...

... besaß der von Pferden gezogene Wagen eine herausragende Rolle. Auch der berühmte, im Moor bei Trundholm gefundene Sonnenwagen wird von einem Pferd gezogen; das zweirädrige, 60 cm lange Gefährt trägt eine 1½ Kilogramm schwere, einseitig mit Gold überzogene Bronzescheibe.

Die Vorstellung einer von einem Pferdewagen über den Himmel gezogenen Sonne wird in zahlreichen Mythen überliefert: Tacitus berichtet in seiner Germania „[...] daß die germanischen Pferde Arvakr und Aldidrs den Sonnenwagen zogen [...]“ und in der nordischen Edda heißt es noch 3000 Jahre später: „Sol musste die Rösser lenken, die den Wagen jener Sonne zogen, welche die Götter, damit sie die Welt erleuchtet, aus einem Funken geschaffen hatten [...]“.

Die Kelten waren im Kult...

... wahre Pferdenarren. Durch die Begegnung mit der Welt der Reitervölker aus den östlichen Steppen, werden Pferd und Wagen, Fahren und Reiten als Ausdruck sozialer Überlegenheit zu den wichtigsten Statussymbolen der Eisenzeit. Auch die Idee der Pferdestatuetten aus dem Umkreis einer Fruchtbarkeit und Herrschaft verleihenden weiblichen Gottheit lässt sich aus südosteuropäischen Grab- und Depotfunden ableiten, während sich die Darstellung der Pferdchen selbst an die griechisch-etruskische Ikonografie anlehnt.

Die altkeltische Pferdegöttin ´Epona´ verkörpert – auf dem Pferd wie auf einem Thron sitzend – Fruchtbarkeit und Herrschertum zugleich. Damit hatte sich die mythische Göttin eines primär weiblichen Symbols bemächtigt, das erst sehr viel später zum Statusobjekt der Männer wurde. Denn noch in homerischer Zeit fuhr der Krieger nur mit dem Streitwagen auf das Schlachtfeld, und kein griechischer Gott erschien jemals zu Pferde.

Jedenfalls waren die Römer von der keltischen Göttin so begeistert, dass sie die Dame Jahrhunderte später in ihre Götterwelt übernahmen.

Pferde als Begleiter auf der letzten Reise ...

... kennen wir nicht nur aus den alemannischen Siedlungsgebieten. Nach Tacitus (55 - 166 n.Chr.) wird nur darauf gesehen, „[...] dass die Leichen berühmter Männer unter Verwendung bestimmter Holzarten verbrannt werden [...]. Jeder bekommt seine Waffen mit, manche werden auch mit ihrem Lieblingstier verbrannt“. Ähnliches berichtet Herodot um 500 v.Chr. von den Skythen: „[...] wurde ein König beigesetzt sparte man weder an Rössern noch an Personal für die standesgemäße Bestattung. 50 der besten Diener aus dem Gefolge des Königs wurden ausgewählt und erwürgt, zusammen mit 50 der schönsten Pferde. Jedes Pferd wird mit Zaumzeug und Gebiss ausgestattet [...] und die 50 Erwürgten werden einzeln auf die Pferde gesetzt“.