Ausgrabungen an den Befestigungsanlagen in Lippstadt

Neue Erkenntnisse über Lippstadt (Kreis Soest) in der Zeit nach dem Siebenjährigen Krieg (1756 bis 1763): "Die Befestigungsanlagen von Lippstadt wurden kurz nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges aufgegeben", fasst Dr. Stefan Eismann, Archäologe beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), den bisherigen Stand der Grabungen zusammen.

Erst kürzlich entdeckt: Der sogenannte "Knüppeldamm", den die Lippstädter im 18. Jh. bauten, um die Stadt trockenen Fußes verlassen zu können (Foto: LWL/S. Eismann)
Erst kürzlich entdeckt: Der sogenannte "Knüppeldamm", den die Lippstädter im 18. Jh. bauten, um die Stadt trockenen Fußes verlassen zu können (Foto: LWL/S. Eismann)

Auch die genaue Position des alten Südertores aus dem 17. Jahrhundert. sei nun bekannt - bislang gab es nur eine ungenaue Vorstellung des Standortes aus alten Karten. "Das Tor haben wir etwas weiter südwestlich gefunden, als es bisher vermutet wurde", weiß Eismann. Mehr als 200 Jahre Stadtgeschichte legten die LWL-Archäologen inzwischen auf einer Fläche von knapp 800 Quadratmetern in Lippstadt frei: Seit Dezember vergangenen Jahres gräbt Eismann mit seinem Team im Zuge der aktuellen Bauarbeiten an einer neuen Unterführung des Bahnüberganges am Südertor.

Wie die Archäologen nun nachweisen können, wurde das im Jahr 1669 erbaute Südertor nach Ende des Siebenjährigen Krieges ebenso aufgegeben wie der angrenzende Wehrgraben, der ursprünglich bis an eine dreieckige, vorgelagerte Bastion (ein sogenannter Ravelin) reichte. Während das Südertor am Ende des 18. Jahrhunderts als Steinbruch für neue Bauvorhaben diente, wurde der Wehrgraben um das Jahr 1766 zugeschüttet und die Brücke, die einst über den Graben führte, abgerissen. Um das an dieser Stelle extrem feucht gebliebene Erdreich überhaupt begehen zu können, bauten die Lippstädter einen mit Holzknüppeln gepflasterten Damm.

Stefan Eismann kennt die Gründe für diese Maßnahmen: "Nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges gab Friedrich der Große Befehl, die kosten- und personalintensiven Befestigungsanlagen aufzugeben - die Folgen dieses Befehls für Lippstadt haben wir in unserer aktuellen Grabungskampagne nachweisen können", meint der LWL-Archäologe. "Die alten Wehrbauten und -anlagen wurden abgerissen, große Teile des so gewonnenen Geländes hat man dann mindestens hundert Jahre lang für Gartenanlagen oder Ackerbau genutzt".

Die Grabungen brachten auch Spuren des 19. Jahrhunderts zutage: Reste der Straßenpflasterung des 19. Jahrhunderts fanden die Wissenschaftler ebenso wie Fundamente der ersten Hausbebauungen dieser Zeit.

Auch im neuen Jahr wollen die LWL-Archäologen weiterforschen. Eismann: "Wir möchten in jedem Fall noch die genaue Lage der mittelalterlichen Stadtmauer feststellen. Die Gelegenheit dazu bekommen wir hoffentlich bis zum nächsten Sommer."

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