Rückkehr an die Geburtsstätte

40. Jahrestagung der Ständigen Ägyptologenkonferenz in Würzburg

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Sie wollen aktuelle Forschungen und Entwicklungen in ihrem Fach besprechen und neue Impulse setzen: Am kommenden Freitag den 27. Juni kehrt die Ständige Ägyptologenkonferenz (SÄK) mit ihrer 40. Jahrestagung nach Würzburg - ihre Geburtsstätte - zurück. Die Tagung wird um 15.30 Uhr in der Neubaukirche eröffnet - der Festvortrag von Professor Wilfried Seipel, Generaldirektor des Kunsthistorischen Museums Wien, beginnt um 16 Uhr. Der Ägyptologe, der in seinem Reich auch die Kaiserkrone des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation beherbergt, wirft einen Blick auf die Entwicklung des Faches seit 1968. Am darauffolgenden Samstag kommen in der Neuen Universität, Sanderring 2, von 9.30 Uhr an vor allem jüngere Wissenschaftler zu Wort und tragen ihre Arbeitsergebnisse vor. Das aktuelle Programm kann unter http://www.aegyptologie.uni-wuerzburg.de/ eingesehen werden.

Vor 40 Jahren - man schrieb das Jahr 1968 - hat die Ständige Ägyptologenkonferenz in Würzburg erstmals neue Impulse gegeben. In Würzburg traf sich der Deutsche Orientalistentag, an dem auch immer die Ägyptologen teilnahmen. Doch auch die Ägyptologie, die sich eher um gesellschaftliche Konzepte des Alten Ägypten als die der Bundesrepublik kümmert, war vom Geist von 68 erfasst. Viele der jüngeren Wissenschaftler waren mit dem Status Quo unzufrieden und fühlten sich und ihre Interessen im Kreis der Orientalisten nicht mehr aufgehoben.

In verschwörerischer Runde, berichtet Martin Andreas Stadler, Mitarbeiter am Lehrstuhl für Ägyptologie die Entstehungsgeschichte, kamen rund 20 junge Ägyptologen zusammen und diskutierten im Südflügel der Residenz. Es waren vor allem Wissenschaftler, die noch nicht auf Lehrstühlen etabliert waren, mit Ausnahme von Philippe Derchain, schon damals Professor in Köln. Der Zirkel befand, die Ägyptologie würde in der Deutschen Orientgesellschaft untergehen, und beschloss, man sei nun so weit, sich selbst zu repräsentieren. Friedrich Junge, später dann Lehrstuhlinhaber in Göttingen, trug die Idee noch auf dem Orientalistentag vor, worauf sich zwei Fronten - jung gegen alt - bildeten, und die Angelegenheit vertagt wurde.

Diese "revolutionäre Zelle", wie es das ägyptologische Establishment empfand, wurde vom Bodenheimer Kreis zunächst bekämpft. Jener Bodenheimer Kreis war eine Gruppe von Ordinarien, die sich erstmals in der Wohnung von Erich Lüddeckens in Bodenheim traf, als dieser noch in Mainz Professor war. 1964 war Lüddeckens aber bereits als erster Lehrstuhlinhaber für Ägyptologie nach Würzburg berufen worden. So erweist sich Würzburg als Brennpunkt der innerägyptologischen Konflikte im denkwürdigen Jahr 1968.
1969 trafen sich die jungen Ägyptologen wieder und nun nahm die Organisationsform der deutschsprachigen Ägyptologie Gestalt an. Man kam überein, keinen formellen, deutschen Verein mit festen Organisationsstrukturen zu gründen, sondern sich jährlich an einem anderen Ort zu treffen. Günter Dreyer, der dieses Jahr als Direktor des Deutschen archäologischen Instituts Kairo pensioniert wird, schlug nach dem Vorbild der Ständigen Kultusministerkonferenz den Namen "Ständige Ägyptologenkonferenz" (SÄK) vor, der sich für die Treffen auch tatsächlich etabliert hat. Zunächst wurden vor allem Probleme diskutiert, die den Beruf des Ägyptologen betrafen. Im Lauf der Zeit wandelte sich die SÄK aber zu einer Fachkonferenz mit wissenschaftlichem Schwerpunkt und ist heute eine feste Größe im Kalender aller Ägyptologen in Deutschland, Österreich und der Schweiz geworden.

In den 40 Jahren ihres Bestehens hat sich die Konferenz laut Martin Andreas Stadler zu einem der international wichtigsten Foren der Ägyptologie entwickelt, zu dem nun rund 400 Teilnehmer erwartet werden. Zunehmend werden diese Tagungen auch von Wissenschaftlern aus dem Ausland besucht - für Stadler ein Indiz für die international führende Stellung der deutschsprachigen Ägyptologie. In Würzburg werden auch ägyptische Wissenschaftler von der ägyptischen Altertümerverwaltung, dem Supreme Council of Antiquities erwartet, die als Lepsius-Stipendiaten des Deutschen Archäologischen Instituts Kairo nach Deutschland reisen.