Was Bücher nicht zeigen

Am Dienstag dieser Woche wurde das Geoarchäologische Labor des Vorgeschichtlichen Seminars der Philipps-Universität Marburg offiziell seiner Bestimmung übergeben. Künftig können dort archäologische Funde aus der hochrangigen Lehrsammlung des Seminars für Vor- und Frühgeschichte untersucht werden.

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Müller-Karpe präsentiert Lehrsammlung Marburg
Der Leiter des Seminars für Vor- und Frühgeschichte, Professor Dr. Andreas Müller-Karpe (l.), präsentiert Universitäts-Kanzler Dr. Friedhelm Nonne die einzigartige Lehrsammlung des Instituts. (Foto: Philipps-Universität Marburg)

"Es gibt keine vorgeschichtliche Sammlung an einer Universität, die hinsichtlich der Fundorte vielfältiger ist als unsere", erklärte Professor Dr. Andreas Müller-Karpe, der Leiter des Vorgeschichtlichen Seminars. Dank des neuen Labors haben nun bis zu 20 Studierende gleichzeitig Gelegenheit, die Sammlungsobjekte zu untersuchen, zu datieren und kulturhistorisch zu bestimmen. Wie Müller-Karpe darüber hinaus demonstrierte, erlaubt ein neu angeschaffter Beamer, mikroskopische Bilder der Fundstücke auf eine Leinwand zu projizieren, so dass die Befunde im Team diskutiert werden können. Der Seminarleiter zeigte dies anhand einer seltenen Amöneburger Münze sowie eines steinzeitlichen Bohrers, dessen feine Drehspuren Rückschlüsse auf seine Herstellung zulassen - "das sind Dinge, die man nicht anhand von Büchern darstellen kann, sondern die man zeigen muss", betonte Müller-Karpe.

Anschließend bot der Prähistoriker einen Einblick in die Lehrsammlung mit ihren über 30.000 Objekten aus Vor- und Frühgeschichte, darunter zum Beispiel Fundstücke, die aus Heinrich Schliemanns Grabungen in Troja stammen. "Der Louvre hat nichts Besseres", so der Hausherr.

Bei der Einweihungsfeier wurde zugleich der neue Internetauftritt des profilbildenden Schwerpunkts Geoarchäologie freigeschaltet. "Die verbesserte Ausstattung der Geoarchäologie soll die Lehre noch anschaulicher und produktiver machen", sagte während der feierlichen Eröffnung der Kanzler Dr. Friedhelm Nonne.
Wie die neue Homepage deutlich macht, verbindet das Fach kultur- und naturwissenschaftliche Forschungsdisziplinen, um der historischen Dimension der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt auf den Grund zu gehen. An dem Marburger Forschungs- und Lehrverbund beteiligen sich die Fachbereiche Geographie, Geschichte und Kulturwissenschaften, Außereuropäische Sprachen und Kulturen sowie das Zentrum für Nah- und Mittelost-Studien. "Dass dieses Konzept richtig ist, zeigt sich auch daran, dass es mittlerweile von anderen nachgemacht wird", bestätigte Kanzler Friedhelm Nonne den Erfolg des Studiengangs.