»Öffne die Blackbox Archäologie!«

Kulturstiftung des Bundes fördert Digitalprojekt von Archäologiemuseen in NRW

Das Museum für Archäologie des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) in Herne erhält gemeinsam mit dem LWL-Römermuseum in Haltern am See und dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum eine Förderung der Kulturstiftung des Bundes von bis zu 1,04 Millionen Euro im Rahmen des »Fonds Digital«. Mit dem Verbundprojekt »Museum als CoLabor. Öffne die Blackbox Archäologie!« wollen die Museen digitale Medien verstärkt nutzen, um ihr Publikum in die archäologische Praxis einzubeziehen und am Ausstellungsbetrieb teilhaben zu lassen. Die Förderdauer beträgt vier Jahre.

Nachrichten durchblättern
Blackbox Archäologie

»Das Projekt hat Modellcharakter und könnte für Kultureinrichtungen wegweisend sein«, erklärt LWL-Kulturdezernentin Dr. Barbara Rüschoff-Parzinger. »Deshalb freuen wir uns sehr, dass sich die Kulturstiftung des Bundes mit uns auf das Feld der experimentellen Produktentwicklung wagt.«

Das LWL-Museum für Archäologie übernimmt die Leitung des Verbundprojektes. Museumsleiterin Dr. Doreen Mölders: »Die Archäologie steckt in einem Dilemma: Auf der einen Seite steht die notwendige Pflicht und Fürsorge gegenüber dem kulturellen Erbe, auf der anderen das Bedürfnis nach gegenwartsorientiertem Wissensaustausch, der auf Publikumsbeteiligung abzielt.« Da seien digitale Formate eine Chance, gerade auch für die Altertumskunde.

Den Wissensaustausch will das Projekt »Blackbox Archäologie« mit digitalen Erlebniswelten ermöglichen. Hierfür sollen spezielle Anwendungen entwickelt werden, die die Archäologie mit ihren Methoden des Ausgrabens, Dokumentierens, Restaurierens und Archivierens für alle erfahrbar macht. »Virtual« und »Augmented Reality« kommen zum Einsatz sowie eine digitale Plattform, die als »Serious Game« - also »ernsthaftes Spiel« im Gegensatz zum rein unterhaltenden - analoge und digitale Museumserlebnisse miteinander verbinden soll.

Digitale Formate sollen aber auch Teil einer besucherorientierten Ausstellungspraxis werden. »Museen sollen nicht nur den Museumsbesuch fördern, sondern sich in ihrem Selbstverständnis hin zu einem sogenannten dritten Ort mit Qualitäten eines Co-Laboratoriums, also eines Experimentierraumes verändern«, so Dr. Josef Mühlenbrock, Leiter des LWL-Römermuseums. Das LWL-Archäologiemuseum, das LWL-Römermuseum und das Deutsche Bergbau-Museum Bochum wollen in Zukunft verstärkt abteilungsübergreifend in Querschnittsgruppen arbeiten und dabei kreative Methoden aus der Technologie-Branche einführen.

»Wir wollen nicht an unseren Zielgruppen vorbeikuratieren und -vermitteln, sondern mit ihnen gemeinsam in einen Verbund treten, experimentieren, entdecken und entwickeln. Besonders spannend für uns alle sind dabei natürlich die Nicht-Besucherinnen und -Besucher«, erklärt Prof. Dr. Stefan Brüggerhoff, Direktor des Deutschen Bergbau-Museums Bochum. Daher beabsichtige der Projektverbund, einen Beirat zu gründen, der nicht wie üblich aus Wissenschaftlern und Expertinnen bestehe, sondern aus Schülern, Jugendlichen, Vereinsmitgliedern, Lehrerinnen und vielen mehr. Darüber hinaus wollen die Museen durch offene Workshops sowie Befragungen und Evaluierungen Besucherinnen an musealen Themen teilhaben lassen.

»Versetzt man sich in die Zukunft und betrachtet digitale Medien als Kulturgüter einer vergangenen Zeit, so scheint die Archäologie prädestiniert für das Thema Digitalität zu sein«, meint Mölders. Archäologie ließe sich bei genauerer Betrachtung eben nicht auf das abenteuerliche Suchen und Entdecken bei Ausgrabungen reduzieren. »Archäologie sensibilisiert vielmehr für die Lesbarkeit von und den Umgang mit materieller Kultur. Vielleicht hilft sie sogar, die Welt mit ihren Dingen und Ressourcen in Zukunft bewusster wahrzunehmen.«

Die Ergebnisse von »Blackbox Archäologie« werden nach Abschluss des Projektes auch anderen Kultureinrichtungen zur Verfügung stehen und sollen diese Einrichtungen bei der Umsetzung einer »Kultur der Digitalität« unterstützen.