In Dresden zu sehen: lebensechte Rekonstruktion eines über 4 Millionen Jahre alten Vormenschen

Ab sofort zeigen die Senckenberg Naturhistorische Sammlungen Dresden die besondere Rekonstruktion eines Vormenschen-Kopfes. Das Modell des »Ardi« genannten Individuums wurde auf der Grundlage eines rund 4,4 Millionen Jahre alten Schädels eines Ardipithecus ramidus aus Äthiopien rekonstruiert - so detailgetreu und lebendig wie möglich.

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Rekonstruktion des weiblichen Ardipithecus ramidus durch das Senckenberg Forschungsinstitut © Senckenberg Gesellschaft
Rekonstruktion des weiblichen Ardipithecus ramidus durch das Senckenberg Forschungsinstitut © Senckenberg Gesellschaft

Die jetzt in Dresden gezeigte Rekonstruktion wurde in monatelanger Handarbeit von der Präparatorin Hildegard Enting am Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum in Frankfurt am Main rekonstruiert. Als Vorlage diente ein 4,4 Millionen Jahre alter Schädel eines weiblichen Vormenschen, die nach dem heutigen Wissenstand zumindest als Ur-Cousine von Lucy gilt und somit auch ein Teil unseres Stammbaumes ist. Der Schädel von »Ardi« wurde bereits in den 1990er Jahren in Äthiopien gefunden, jedoch erteilte man erst im Jahre 2010 die Genehmigung zur Erstellung von Kopien.

Mit dem Spitznamen »Ardi« bezeichneten seine Entdecker den im Oktober 2009 publizierten Fund des ungewöhnlich vollständig erhaltenen weiblichen Skeletts. Für »Ardi«, die als das älteste hominine Skelett gilt, wurde ein Gewicht von 51 kg und eine Körpergröße von ungefähr 120 cm berechnet. Die Untersuchung ihres Körperbaus veranschaulichte eindrücklich, dass sich die Schimpansen weit weniger als Modell für den Körperbau der frühen Hominini eignen, als zuvor von vielen Forschern angenommen worden war.

Die Senckenberg Gesellschaft entschied sich für das aufwändige Projekt einer Rekonstruktion, denn sowohl Wissenschaftler als auch Ausstellungsbesucher sollten einen authentischen Eindruck vom Aussehen unserer Vorfahren erhalten. Demzufolge wurde der Kopf von »Ardi« mit hohem Aufwand und nach wissenschaftlichen Kriterien rekonstruiert. Vergleiche mit Präparaten heute lebender Tiere halfen, kleinste Muskelverläufe nachzubilden und die Hautstruktur mit ihren unzähligen Falten, Fältchen und Poren einzuarbeiten. Selbst die Haare, die zu einem großen Teil von menschlichen Spendern stammen, klebte Hildegard Enting einzeln per Hand in die Kopfhaut der modernen Ardi.

Die Senckenberg-Ausstellung »Safari zum Urmenschen«, in der nun auch die neue Rekonstruktion zu sehen ist, wird noch bis zum 30.04.2012 im Japanischen Palais Dresden gezeigt. Die Ausstellung ist jeweils dienstags bis sonntags von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Am Karfreitag (09.04.2012) ist die Ausstellung geschlossen, dafür aber am Ostermontag (12.04.2012) geöffnet.