Archäologische Stätten zum Untergang verurteilt?

Türkei erfüllt weiterhin Auflagen für das Ilisu-Staudammprojekt nicht

Die Kampagne »Stop Ilisu - Rettet Hasankeyf« fordert die Einstellung des Bauvorhabens. Ein Dokumentarfilm über das Projekt und seine Folgen startet im September in deutschen Kinos.

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Hasankeyf
Hasankeyf (Foto: Nevit Dilmen)

In Südostanatolien soll am Tigris ein gigantischer Staudamm errichtet werden. Den Bau finanzieren europäische Banken - mit Absicherung durch staatliche Exportkreditagenturen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Durch den Bau des Staudamms verlieren zigtausende von Menschen ihre Heimat, die Täler des Tigris und seiner Zuflüsse würden auf einer Länge von etwa 400 km zerstört, Siedlungen, Ackerland und zahlreiche archäologische Stätten in den Fluten versinken.

Der Oberlauf des Tigris zählt zu den ältesten Kulturregionen der Erde, dem Fruchtbaren Halbmond. Hier wurde der Getreideanbau entwickelt und hier entstanden die ersten festen Siedlungen der Menschheit. Praktisch alle Hochkulturen des Vorderen Orients haben in dem vom Staudammbau betroffenen Gebiet ihre Spuren hinterlassen: Von den Sumerern über die Hethiter, Assyrer und Meder bis zu den Persern und Achämeniden. Das wohl bekannteste Kulturerbe, das den Wassermassen zum Opfer fallen soll, ist die antike Stadt Hasankeyf.

Um die Folgen des Bauvorhabens abzumildern, wurden die Kreditzusagen an zahlreiche Auflagen geknüpft. Obwohl die Türkei bisher keine der Auflagen zufriedenstellend erfüllt hat, wurde bereits mit Grundstücksenteignungen und sogar mit Bauarbeiten begonnen.

Allerdings werden die Pläne nicht widerstandslos hingenommen: die Kampagne »Stop Ilisu - Rettet Hasankeyf!« geht mit wachsender Unterstützung gegen das Staudammprojekt vor. Sie fordert u.a. die Ernennung von Hasankeyf zum UNESCO Weltkulturerbe, um den Schutzbemühungen weiteres Gewicht zu verleihen. Auf der Internetseite www.stopilisu.com informiert die Kampagne über ihre Aktivitäten und die Hintergründe des Projektes. Zudem soll der Dokumentarfilm »Und macht euch die Erde untertan« von Christoph Walder, der im September in mehreren deutschen Kinos startet, eine größere Öffentlichkeit für das bedrohte Kulturerbe sensibilisieren.

Wer dem Protest gegen die Zerstörung des kulturellen Erbes und der Heimat von über 50.000 Menschen Ausdruck verleihen möchte, kann dies durch einen Brief an Bundesaußenminister Steinmeier auf dieser Seite direkt online tun. Auf der Kampagnen-Website findet man außerdem Textvorschläge für Protestbriefe an die Deka-Bank, die der türkischen Regierung einen Kredit über 114 Mio € für den Bau des Staudamms gewährt und die Züblin AG, die sich am Bau beteiligen will.

Vorführungen des Films »Und macht euch die Erde untertan«

  • Mi. 3.9. um 20.00 Uhr: Köln
    (Filmforum im Museum Ludwig, Bischofsgartenstr. 1)
  • Do. 4.9. um ca. 19.15 Uhr: Berlin
    (Kino Babylon, Rosa Luxemburg Str. 30)
  • Do. 18.9. um 19.30 Uhr: Hamburg
    (Kino Abaton, Allendeplatz 3)
  • Fr. 19.9. um 20.30 Uhr: Bremen
    (Kino 46, Waller Heerstr. 46)
  • Mi. 8.10. um 20.00 Uhr: München
    (Kino Atelier, Sonnenstr. 12)

Weitere Vorführtermine sollen bundesweit folgen. Hier können Sie schon mal den Trailer anschauen:

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