"Steinzeit"-Soap in der ARD: Das dreckige Dutzend
Gelebte Geschichtsforschung: Für "Steinzeit - Das Experiment" quartierte die ARD eine Gruppe Freiwilliger in eine Pfahlbausiedlung ein - und ließ sie unter prähistorischen Bedingungen das Überleben üben. Die Retro-Soap soll nicht nur unterhalten, sondern auch die Wissenschaft voranbringen. Artikel im Spiegel Online vom 27.5.2007. Sprache: deutsch
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Das Steinzeit – Experiment
The Show must go on!
Eine Serie dilettantischer Peinlichkeiten ließ lehrende “Aha –Effekte” vermissen, erzeugte aber beim Zuschauer für unangebrachtes Mitleid für die unbeholfenen Protagonisten. Es regnete durch die Schilfdächer der Behausungen. Die wahren Steinzeitmenschen hätten das Dach mit dichten Grassoden bedeckt, das Gras hätten sie nach unten gekämmt und jeder regnerische Niederschlag wäre daran oberflächlich abgetrieft bzw. hätte die dicke Erd-Wurzelschicht nicht durchdrungen. Hausschweine hätte man nicht vor den Augen der Kinder töten müssen. Schweine wurden frei gejagt und erlegt. In fortgeschrittenen Kulturen führte ein Schweinehirt die Tiere zu den Futterplätzen. Hausschweine gab es nicht, da die nahrungsmäßige Versorgung der Tiere zuviel Aufwand erforderte. Kein klardenkender Steinzeitmensch hätte einen See mit seinem Einbaum überquert. Damals wie heute hätte man sich nie weiter als ca. 30 Meter vom Ufer entfernt, um bei negativer Wetteränderung rasch das Ufer zu erreichen. Kein Steinzeitmensch der nördlichen Hemispähre wäre mit derartigen Fellschuhen in nasse Gegenden gewandert. Die Verantwortlichen mögen die Art und Form steinzeitlicher Fußbekleidung wohl nachempfunden haben aber die Materialvorbereitung und die Machart hatten sie nicht erkannt bzw. begriffen. Hätten sie das Leder vorher geräuchert (smoked Hide), wie es von vielen kanadischen Indianern noch heute praktiziert wird, so hätten die Protagonisten trockene Füße behalten und das Schuhwerk hätte sich nicht um einige Nummern vergrößert. So läßt sich mit Fug und Recht sagen: „Schuster bleib bei deinen Leisten!“ Fazit: Neuauflage des Dschungelcamp –Klamauks in heimischen Gefilden. Anton Lennartz, Survivaltrainer
Kommentar von: Anton Lennartz, 2007-06-02 03:20:00