Neue Ergebnisse zur Ausrüstung und Bekleidung des Mannes aus dem Eis

Versuche die Fellreste zu bestimmen gab es in den fast 25 Jahren Forschung rund um den Mann aus dem Eis mehrere – nicht zuletzt daran lässt sich auch die rasante Entwicklung der wissenschaftlichen Untersuchungsmöglichkeiten in den vergangenen Jahrzehnten aufzeigen. Ein Forschungsteam des Institutes für Mumien und den Iceman an der EURAC um Niall J. O'Sullivan hat in der vergangenen Woche neue Resultate der genetischen Untersuchungen einiger Lederreste aus dem Fundkomplex "Mann aus dem Eis" vorgelegt. Dabei handelt es sich um die Analyse von neun Leder- bzw. Fellproben und die Bestimmung deren mitochondrialer DNA.

Köcher des Mannes aus dem Eis
Köcher des Mannes aus dem Eis (© Südtiroler Archäologiemuseum/Harald Wisthaler)

Joachim Lange hatte bereits 1992 die vorläufigen Befunde zu seinen mikroskopischen Untersuchungen der Fellreste veröffentlicht. Im selben Jahr hatten auch Willy Groenmann van Waateringe Ötzis Lederreste unter dem Mikroskop untersucht und bestimmt. Auf die Bestimmungen der Tierarten aufgrund der Oberflächenstruktur der Lederreste folgte ein erster Versuch mithilfe naturwissenschaftlicher Methoden zu Resultaten zu gelangen. Eine Forschergruppe aus Saarbrücken um Klaus Hollemeyer hat 2012 anhand der Peptid-Analyse (PMFS) durch Bestimmung des Keratin- und Collagen-Gehaltes die Tierarten bestimmt. Cristina Olivieri hat 2012 erstmals genetische Untersuchungen (mitochondriale DNA) an kleinen Fellresten, die allerdings keinen Kleidungsstücken zuzuweisen sind, durchgeführt.

Neu ist nun die Erkenntnis, dass der Köcher des Mannes aus dem Eis nicht wie bisher angenommen aus Gämsenleder hergestellt worden ist, sondern aus Rehfell bzw. Rehhaut. Frank Maixner, Mitglied der Forschergruppe unterstreicht jedoch, dass sich das Ergebnis vorerst auf die entnommene Probe bezieht und es nicht ausgeschlossen ist, dass andere Komponenten des Köchers doch auch aus Gämsenleder hergestellt worden sind. Eine Probe vom Lendenschurz weist ebenfalls, entgegen der bisherigen Annahme, auf Schafsleder hin – bislang ist man von Ziegenleder ausgegangen. Nachgewiesen werden konnte auch, dass ein Schnürriemenstück eines Schuhs vom Rind stammt.

Die genetische Untersuchung der Bekleidungsreste ergab neben der Bestimmung der Tierart auch vertiefende Einblicke in die Geschichte der Domestikation, die zur Zeit des Mannes aus dem Eis, also vor über 5000 Jahren, bereits seit langem entwickelt war. Die Haplogruppen der anhand der Lederreste identifizierten domestizierten Tiere gehören zu heute noch verbreiteten europäischen Populationen. Das Fell der Mütze des Mannes aus dem Eis konnte als Braunbär bestimmt werden, der einer westeuropäischen Linie entstammt.

Diese ersten Ergebnisse zeigen, dass genetische Untersuchungen von archäologischen Objekten das Wissen um unsere Vergangenheit erweitern und vertiefen können. Die Projektgruppe wird diese im Rahmen der Tagung „25 Jahre Forschung am Mann aus dem Eis" vom 19. - 21.9.2016 in Bozen vorstellen.

Lendenschurz des Mannes aus dem Eis
Lendenschurz des Mannes aus dem Eis (© Südtiroler Archäologiemuseum/Harald Wisthaler)
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