Elfenbein in der Archäologie - Jahrestagung zur Elfenbeinforschung an der Uni Mainz

Kürzlich hat das Internationale Zentrum für Elfenbeinforschung (INCENTIVS) an der Universität Mainz die Untersuchung von 36 prähistorischen Elfenbeinobjekten abgeschlossen, die vor circa 4000 Jahren auf der Iberischen Halbinsel hergestellt worden sind. Dies ist mit ein Grund, dass die am 12. April veranstaltete 4. Jahrestagung das Thema "Elfenbein in der Archäologie" hat.

In Spanien gefundene ca. 4000 Jahre alte Grabbeigaben (Knöpfe und einen Dolchknauf) aus Elfenbein. (Foto. DAI)

"Wir haben in letzter Zeit sehr interessante und archäologisch wertvolle Objekte hier in Mainz untersucht und werden die Tagung auch nutzen, um einen Teil dieser Arbeiten vorzustellen", erläutert INCENTIVS-Projektleiter Banerjee. Zu den Highlights gehörten beispielsweise die Materialbestimmung einer Kreuzigungsgruppe, die nahe Paderborn gefunden wurde, und die Untersuchung von Elfenbeingegenständen aus einem Kindergrab beim Frankfurter Dom.

Bei der Tagung werden allerdings die jüngsten Forschungsarbeiten der Mainzer und ihrer spanischen Kollegen im Vordergrund stehen: 36 prähistorische Elfenbeinobjekte aus archäologischen Museen in Madrid, Alicante und Sevilla waren nach Mainz gebracht worden, um sie hier auf Art und Herkunft des Elfenbeins zu untersuchen und somit weitere Indizien zu Handelswegen in der Kupfer- und der Frühen Bronzezeit zu erhalten. Dr. Thomas Schuhmacher vom Deutschen Archäologischen Institut (DAI) in Madrid wird die nach seinen Worten "hochspannenden Ergebnisse" vorstellen, die neuen Aufschluss über die frühen Beziehungen zwischen östlichem und westlichem Mittelmeerraum geben.

So ergaben die Analysen des Materials, dass die Gegenstände überwiegend aus dem Elfenbein von asiatischen Elefanten und afrikanischen Waldelefanten sowie zu einem kleinem Teil aus dem Elfenbein von afrikanischen Steppenelefanten hergestellt wurden. Afrikanische Waldelfanten kamen vor 4000 Jahren unter anderem auf dem Gebiet des heutigen Marokko vor. Wahrscheinlich stammt das verwendete Elfenbein dieser Art von dort. Steppenelefanten gibt es heute in weiten Teilen West- und Zentralafrikas. Ihre damalige Verbreitung ist jedoch nicht genau bekannt. Auch die Herkunft des Elfenbeins der asiatischen Elefanten ist - bis auf den Kontinent natürlich- bislang unklar. Theoretisch hätte das Elfenbein auch von Mammuts, Walrossen, Narwalen oder Nilpferden stammen können.

"Elfenbein war in allen Epochen ein interessantes Material für Handwerker und Kunstschaffende", so Banerjee. Zu den ältesten bekannten Kunstwerken des Menschen gehört der "Löwenmensch", eine knapp 30 Zentimeter große Figur aus Mammutelfenbein, die vor etwa 32.000 Jahren nur mit Steinwerkzeugen geschaffen wurde. Auch zum Löwenmenschen ist bei der Jahrestagung ein Referat vorgesehen. Es werden außerdem die in Mainz verfügbaren Methoden zur Untersuchung von archäologischem Elfenbein vorgestellt und die damit verbundenen Schwierigkeiten erläutert.

12. April 2007 ab 9.30 Uhr
4. Jahrestagung des Internationalen Zentrums für Elfenbeinforschung
"Elfenbein in der Archäologie"

Senatssaal (Raum 702)
Naturwissenschaftliches Institutsgebäude
Becherweg 21
Campus der Universität Mainz
Die Öffentlichkeit ist herzlich eingeladen.

Das genaue Programm finden Sie in unserem Kalender.

Das Internationale Zentrum für Elfenbeinforschung wurde im Jahr 2003 auf Initiative von Dr. Arun Banerjee an der Johannes Gutenberg-Universität gegründet. Es verbindet Naturwissenschaften und Kulturwissenschaften, es dient Behörden und Museen, hilft Sammlern und Kunstschaffenden und macht sich um den Artenschutz und die Entwicklung von Analysemethoden verdient.

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