Acht Goldmünzen in Kalkriese gefunden

Archäologen vermelden herausragenden Fund

Bei den seit sechs Wochen laufenden Ausgrabungen im Museumspark Kalkriese sind die Forscher auf einen kleinen Schatz getoßen: Acht prägegleiche Goldmünzen vom Typ Gaius/Lucius hat der Boden dort freigegeben. Die Aurei wurden in den Jahren zwischen 2 v. Chr. und 4/5 n. Chr. geprägt und zählen zu den Schlussmünzen, d.h. den jüngsten Prägungen vor der Varusschlacht.

Goldmünzen vom Schlachtfeld
Gefunden auf dem antiken Schlachtfeld in Kalkriese: Acht Goldmünzen. Foto: Hermann Pentermann, Varusschlacht im Osnabrücker Land

Da das Edelmetall bereits in der Antike von außerordentlichem Wert war, gelangte es nur in Ausnahmefällen, meistens in der Folge von Natur- oder Brandkatastrophen sowie kriegerischen Ereignissen, in den Boden. »Der Fund von acht römischen Goldmünzen (aurei) gehört zu den außerordentlichen Glücksfällen. Von den bislang sieben in Kalkriese gefundenen Goldmünzen kennt man vom Schlachtfeld am Oberesch nur zwei weitere aurei. Die Zahl hat sich mit dem Neufund auf einen Schlag vervielfacht«, berichtet der wissenschaftliche Leiter Prof. Dr. Salvatore Ortisi von der Universität Osnabrück. Insgesamt wurden in der Vergangenheit auf dem antiken Schlachtfeld und im Umfeld bei Prospektionen und Ausgrabungen sieben Goldmünzen gefunden.

Die gefundenen Goldmünzen sind durchweg in einem guten Erhaltungszustand. Sie zeigen zum Teil deutliche Spuren der Verwendung und sind durch den Gebrauch an den Kanten abgegriffen. »Dieser Fund zeigt einmal mehr die Faszination die nach wie vor von dem Ort und dem antiken Schlachtfeld in Kalkriese ausgeht. Immer wieder gibt der Boden hier herausragende Funde frei, die es ermöglichen das Schlachtgeschehen in Kalkriese Stück für Stück besser nachzuvollziehen«, so Landrat Dr. Michael Lübbersmann. »Der Forschungsbedarf zur Varusschlacht auf dem antiken Schlachtfeld in Kalkriese ist nach wie vor groß. Neue Funde werfen neue Fragen auf«, so Lübbersmann weiter.

Die neu gefundenen Münzen lagen konzentriert in einem Umfeld von nur wenigen Metern, so dass man davon ausgehen kann, dass sie gemeinsam, als Teil eines Geldbeutels in den Boden gelangten. Wahrscheinlich ist die so genannte Barschaft im Zuge der Kämpfe auf dem Oberesch verloren gegangen oder auf der Flucht absichtlich verborgen worden. Alle aurei wurden in den Jahren zwischen 2 v. Chr. und 4/5 n. Chr. in Lyon (Lugdunum) geprägt.

Die Münzen vom Typ Gaius/Lucius werden als Schlussmünze, also als Münzen mit der jüngsten Prägung, vor der Varusschlacht datiert. Das Münzbild zeigt auf der Vorderseite den Kopf des Kaisers Augustus, auf der Rückseite die kaiserlichen Prinzen Gaius und Lucius Caesar. Zwischen den beiden Caesaren sind zwei Schilde, Lanzen und religiöse Gerätschaften so genannte Litui zu sehen, die auf die militärischen und religiösen Funktionen der beiden Prinzen als designierte Nachfolger des Augustus anspielen.

Ein aureus stellte zur Zeit des Kaisers Augustus (27 v.-14 n. Chr.) einen erheblichen Wert dar. Er entsprach in etwa dem Monatslohn und reichte aus, um in Rom eine ganze Familie einen Monat zu ernähren. Der kleine Goldhort hätte demnach ausgereicht, seinen Besitzer ein Jahr lang gut zu versorgen. Man kann davon ausgehen, dass die Barschaft einem Offizier oder einem höher gestellten römischen Soldaten gehört haben könnte. Die acht in Kalkriese gefundenen Goldmünzen sind bis auf eine Münze prägegleich. Auf einer Münze tragen Gaius und Lucius die Lanzen und Litui im Vergleich spiegelverkehrt.

Seit gut sechs Wochen graben das Archäologie-Team aus Kalkriese und die Wissenschaftler der Universität Osnabrück im Museumspark. Bei den ausgewählten Arealen handelt es sich um zwei Schneisen in Richtung Mittellandkanal, die bei den bisherigen Untersuchungen noch kaum berücksichtigt worden sind. Der Münzfund wurde im zweiten Suchschnitt gemacht, der aufgrund einer Baumaßnahme des Museums angelegt wurde.

»Die Münzen, weitere aktuelle Funde und Befunde werden wir schon in diesem Jahr unseren Besuchern in einer kleinen Kabinettausstellung zeigen«, freut sich Dr. Joseph Rottmann, Geschäftsführer der Varusschlacht im Osnabrücker Land. »Kalkriese ist ein Standort international anerkannter Forschung und nach wie vor eine lebendige Quelle. Das möchten wir auch unseren Besuchern immer wieder nahe bringen«, ergänzt Rottmann. Die Kabinettausstellung startet mit einem Vortrag des örtlichen Grabungsleiters Marc Rappe am 13. November 2016 und wird bis zum 15. Januar 2017 in Museum und Park Kalkriese zu sehen sein. Weitere Informationen werden im Vorfeld auf der Homepage des Museums unter www.kalkriese-varusschlacht.de veröffentlicht.

Die derzeitige Grabungskampagne wird im Rahmen der Grundförderung durch das Land Niederachsen und den Landkreis Osnabrück ermöglicht. Projektbezogen haben die Stiftung der Sparkasse Osnabrück, die Varus-Gesellschaft, MBN Bau AG und die Firma Grotemeier die Grabungen unterstützt.

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