Die letzte Blüte der friulanischen Burgen

Zum Ende des 15., Anfang des 16. Jh. wurden die meisten mittelalterlichen Burgen in den Randgebieten Friauls nacheinander verlassen. Bis zu ihrer Aufgabe erfolgten jedoch immer wieder umfangreiche An-, Um- und Ausbauten. Ob der nun marginalen militärischen Bedeutung konnten die einst wehrhaften und entsprechend tristen Bauten für Wohnfunktionen aufgewertet werden. Das Spätmittelalter kennt dadurch selbst auf kleinen Burgen eine blühende Wohnkultur nach höfischem Vorbild, deren fortifikatorischer Charakter zugunsten einer repräsentativen Wirkung aufgegeben wurde: große Fensteröffnungen belebten die Innenräume, ebenerdige Zugänge ermöglichten einen bequemen Zugang, Schaufassaden gaben den Befestigungsanlagen den Anschein von Villen. Kamine, nun bevorzugte Ausstattung der herrschaftlichen Wohnräume, entstanden fast alle erst im Lauf des 16. Jh., mit verheerender Wirkung für die Bausubstanz.

Die Ausbaufähigkeit einer Burg war jedoch begrenzt. Nach Möglichkeit wurden Standorte in der Ebene, an der Adriaküste oder in städtischen Zentren aufgesucht. Die Aufgabe der Burgen wurde, so sie nicht im Zusammenhang mit dem österreichisch-venezianischen Krieg stand, oft nicht einmal für erwähnenswert erachtet, da sie nur die Konsequenz eines längeren Prozesses darstellte. Die Besatzungen waren auf wenige Personen zusammengeschmolzen, die kaum über Bewaffnung verfügten und gegenüber der Entwicklung stehender Heere dieser Zeit keine militärische Relevanz besaßen. Die Anlagen verbleiben oft als Standorte einer ausgedehnten Weidewirtschaft in der Hand von Landwirten.

Den Prozess der Offenlassung beschleunigten kleinere Erdbeben. So überließen weitestgehend alle Bewohner die unwirtlichen, schlecht gelegenen und unmodernen mittelalterlichen Befestigungen dem Verfall. Nur den Burgkapellen wurde weiterhin Bedeutung beigemessen. Mitunter sollten neu errichtete Kirchen den Bestand der Immobilie Burg sichern. Das gelang mitunter bis Mitte des 17. Jh., während die Befestigungen ohne eine solche meist ausgedehnter Baustoffgewinnung dienten.

Es bleibt anzumerken, dass der These von der Aufgabe der Burgen zu Beginn des 16. Jh. vereinzelt widersprochen wird (ULMER 1999, 12). Darin spiegelt sich die eingangs analysierte und kritisierte Burgenromantik, die eine Schwerpunktverlagerung in der Verteidigung auf Städte und technologisch fortgeschrittene Waffen zwar eingesteht, aber nicht unbedingt akzeptiert. Gerade an Friaul lässt sich dieser Wechsel beispielhaft an Festungsbau wie z.B. in Palmanova demonstrieren.