Neuaufnahme des Obergermanisch-Raetischen Limes

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Römische KaiserzeitLimesWehrbauten

Das mit 550 km längste Bodendenkmal Europas ist eine große Herausforderung für die Bodendenkmalpflege der Anrainerländer Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Oft stellt die Aufnahme durch die Reichs-Limeskommission der Jahre um 1900 immer noch die Grundlage für Raumordnungsverfahren und andere planungsrechtliche Vorgänge dar. Da sich in den 100 Jahren seit der letzten Aufnahme am Verlauf der Grenzbefestigung und den Kastellplätzen viel getan hat, bot die von der UNESCO geforderte aktuelle Zustandsbeschreibung für das zukünftige Weltkulturerbe die Gelegenheit, den gesamten Limes erneut aufzunehmen.

Dazu sind aktuell vier Streckenkommissare am Limes unterwegs, um den heutigen Zustand des Denkmals zu beschreiben. Ausgestattet mit aktuellem Kartenwerk, Fotoapparat, Notizblock und den Erkenntnissen der Kollegen vor 100 Jahren laufen sie jeden Meter des Limes ab und überprüfen, wo Reste von Wall und Graben bzw. Mauer und der am Limesverlauf stehenden Wachttürme erhalten sind. Die sichtbaren Teile werden in diesem Zusammenhang auch neu vermessen und zwar mit modernster Technik. Ausgestattet mit modernen Satellitenvermessungsgeräten (GPS) können die Streckenkommissare die Lage exakt bestimmen.

Generell wird im Streckenverlauf (sowohl bei sichtbaren wie auch bei abgegangenen Abschnitten) auch die aktuelle Flächennutzung (Wald, Wiese, Acker, Bebauung) aufgenommen, um akute und zukünftige Bedrohung erkennen und dieser ggf. entgegenwirken zu können.

Problemfälle werden durch die Streckenkommissare im persönlichen Gespräch mit den Anrainern und Kommunen diskutiert. Die Treffen sollen ebenfalls der Information über das Projekt und den Limes selber dienen. Es werden aber auch zukünftige Planungen der Kommunen eruiert, wenn sie Flächen der Kastelle oder des Limesverlaufs selbst betreffen.

Die Streckenkommissare versuchen, durch intensive Öffentlichkeitsarbeit vor Ort das Interesse der Bevölkerung für ihr (Weltkultur-) Erbe zu wecken. Dabei fällt auf, dass bei den Bewohnern der Anrainergemeinden oft ein Wissen und Bewusstsein für den Limes vorhanden ist. Dies stellt sicherlich die gute Grundlage dar, auf der ein zukünftiger Schutz des Weltkulturerbes gegründet werden soll.