Menschheitsentwicklung

Zur Geschichte des Neandertalerfundes
Als im Jahr 1856 in einem wildromantischen Tal bei Düsseldorf ein menschliches Skelett gefunden wurde, wußte man dies nicht recht einzuordnen. Zwar glaubte schon der Finder, hier die Überreste eines eiszeitlichen Menschen vor sich zu haben, bis dies von der Wissenschaft anerkannt wurde und eine Menschenart schließlich nach dem Fundort »Neanderthaler« (bzw. Homo sapiens neanderthalensis) benannt wurde, sollte noch einige Zeit vergehen. Erich Leverkus berichtet über die folgenschwere Entdeckung eines Realschullehrers.
WissenschaftsgeschichteDeutschlandHomo neanderthalensisEvolution
Lesen
Die Neandertaler - eine hochspezialisierte Art
Daß der Neandertaler besonders gut an die klimatischen Verhältnisse der Eiszeit angepaßt gewesen sei, nur schlecht mit Werkzeugen umgehen konnte und sich ausschließlich von Fleisch ernährte, sind einige ebenso weit verbreitete wie falsche Annahmen. Was Neandertaler tatsächlich besser oder schlechter konnten als heutige Menschen, zeigt dieser Artikel von Alfred Czarnetzki und Carsten M. Pusch.
Homo neanderthalensisEvolution
Lesen
Die ungewöhnlich frühen modernen Menschen im Nahen Osten
Die Fundorte von Qafzeh und Skhul in Israel sind in vielerlei Hinsicht ungewöhnlich - in einer Region, die davor und danach von Neandertalern besiedelt wurde, lebten in der Mittleren Altsteinzeit Vertreter der modernen Menschen. Ein Artikel von Erik Trinkaus über Unterschiede und Gemeinsamkeiten zweier Menschenarten und zur Besiedlungsgeschichte des Nahen Ostens.
Vorderasien/Naher OstenHomo neanderthalensisEvolution
Lesen

Nachrichten

Karte der Probennahmestellen

Moderne Menschen haben einen Teil ihrer Abstammung durch Vermischung mit mehreren genetisch unterschiedlichen Gruppen des Denisova-Menschen geerbt. Die Kontakthistorie mit diesen blieb jedoch bisher unklar. In einer kürzlich veröffentlichten Studie führten Forschende die erste systematische paläogenetische Analyse von DNA-Segmenten durch, die vom Denisova-Menschen vererbt wurden und sowohl bei Menschen, die vor langer Zeit gelebt haben, als auch bei heute lebenden Menschen identifiziert wurden. Mithilfe der Rückverfolgung dieser Segmente über die letzten 40.000 Jahre gelang es dem Forschungsteam, die Dynamik des genetischen Erbes des Denisova-Menschen auf dem eurasischen Kontinent im zeitlichen und räumlichen Verlauf zu rekonstruieren.

Forschung
Weiterlesen
Vorbehandlung Radiokarbonproben

In einer neuen Studie berichtet ein internationales Team unter der Leitung der Universität Wien über die Entdeckung und Extraktion alter DNA aus einem winzigen, 5 cm langen Neandertaler-Knochen. Der Knochen wurde auf der Krim-Halbinsel gefunden und gibt spannende Aufschlüsse über Fernwanderungen während des späten Pleistozäns vor 40.000 bis 50.000 Jahren. Die aus dem Knochen extrahierte alte DNA zeigte, dass er genetisch am nächsten mit Neandertalern aus der über 3.000 Kilometer entfernten Altai-Region in Sibirien verwandt war. Klimamodelle deuten darauf hin, dass Neandertaler-Gruppen wahrscheinlich während einer Zeit mit günstigen klimatischen Bedingungen über die weiten Steppen Eurasiens gewandert sind.

Forschung
Weiterlesen
Flusspferd und Mammut am Oberrhein

Flusspferde, die heute nur noch in Afrika südlich der Sahara vorkommen, haben in Mitteleuropa viel länger überlebt als bisher angenommen. Analysen von Knochenfunden zeigen, dass Flusspferde noch vor etwa 47.000 bis 31.000 Jahren im Oberrheingraben lebten, also während der letzten Eiszeit.

Forschung
Weiterlesen
Equus mosbachensis Schädel im Paläon

Ein Forschungsteam des Senckenberg Centre for Human Evolution and Palaeoenvironment an der Universität Tübingen und von der Forschungsstation Schöningen hat erstmals das Erbgut der ausgestorbenen Pferdeart Equus mosbachensis aus der rund 300.000 Jahre alten Fundstelle Schöningen in Niedersachsen rekonstruiert. Aufgrund außergewöhnlich guter Erhaltungsbedingungen konnten die Forschenden damit die bislang älteste DNA aus einem offenen Fundplatz nachweisen. Ihre Analysen zeigen zudem, dass die Schöninger Pferde zu einer Pferdelinie gehören, die als Ursprung aller modernen Pferde gilt.

Forschung
Weiterlesen
CT-Scan: Knochen eines embryonalen Schimpansen

Das Becken spielt eine Schlüsselrolle in der Evolution des aufrechten Gangs des Menschen. Über Millionen von Jahren hat sich seine Anatomie radikal verändert und letztlich zum Gang auf zwei Beinen geführt. Eine neue internationale Studie unter Leitung von Wissenschaftler:innen der Harvard University – mit wesentlichen Beiträgen des Museums für Naturkunde Berlin – konnte nun die Schritte entschlüsseln, die das menschliche Becken im Laufe von Millionen von Jahren so veränderten, dass zweibeiniges Gehen möglich wurde.

Aus aller Welt
Weiterlesen
KI-gernerierte Darstellung der Fettfabrik-Fundstelle

Am Fundplatz Neumark-Nord im Tal der Geisel zeigt sich: Neandertaler betrieben bereits vor 125.000 Jahren systematisch Fettgewinnung aus Knochen – ein Beleg für komplexes Ressourcenmanagement und vorausschauendes Handeln.

Neandertaler hatten am Ufer eines Sees vor 125.000 Jahren systematisch Knochen von mindestens 172 großen Säugetieren, darunter Hirsche, Pferde und Auerochsen, in zehntausende Stücke zerschlagen, um durch Erhitzen in Wasser kalorienreiches Knochenfett zu gewinnen. Solch hochkomplexes vorausplanendes Ressourcenmanagement hatte man lange nur späteren Menschengruppen zugetraut.

Forschung
Weiterlesen

Videos zum Thema

Bei den jüngsten Ausgrabungen an der Blätterhöhle in Hagen ist das Forschungsteam des LWL auf weitere menschliche Funde gestoßen. Mit einem Alter von etwa 12.000 Jahren handelt es sich um die ältesten Überreste des modernen Menschen (Homo sapiens) in Westfalen. Einzuordnen sind sie damit noch in die späte Altsteinzeit. Zu den Fundstücken gehören ein Unterkieferfragment sowie einige Zähne und Zahnfragmente eines etwa sieben Jahre alten Kindes und der abgenutzte Zahn eines Erwachsenen. Die Funde stammen aus einem ungestörten Schichtzusammenhang – dies ist einzigartig in NRW und den angrenzenden Regionen. Das Video ist eine Aufzeichnung des Livestreams vom Pressetermin am 26.05.2023 auf dem Vorplatz der Blätterhöhle. Wolfgang Heuschen (Grabungsleiter der Stadtarchäologie Hagen) sowie Dr. Jörg Orschiedt (langjähriger Leiter des Forschungsprojekts) präsentierten die Funde und ordneten sie in den (prä-)historischen Kontext ein.

Die neuen Menschenfunde stammen aus einer ausgesprochenen Kaltphase, die Zeit der letzten Rentierjäger (Ahrensburger Kultur). Die Datierung einzelner Rentierknochen aus der Höhle „Hohler Stein“ im Kreis Soest stimmen mit denen der neuen Fundschicht an der Blätterhöhle überein. An der Blätterhöhle wurden jedoch keine Knochen von Rentieren gefunden, sondern nur die Überreste von Rothirschen. Alles deutet darauf hin, dass es vor 12.000 Jahren innerhalb kürzester Zeit zu einem dramatischen Klimawandel kam. Flora und Fauna mussten sich an diese kurzfristige Erwärmung anpassen. Der Wandel hat zudem zu einer Migration von Tier und Mensch aus benachbarten Gegenden und Regionen geführt.

30.06.2023ansehen
Hightech in der Steinzeit
Der älteste Kunststoff der Menschheitsgeschichte

Im Bereich des ehemaligen Ortes Königsaue bei Aschersleben wurden in den 1960er Jahren durch Prof. Dr. Dietrich Mania sensationelle Funde gemacht. Sie zeigen uns den Stand der technischen Spitzenproduktion vor über 80.000 Jahren. Was ist der älteste »Kunststoff« der Menschheitsgeschichte? Wie wurde er in der Steinzeit verwendet? Und was hat das mit dem Fingerabdruck eines Neandertalers zu tun? Diese und weitere Fragen beantwortet Museumsdirektor Harald Meller in dieser Folge der Reihe »Museum exklusiv«. Im Rahmen einer Kurzführung wird dieses Highlight der Archäologie anhand der im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) ausgestellten Exponate beleuchtet.

08.06.2023ansehen
Gekommen um zu bleiben
Eine kurze Urgeschichte Westfalens 3/6

Die Themen der dritten Folge der Reihe »Eine kurze Urgeschichte Westfalens« reichen von der Wanderung des anatomisch modernen Menschen von Afrika nach Europa und Westfalen und das Verhältnis zum dort lebenden Neanderthaler bis hin zur Neolithischen Revolution.

11.06.2021ansehen
Die ersten Europäer
Eine kurze Urgeschichte Westfalens 2/6

In der zweiten Folge der Beitragsreihe »Eine kurze Urgeschichte Westfalens« stellt David Johann Lensing die ersten Europäer und den ältesten Fund eines von Menschen gefertigten Werkzeugs in Nordrhein-Westfalen vor.

07.06.2021ansehen
Vom Klima getrieben
Eine kurze Urgeschichte Westfalens 1/6

»Eine kurze Urgeschichte Westfalens« ist eine Beitragsreihe mit sechs Video-Essays rund um die westfälische Urgeschichte und den Werdegang der ersten Menschen. Produziert wurde sie vom LWL-Medienzentrum für Westfalen in Kooperation mit dem Autor und Content Creator David Johann Lensing aus NRW. Nach dem Vorbild von Yuval Noah Harari (»Eine kurze Geschichte der Menschheit«) und unterstützt von Fachleuten des LWL erzählt David in dieser Reihe die Urgeschichte seiner Heimatregion. In der ersten Folge geht es um den Zusammenhang der globalen Klimaentwicklung und die Anpassung der ersten Menschen in Ostafrika.

04.06.2021ansehen
Podcasts zum Thema
Wieviel haben wir mit Neandertalern gemeinsam?
Tonspur Wissen

Sie kümmerten sich empathisch um Alte und Kranke, konnten sprechen und betrieben Landschaftspflege: Erstaunlich viel verbindet uns mit den Neandertalern. Was können wir aus der Archäologie über unsere Gegenwart lernen? Ursula Weidenfelds Gesprächspartnerin Sabine Gaudzinski-Windheuser leitet das Archäologische Forschungszentrum und Museum für menschliche Verhaltensevolution (MONREPOS) des Römisch-Germanischen Zentralmuseums - Leibniz-Forschungsinstitut für Archäologie (RGZM).

08.04.2022mehr
Built on bones: the history of humans in the city

Ian Sample spricht mit Bioarchäologin Brenna Hasset über die menschliche Evolution und unser Verhältnis zu einem urbanen Lebenstil (31:46)

Ian Sample and bioarchaeologist Brenna Hassett explore the history of our relationship with an urban lifestyle – the good, the bad, and the ugly

Aus der Reihe "The Guardian's Science Weekly"

30.03.2017mehr