Antike Handschriftenerkennung: Internationale Konferenz befasst sich mit Demotischen Studien

Hieroglyphen sind die bekanntesten altägyptischen Schriftzeichen - aber hat man diese auch für das Schreiben von Einkaufslisten, Mietverträgen oder Literaturwerken verwendet? Nein! Dafür gab es kursive Schriften, die viel schneller zu schreiben waren. Eine davon heißt Demotisch. Diese Schrift ist schwer zu entziffern durch die recht individuellen Handschriften. Sie wurde von ca. 700 v. Chr. bis 500 v. Chr. gesprochen und geschrieben. Vom 4. bis 8. September treffen sich Experten aus aller Welt in Leipzig, um die aktuelle Forschung zu dieser antiken Handschrift vorzustellen.

Stein von Rosetta (Ausschnitt mit demotischer Schrift)
Demotische Schriftzüge auf dem Stein von Rosetta. Bild: Einsamer Schütze, British Museum Egypt 041, bearbeitet, CC BY-SA 3.0

Neue demotische Texte finden sich an vielen Orten: bei aktuellen Ausgrabungen in Ägypten oder auch bei der Arbeit in Archiven. Ein Vortrag der »International Conference of Demotic Studies« (ICDS) in der Bibliotheca Albertina nimmt bisher unveröffentlichte demotische Schildchen aus dem Louvre in Paris in den Blick. Auch Eheverträge werden ein Thema sein: Diese Dokumente zum Familienleben liefern interessante Erkenntnisse über das Zusammenleben von Mann und Frau im Alten Ägypten.

Ein weiterer Schwerpunkt der vom Ägyptologischen Institut der Universität Leipzig organisierten Konferenz liegt auf Texten zur Magie und zur antiken Astronomie. Einige davon sind zweisprachig - Demotisch und Griechisch. Das Griechische war Verkehrssprache in Ägypten von 300 v. Chr. bis ins 7. nachchristliche Jahrhundert. Daher lässt sich die Zweisprachigkeit der Menschen in dieser Zeit gut beobachten. Einige Wissenschaftler stellen dazu neue Forschungsergebnisse vor. Die demotischen Romane über Setna, den Sohn des Pharaos Ramses II., sind Weltliteratur. Doch auch zu diesen gut bekannten Werken gibt es neue Erkenntnisse, die bei der Konferenz in Leipzig diskutiert werden. Demotische Studien werden in Europa, Ägypten und Nordamerika betrieben. Auch aus Ländern wie Japan und Neuseeland kommen einzelne Forscher. Etwa 70 nehmen an der Konferenz in Leipzig teil.

»Es ist das erste Mal, dass diese Konferenz in Leipzig stattfindet. Die Erforschung Ägyptens und seiner Sprachen unter den Griechen und Römern wird hier seit den letzten Jahrzehnten intensiv betrieben«, sagt Dr. Franziska Naether vom Ägyptologischen Institut der Universität Leipzig, die die Veranstaltung organisiert. Für alle an dem Thema Interessierten gibt es eine Sonderausstellung im Ägyptischen Museum: die Schau »Bekriegt. Besetzt. Bereichert. Ägypten zwischen Spätzeit und Spätantike«. Sie ist vom 8. September bis 10. Dezember zu sehen.

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