Kreisgrabenanlage von Schönebeck wird ausgegraben

In diesem Frühjahr beginnt am Ortsrand von Schönebeck die Ausgrabung einer Kreisgrabenanlage aus dem Neolithikum und der Frühbronzezeit. Die zeitliche und räumliche Nähe zur Kreisgrabenanlage von Pömmelte-Zackmünde, die als »deutsches Stonhenge« bekannt wurde, weckt hohe Erwartungen nicht nur bei den Archäologen. Auch die südlich von Magdeburg gelegene Gemeinde verspricht sich viel von den Ausgrabungen: Sie hofft auf künftige Touristen.

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Kreisgrabenanlage bei Schönebeck
Kreisgrabenanlage bei Schönebeck (geomagnetischer Plan). Bild: LDA Sachsen-Anhalt

Wie bei der Anlage in Pömmelte wurde auch das Grabensystem bei Schönebeck zuerst auf Luftbildern entdeckt. Beide Anlagen haben einen Durchmesser von ca. 80 m vom Mittelpunkt zum Hauptgraben und beide bestehen aus einem mehrteiligen konzentrischen System von Grabenanlagen. Für die Schönebecker Anlage konnte dies bereits durch eine geomagnetische Prospektion in den Jahren 2003–2004 nachgewiesen werden. In einer Sondagefläche wurden zudem beide Hauptgräben geschnitten und dadurch Keramik und Tierknochen geborgen, die erste Aussagen zur Datierung und zur kulturellen Einordnung erlauben. Die C14-Datierungen der Tierknochen bewegen sich im Bereich zwischen 2.136 und 1.776 v. Chr. Die keramischen Formen stützen diese Daten, gehören sie doch in die Zeit der frühen und entwickelten Aunjetitzer Kultur (2.200–1.600 v. Chr.), der bedeutendsten frühbronzezeitlichen Kultur in Mitteldeutschland, die auch die Himmelsscheibe von Nebra hervorgebracht hat. Damit folgt die Kreisgrabenanlage von Schönebeck zeitlich vermutlich direkt auf die Kreisgrabenanlage von Pömmelte-Zackmünde, die sich in nur 1,4 km Entfernung befindet.

Die Kreisgrabenanlage von Pömmelte wurde zwischen 2005 und 2008 vollständig ausgegraben. Die gesamte Anlage hatte einen Durchmesser von ca. 115 m, der durch weitere außen vorgelagerte Gruben- und Wallsysteme sowie Palisadenreihen erreicht wurde, von denen sich weitere auch im Inneren der Anlage befanden. Das Fundmaterial gehört in das ausgehende Neolithikum und die beginnende Bronzezeit, vor allem zu den archäologischen Kulturen der Schnurkeramik (2.800–2.100 v. Chr.), der Glockenbecher (2.500–2.200 v. Chr.) und der frühen Aunjetitzer Kultur mit Schwerpunkt im ausgehenden 3. und beginnenden 2. Jahrtausend v. Chr. Die Kreisgrabenanlage von Pömmelte verfügte über in Mitteleuropa in dieser Zeit einzigartige Opferschächte, in denen Gefäße, Steingeräte und Opfertiere niedergelegt wurden, aber auch Teile menschlicher Körper. Dass es sich bei der Kreisgrabenanlage von Pömmelte um einen komplexen Ritualort handelt, wird auch durch die astronomische Ausrichtung der Hauptzugänge belegt. Vergleichbar mit Pömmelte sind vor allem die Henge-Monumente der Britischen Inseln, allen voran Stonehenge. Wie in Südengland zeigt nun auch die Kreisgrabenanlage von Schönebeck, dass Pömmelte in eine ganze Landschaft von sakraler Bedeutung eingebettet war.

Diese einzigartigen Befunde haben den Salzlandkreis dazu bewogen, eine touristische Erschließung der Kreisgrabenanlage von Pömmelte anzustreben, in die auch die Kreisgrabenanlage von Schönebeck integriert werden soll. Die vollständige Ausgrabung der Anlage von Schönebeck bietet dafür eine wichtige Voraussetzung. Die Forschungsgrabung ist ein Kooperationsprojekt des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Grabungsleiter ist André Spatzier, der bereits die Ausgrabung der Kreisgrabenanlage von Pömmelte-Zackmünde geleitet hat. Die Grabung wird durch den Salzlandkreis und die Stadt Schönebeck unterstützt, etwa durch die Stellung eines Baggers für die größeren Erdarbeiten, vor allem aber auch durch den Einsatz von 20 Beschäftigten über eine Maßnahme des Jobcenters Salzlandkreis, Regionalstelle Schönebeck.