"Die Wikinger kommen" - noch einen Monat im Rheinischen Landesmuseum Bonn

Vor gut 1100 Jahren versetzte der Ruf "Wikinger am Rhein" die Menschen in Bonn genauso wie in Köln, Koblenz ,Utrecht und in Dorestad in Angst und Schrecken.

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Bis zum 17. Oktober 2004 zeigt das Rheinische LandesMuseum Bonn in der Ausstellung "Wikinger am Rhein" Schiffe, Schmuck und Waffen aus den Zeiten der Wikinger. Sie kommen aus Schweden, Dänemark, den Niederlanden und Deutschland.

Wikinger gelten in den zeitgenössischen Handschriften als furchtlose Piraten, blutrünstige Barbaren, respektlose Räuber, Mordbrenner und Kirchenschänder. Daraus hat sich in den vergangenen 1000 Jahren ein Bild edler Kämpfer, unerschrockener Entdecker und unbeirrbarer Siedler in kargen neuen Welten entwickelt.

Diese positive Sicht ist nunmehr schon so weit entwickelt, dass man wegen der kulturellen Leistungen sogar von den "Genies aus der Kälte" spricht.

Wie aber haben Zeitgenossen die skandinavischen Seefahrer wahrgenommen, was hat diese an den Rhein geführt? War die Wikingerzeit wirklich nur eine kurze, stürmische Periode des Kontakts der Nordleute mit dem Reich der Franken?

Gerade die Überfälle im Rheinland sind nicht ohne bereits jahrhundertlange politische und Handelskontakte erklärbar. Selbst während der intensivsten Phasen wikingischer Angriffe kam der Handel zwischen den Rheinlanden und Skandinavien nie völlig zum Erliegen.

Diese Plünderfahrten haben in Deutschland selten archäologisch greifbare Spuren hinterlassen. Auf niederländischer Seite hat man dagegen in den letzten Jahren einige spektakuläre Funde gemacht, wie zuletzt die Spuren des Überfalls auf eine Kaiserpfalz in Zutphen an der Ijssel belegen: menschliche Skelette, Teile von Tierkadavern ebenso wie die zur Datierung wertvollen Münzen und Keramikgegenstände.

Somit ergibt sich in der Forschung ein immer plastischeres Bild, das fast gleichzeitig den Export von Eifeler Mühlsteinen und Rheinwein nach Skandinavien dokumentiert, und daneben so verheerende Überfälle kennt, dass die flüchtenden Bewohner von Zutphen keine Zeit mehr hatten, ihre Leichen zu begraben.

Ausstellung und Katalog dokumentieren auch die technische Seite der Überfälle, die durch die schnellen Wikingerschiffe und (oft fränkischen!) Waffen erst möglich wurden. Darüber hinaus veranschaulichen sie das Image der Wikinger in den zeitgenössischen Quellen.

Denn trotz der barbarischen Darstellung in den historischen Quellen waren diese auch an den karolingischen Moden in Schmuck und Kleidung interessiert. Auf diesem Wege wurden Beute und Handelsgüter, aber auch kulturelle Tendenzen aller Art bis hin zum Christentum nach Skandinavien gebracht. Im Rahmen dieses Transfers erfüllte das Rheinland als wesentlichste Verkehrsachse zwischen Mitteleuropa und Nordsee eine zentrale Vermittlerposition.

Informationen zum Ausstellungsort finden Sie hier.

 

Quelle: Landesmuseum Bonn