Archäologen des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe (LWL) sicherten die archäologischen Spuren um das Wrack, das jetzt lokalisiert werden konnte. Im Hauptquartier der britischen Streitkräfte in Möchengladbach beginnen derweil die Recherchen zur Historie der Kriegsepisode. Erst die Ergebnisse werden entscheiden, ob der Kriegsbomber Bodendenkmal und Grabstätte bleibt - oder ob mögliche menschliche und maschinelle Überreste geborgen werden.
Ganz vergessen haben die Zeitzeugen das Ereignis nie. Einzelteile des beim Absturz zerschmetterten Bombers hatten manche Hallenser in Wald, Feld und Flur schon vor Jahrzehnten entdeckt und zum Teil höchst unkonventionell in den eigenen Hausrat integriert. Andere entsinnen sich an das Bild des abstürzenden Fliegers am Himmel, das im Januar 1945 kein seltenes war. Für die alliierten Luftkräfte war das Mittelgebirge des Teutoburger Waldes eine Art Landmarke zur Orientierung bei ihren Angriffsflügen.
Dokumentiert und geborgen wurde das Wrack allerdings nie - auch die Hinterbliebenen wissen bis heute nichts vom Schicksal der Piloten und der weiteren Besatzung. Den Hinweisen auf den Absturz ging ein örtlicher Journalist mit eigenen Augen an Ort und Stelle nach und machte jetzt das Wrack ausfindig. Seine Funde gab er sofort an die LWL-Archäologie für Westfalen als zuständige Bodendenkmalbehörde weiter.
LWL-Archäologe Dr. Werner Best konnte vor Ort mehr sichern als Wrackteile des Bombers. "Vermutlich handelte es sich um eine britische Halifax", schildert Best, der schon einige Flugzeugwracks aus dem Zweiten Weltkrieg zu Gesicht bekommen hat. In Aktenvermerken im Stadtarchiv in Halle finden sich nur wenige nüchterne Worte über den Abschuss des "feindlichen Flugzeugs" und über die Bestattung von Leichenteilen einer nicht näher identifizierten Person aus dem Flugzeug.
Ob es noch mehr Besatzungsmitglieder gab ist ebenso unbekannt wie deren Verbleib. Anhand der Bekleidungsreste ließ sich bei einem Besuch eines amerikanischen Inspektors zweieinhalb Jahre nach dem Absturz die vermutlich britische Herkunft des viermotorigen Bombers festhalten. Informiert wurden die Briten darüber allerdings nie. LWL-Archäologe Best holte das jetzt - 67 Jahre nach dem Absturz - nach und übergab alle Informationen an das britische Hauptquartier in Mönchengladbach.
Auch jetzt, fast 70 Jahre nach dem Absturz, bleibt das Flugzeugwrack britisches Eigentum. "Die Briten entscheiden nun, wie weiter vorgegangen wird - dafür werden zunächst weitere Recherchen im entsprechenden Archiv in London unternommen, um mehr über das Flugzeug und seine Besatzung herauszubekommen", schildert Best. Bis dahin bleibt das Wrack ein geschütztes Bodendenkmal - zumal bislang nicht geklärt ist, ob es sich gleichzeitig um das Grab von Menschen handelt, deren Angehörige sie für vermisst halten. "Die Recherchen werden einige Zeit dauern und man wird nicht vor Herbst entscheiden, wie weiter verfahren wird", so Best. Geborgen wird das Wrack voraussichtlich nur dann, wenn außergewöhnliche Umstände eintreten - etwa einer Kontaminierung des Bodens oder eine Plünderung der Absturzstelle zu befürchten ist.