Römischer Gutshof trotz Überpflügung noch in gutem Zustand

Reste farbiger Wandmalerei gefunden

Die Fundstelle in Buchs-Chammeren im Kanton Luzern ist seit 170 Jahren bekannt, das Gelände wurde seither intensiv landwirtschaftlich genutzt. Im Auftrag der Kantonsarchäologie führte die Universität Bern jetzt eine Ausgrabung durch, um den Erhaltungszustand des römischen Gutshofes zu klären.

Beim Pflügen entdeckte Lesefunde: z.B. Ziegelstücke, Mosaiksteine und Keramik (Foto: Kanton Luzern)
Beim Pflügen entdeckte Lesefunde: z.B. Ziegelstücke, Mosaiksteine und Keramik (Foto: Kanton Luzern)

Beim Pflügen des Geländes waren immer wieder römische Funde zum Vorschein gekommen, daher bestand akuter Handlungsbedarf. Bevor das Institut für Archäologische Wissenschaften der Universität Bern mit der Ausgrabung begann, wurde das fußballfeldgroße Areal mit geophysikalischen Methoden untersucht und die dabei gewonnenen Daten über die baulichen Strukturen durch kleine Sondierungen überprüft.

Bei der fünfwöchigen Ausgrabung, die zugleich als Lehrgrabung für angehende Archäologen konzipiert war, wurden zwei Flächen von 75 und 20 Quadratmetern untersucht. Die Ergebnisse lassen Aussagen zur Struktur, Ausstattung und Entwicklung des Gutshofes sowie zu seiner Einbettung in die damalige Siedlungslandschaft nahe des römischen vicus bei Sursee zu.

Buchs-Chammeren liegt im Hürntal, sechs Kilometer von Sursee entfernt. In römischer Zeit existierte hier im schweizerischen Mittelland ein dichtes Netz von landwirtschaftlichen Siedlungen, sogenannten villae oder Gutshöfen. Dabei handelt es sich meist um ein luxuriös ausgestattetes Herrenhaus mit Badeanlagen und einen Wirtschaftshof mit Wohn- und Ökonomiegebäuden.

Die Fundstelle bei Chammeren ist seit 1837 bekannt, als Josef August Isaak, einer der Pioniere der Luzerner Altertumsforschung, einige Mauerzüge, Wandmalereien sowie Elemente einer Bodenheizung freilegte. Obwohl er die Strukturen dokumentierte, konnte damals noch kein zusammenhängender Gesamtgrundriss erkannt werden. Die Lage und mutmaßliche Ausdehnung der römerzeitlichen Befunde deuteten aber bereits auf einen Gutshof von größerem Ausmaß hin. Dies konnten die im Frühling 2011 durchgeführten geophysikalischen Prospektionen einwandfrei bestätigen.

Die aktuelle Ausgrabung zeigt nun, dass die archäologischen Strukturen zwar nur knapp 20 Zentimeter unter der Erdoberfläche liegen, aber insgesamt noch gut erhalten sind. Mehrere Mauerzüge sowie die dazugehörigen Mörtelböden wurden freigelegt und dokumentiert. Im Norden der Anlage, im Hangbereich, konnten auf den verstürzten Wänden noch Reste farbiger Wandmalerei festgestellt werden. Insgesamt belegen die bisherigen Ausgrabungsergebnisse, dass der Gutshof bzw. Teile davon mehrfach umgebaut oder erweitert wurden. Im südlichen Teil des Grabungsareals weist eine knapp einen halben Meter unter der Oberfäche liegende stark aschehaltige Schicht  auf ein mögliches Brandereignis hin.

Im Kanton Luzern werden in den nächsten Jahren im Rahmen der Aktualisierung des Fundstelleninventars zahlreiche weitere Fundstellen auf ihren Erhaltungszustand überprüft und neu bewertet.

Studenten der Uni Bern bei der Arbeit ( Foto: Kanton Luzern)
Studenten der Uni Bern bei der Arbeit ( Foto: Kanton Luzern)
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