LEGIO XIII GEMINA: Abschlusstagung zu einem experimentalarchäologischen Projekt

In zweijähriger Projektarbeit, zu der auch ein 200 Kilometer langer Fußmarsch in rekonstruierter Legionärsausrüstung gehörte, erhielten Augsburger Geschichtsstudenten neue Einsichten in den Alltag der römischen Armee zu Beginn des 1. Jahrhunderts nach Christus.

Zwei Wochen lang 200 Kilometer zu Fuß entlang der alten Via Claudia zu marschieren war Teil des Projektes (Foto: Fred Schöllhorn)
Zwei Wochen lang 200 Kilometer zu Fuß entlang der alten Via Claudia zu marschieren war Teil des Projektes (Foto: Fred Schöllhorn)

In neun Kurzvorträgen präsentieren am morgigen Samstag, dem 12. November 2011, die studentischen Projektteilnehmer auf einer öffentlichen Abschlusstagung die Erkenntnisse, die sie über zwei Jahre hinweg im Rahmen des Unternehmens LEGIO XIII GEMINA mit den Methoden der Experimentellen Archäologie über den Alltag, die Ausrüstung und die Logistik der römischen Armee zur Zeit des Augustus gewonnen haben.

Das Themenspektrum der einzelnen Vorträge reicht von neuen Einsichten in die Bauweise, Stabilität und Effektivität diverser Waffen bzw. sonstiger militärischer Ausrüstungsgegenstände bis zu hin zu Antworten auf Fragen im Zusammenhang mit der Logistik: Wie wurden die Legionäre verpflegt? Oder wie lösten sie das Problem des Wassertransports?

Um hier zu aussagekräftigen Ergebnissen zu gelangen, wurden in der ersten Phase des Projekts LEGIO XIII GEMINA über zwei Semester hinweg von Christian Koepfer, der als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Augsburger Lehrstuhl für Alte Geschichte das experimentalarchäologische Projekt leitete, und den Teilnehmern seiner Übungen Rüstungskomponenten, Werkzeuge und weitere Gegenstände des täglichen Gebrauchs rekonstruiert. Grundlage für diese Rekonstruktionen waren römische Militaria-Funde aus den Jahren zwischen 10 v. Chr. und 16 n. Chr., in denen die 13. Legion zeitweise in Augsburg stationiert war. Die Funde waren Anfang des 20. Jahrhunderts im Augsburger Stadtteil Oberhausen gemacht worden. Durch Funde anderer etwa zeitgleicher Militärplätze wie Haltern oder Dangstetten konnten sie ergänzt und bereichert werden.

Spektakulärer Mittelpunkt der Projektarbeit war im September 2010 ein zweiwöchiger Fußmarsch entlang der alten Via Claudia. Mit jeweils rund 25 Kilogramm bepackt und von einem ebenfalls rekonstruierten römischen Transportwagen begleitet, legten Koepfers Studenten in der rekonstruierten Ausrüstung römischer Legionäre des 1. Jahrhunderts rund 200 Kilometer zurück, auf denen sie zum einen die im Vorfeld konzipierten Experimente durchführten und zum anderen ihr Projekt an Schulen entlang ihrer Marschroute präsentierten. Auf diese Präsentationen waren sie in einem speziellen geschichtsdidaktischen Seminar vorbereitet worden. "Denn auch die seriöse didaktische Aufbereitung der Ergebnisse ist unverzichtbar, wenn wir die Experimentelle Archäologie weiter als anerkannte wissenschaftliche Disziplin etablieren wollen", so Koepfers Chef, der Althistoriker Prof. Dr. Gregor Weber.

Der auf den Marsch folgende letzte Projektabschnitt war in den beiden vergangenen Semestern der Auswertung der Experimente und der Aufbereitung ihrer Resultate gewidmet. Dazu gehörte auch die Konzeption und Gestaltung einer mit Aktionstagen bereicherten Sonderausstellung "Projekt 'Legio XIII Gemina' - Experimentelle Archäologie an der Universität Augsburg", die vom 22. Januar bis zum 3. Oktober 2011 im Römischen Museum der Stadt Augsburg zu sehen war.

Den Abschluss des Projekts markiert nun die öffentliche Tagung am Samstag im Hörsaal III des Großen Hörsaalzentrums der Universität Augsburg (Gebäude C, Universitätsstraße 10). Die Tagung beginnt um 10.00 Uhr mit Grußworten des Dekans der Philologisch-Historischen Fakultät, Prof. Dr. Freimut Löser, und des Inhabers des Lehrstuhls für Alte Geschichte, Prof. Dr. Gregor Weber. Nach einem Überblick über das Gesamtprojekt und seinen Verlauf, den Koepfer selbst gibt, beginnt um 11.15 Uhr dann die Serie der neun studentischen, jeweils halbstündigen Vorträge zu einzelnen Experimenten und Teilprojekten. Das Programm endet mit einer Abschlussdiskussion, die für 18.00 Uhr vorgesehen ist. Alle, die an Experimenteller Archäologie interessiert sind, sind zur kostenfreien Teilnahme an der Tagung herzlich eingeladen.

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