Internationale Experten berieten in Berlin über den Schutz des irakischen Kulturerbes

Mit der Konferenz »Iraqi Medieval and Historical Architecture. Deliberate Destruction and Challenges for Conservation and Restoration« knüpfte das Deutsche Archäologische Institut in der vergangenen Woche einmal mehr an seine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit irakischen Institutionen auf dem Gebiet des archäologischen Kulturerhalts an.

Konferenzteilnehmer
Konferenzteilnehmer vor der Zenrale des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin. Foto: Irmgard Wagner, DAI

Bedrohtes Kulturerbe im Irak

Der Irak ist bekannt als Wiege der Zivilisation und Herkunftsland vieler Innovationen, die vor Tausenden von Jahren den Aufbruch von prähistorischen zu historischen Perioden markieren. Ebenso vielfältig und kulturell spannend ist das frühislamische, mittelalterliche und jüngere Kulturerbe, das im Westen jedoch nur Spezialisten detailliert kennen.

Der Irak hat im Laufe seiner mittelalterlichen und jüngeren Geschichte mehrere verheerende Kriege und Angriffe erlebt, die zur weitgehenden Zerstörung des reichen Architekturerbes geführt haben. In jüngster Zeit hat ISIS im Nordirak einen Großteil der bis dahin noch erhaltenen mittelalterlichen Architektur bewusst dem Boden gleich gemacht. Antike und historische Architektur ist zudem durch Witterungseinflüsse, Naturkatastrophen, moderne Infrastrukturmaßnahmen oder Unkenntnis gefährdet. Probleme, die weltweit auftreten, aber in Konfliktregionen noch schwieriger zu bewältigen sind. Im Irak ist das Architekturerbe in allen Regionen gefährdet, gleichzeitig wächst das Interesse der Bevölkerung speziell an der mittelalterlichen bis neuzeitlichen Architektur. Margarete van Ess, Leiterin der Außenstelle Bagdad des Deutschen Archäologischen Instituts liegt besonders am Herzen, dass »die notwendigen Projekte schnell in die Wege geleitet und in enger Abstimmung mit den zuständigen Institutionen Irak durchgeführt werden.«

Wichtiges Expertentreffen in Berlin

30 Experten aus dem Irak, Europa und Deutschland trafen sich vergangene Woche in Berlin (31.8.-1.9.2016), um sich über laufende Projekte auszutauschen, den Stand der Dokumentation und der Archive zu diskutieren und sich über den Erhaltungszustand der Monumente sowie notwendige Maßnahmen zu deren Schutz zu verständigen.

Eröffnet wurde die hochrangig besetzte Konferenz von der Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts, Prof. Dr. Dr. h.c. Friederike Fless, S.E., dem Botschafter der Republik Irak Dr. Hussain Mahmood Fadhlalla Alkhateeb sowie von Ronald A. Münch, Leiter des Arbeitsstabs Kulturerhalt im Auswärtigen Amt.

Die Beteiligten kamen aus ganz unterschiedlichen Institutionen und Organisationen: Der Leiter der irakischen Antikenverwaltung sowie mehrere Mitarbeiter aus den Provinzvertretungen, Universitätsprofessoren aus vielen Teilen des Irak, für den Kulturbereich verantwortliche Politiker sowie Vertreter religiöser Institutionen. Aus Europa und Deutschland waren Spezialisten für islamische Archäologie und Kunst, Bauhistoriker sowie Experten für Kulturgutschutz und Kulturerhalt anwesend. Einhellig wurde betont, wie wesentlich die detaillierte Dokumentation der Monumente ist, die Ausbildung von Spezialisten für den Kulturerhalt und eine ideologie-freie Herangehensweise bei der Konservierung und Präsentation der Monumente.

Nachhaltiges Engagement der Bundesrepublik Deutschland

Die Konferenz fand zum Abschluss eines zweimonatigen Fortbildungsmoduls des »Iraqi-German Expert Forum – Cultural Heritage« statt, in dem in diesem Jahr das irakische archäologische und historische Kulturerbe im Vordergrund steht. Sie wurde maßgeblich durch das Auswärtige Amt im Rahmen des Programms »Flucht und Migration« unterstützt und ist Teil des Projekts »Stunde Null – Eine Zukunft für die Zeit nach der Krise«, initiiert durch die Präsidentin des Deutschen Archäologischen Instituts sowie Partnern des »Archaeological Heritage Network«.

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