Auf den Spuren eines mittelalterlichen Dorfes im Kanton Bern

Auf einer Fläche 5000 Quadratmetern ist die Kantonsarchäologie Bern dem mittelalterlichen Ortskern der Gemeinde Kirchdorf auf der Spur. Dass auf dem Areal mittelalterliche Baustrukturen vorhanden sind, ist schon seit längerem bekannt. Die für die kommenden Jahre geplante Neubebauung löste nun die archäologischen Arbeiten auf dem Gelände aus.

Planum der Grabungsfläche, auf dem sich die runden Pfostengruben deutlich abzeichnen © ADB
Planum der Grabungsfläche, auf dem sich die runden Pfostengruben deutlich abzeichnen © ADB

Das zuletzt als Obstgarten genutzte Gewann »Winkelmatt« gehörte im Mittelalter zum Ortskern von Kirchdorf und so bezeugen zahlreiche Pfostengruben die Standorte der damaligen Häuser. Da dörfliche Ansiedlungen dieser Zeit zumeist in der »günstigen« Holzbauweise errichtet wurden, sind die Spuren im Boden nicht immer leicht zu interpretieren. Im fast reinen, festen Sand des Untergrunds haben sich allerdings die Negative der Pfosten und die Grubenwände ausgezeichnet erhalten, so dass sich selbst Konstruktionsdetails gut erkennen lassen. In einer Grube sind zum Beispiel deutlich die Spuren eines hölzernen Einbaus zu sehen. Ob es sich dabei um eine Vorrats- oder eine Sickergrube handelt, wird sich erst im Laufe der weiteren Arbeiten klären.

Beim Bau einer Straße zur Nachbargemeinde Gerzensee im ausgehenden 19. Jahrhundert und der Anlage des neuen Friedhofs zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurden in unmittelbarer Nähe zum heutigen Grabungsgelände bereits fünf reich ausgestatteten Bestattungen der Latènezeit entdeckt, die die Bedeutung der Region an der Handelsroute über die Alpen belegen. Bisher konnten jedoch noch keine weiteren eisenzeitlichen Bestattungen lokalisiert werden. Die Ausgrabungen werden aber noch bis in den Sommer 2012 hinein andauern.

Grube mit Spuren eines Einbaus: Entlang des Grubenrands wurden feine Hölzer zur Befestigung der Grubenkante eingeschlagen © ADB
Grube mit Spuren eines Einbaus: Entlang des Grubenrands wurden feine Hölzer zur Befestigung der Grubenkante eingeschlagen © ADB
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