Auf den Spuren der menschlichen Entwicklung in der Kalahari

Kieler Archäologin untersucht den Einfluss des Klimawandels auf die Evolution in Afrika

Dass Afrika die Wiege der Menschheit ist, gilt inzwischen als wissenschaftlich bewiesen. Fossile Funde datieren die Anwesenheit des Homo sapiens, des heutigen Menschen, auf rund 300.000 Jahre vor unserer Zeit. Aber Vieles in der frühen Phase der menschlichen Entwicklung ist noch ungeklärt. Welchen Einfluss hatte der Klimawandel auf die menschliche Entwicklung und welche Rolle spielte er bei der Entstehung von Homo sapiens als einzig überlebender Spezies unter vielen?

Südliche Kalahari
Landschaft in der südlichen Kalahari nahe Tsabong in Botswana. Im Vordergrund des Bildes sind Steinartefakte zu sehen. Foto: © Michaela Ecker

Um diesen Fragen auf den Grund zu gehen, stellt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) der Archäologin Dr. Michaela Ecker vom Kieler Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) für die nächsten sechs Jahre 1,3 Millionen Euro zur Verfügung. Die Förderung erfolgt im Rahmen des Emmy Noether-Programms, das herausragenden jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ermöglicht, sich durch die Leitung einer eigenen Arbeitsgruppe früh für eine Professur zu qualifizieren.

Die Evolution des Menschen in Afrika ist eng mit Umwelt- und Landschaftswandel verbunden. »Allerdings gibt es kaum Umweltdaten aus terrestrischen Archiven im südlichen Afrika, um den Einfluss dieses Klimawandels auf die biologische und kulturelle Evolution des Homo sapiens zu verstehen«, erläutert Ecker. Das Projekt »Die Ursprünge des Menschen in der Kgalagadi« setzt hier an und fokussiert sich auf Rekonstruktionen der vergangenen Klima- und Umweltbedingungen an den untersuchten archäologischen Fundstellen in der südlichen Kalahari-Wüste im Grenzgebiet von Botswana und Südafrika. »Wir konzentrieren uns dabei auf den Zeitraum zwischen 800.000 und 400.000 Jahren vor Heute«, erklärt Ecker. »Das war eine Periode extremen Klimawandels, die sich durch eine Steigerung in Anzahl und Intensität der Glazial-Interglazialen Klimaphasen, also der Kalt- und Warmzeiten, auszeichnet.«

In enger Zusammenarbeit mit Archäologen aus Botswana und Südafrika sowie mit internationalen Experten aus den USA und Großbritannien rekonstruiert Ecker Veränderungen in der Pflanzenwelt und der Saisonalität des Niederschlages, die zu der heute sehr trockenen Umwelt geführt haben. »Das Ergebnis dieses Projektes fördert unser Wissen über Mensch-Umwelt Anpassungen in Zeiten schweren Klimawandels«, sagt Ecker.

Die neue Emmy Noether-Gruppe ist interdisziplinär angesetzt und vernetzt sich über mehrere Institute der Uni Kiel. Ecker arbeitet mit Wissenschaftlern aus dem Institut für Ur- und Frühgeschichte, dem Institut für Geowissenschaften, dem Institut für Ökosystemforschung und dem Leibniz Labor für Altersbestimmung und Isotopenforschung zusammen. Offizieller Projektstart war der 1. Juni 2021. Die erste Feldkampagne ist noch für dieses Jahr geplant, sofern es die Corona-Einschränkungen zulassen.

Prähistorisches Steinartefakt aus der südlichen Kalahari
Prähistorisches Steinartefakt aus der südlichen Kalahari. Solche von unseren Vorfahren bearbeiteten Steine lassen sich dort auf der Erdoberfläche finden. Foto: © Michaela Ecker
Ausgetrocknetes Flussbett in der südlichen Kalahari
Das trockene Flussbett des Molopo-Flusses. Die Feldarbeiten konzentrieren sich insbesondere auf saisonale, heute meist komplett trocken liegende Flüsse und Seen. Foto: © Michaela Ecker
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