Archäologie mit modernsten Methoden

Mitte Juli wurde das neue Bonn Center for ArchaeoSciences (BoCAS) eröffnet

Mit welchen Krankheiten kämpften Menschen in früheren Kulturen? Wie ernährten sie sich? Wie mobil waren sie? Mithilfe von modernsten naturwissenschaftlichen Methoden lassen sich aus archäologischen Funden wichtige Informationen gewinnen. Solche Forschung bündelt künftig das neue Bonn Center for ArchaeoSciences (BoCAS) der Universität Bonn, das die VolkswagenStiftung in den nächsten sechs Jahren mit rund einer Million Euro fördert.

Knochenproben in Säure
Knochenproben werden einem Säureaufschluss unterzogen. Die Säure löst die Mineralien in den Knochen auf, so dass die Proben sehr weich werden und schwimmen können. Dies ist in der Regel ein Zeichen dafür, dass die Mineralien vollständig abgebaut sind und das Kollagen nun für den nächsten Schritt bereit ist. Foto: © Alice Toso

Das Institut für Archäologie und Kulturanthropologie (IAK) der Universität Bonn ergänzt seine Arbeits- und Forschungsbereiche um die Archäologischen Naturwissenschaften oder ArchaeoSciences, die sowohl prähistorische als auch historische Kontexte erforschen. Sie stützen sich dabei auf die Expertise von Archäologie, Geschichte, Biologie und Chemie aus mehreren Fakultäten der Universität Bonn. Ermöglicht wird dies durch das Bonn Center for ArchaeoSciences (BoCAS), das in einem neuen und in Nordrhein-Westfalen einzigartigen Format archäologische Natur- und Geisteswissenschaft sowie Feld- und Laborarbeit miteinander verbindet. Als kooperative Lehr- und Forschungseinheit für naturwissenschaftliche Anwendungen in der Archäologie wird das BoCAS von der VolkswagenStiftung in der Förderlinie »Weltwissen - Strukturelle Stärkung "kleiner Fächer"« in den nächsten sechs Jahren mit rund einer Million Euro gefördert. Antragsteller und Sprecher des BoCAS sind Prof. Dr. Jan Bemmann, Prof. Dr. Martin Bentz und Prof. Dr. Nikolai Grube.

Das BoCAS und seine Einrichtungen sollen als Knotenpunkt für die universitätsweite Vernetzung aller archäologischen Disziplinen mit den Naturwissenschaften dienen und durch die Förderung übergreifender Forschung die Philosophische Fakultät, die Mathematisch-Naturwissenschaftliche Fakultät, die Medizinische Fakultät und die Landwirtschaftliche Fakultät miteinander verbinden. Zudem schlägt das BoCAS eine Brücke zwischen den Transdisziplinären Forschungsbereichen »Life and Health« und »Present Pasts« sowie zum Exzellenzcluster Bonn Center for Dependency and Slavery Studies (BCDSS). Darüber hinaus strebt BoCAS die Zusammenarbeit mit Museen, anderen Forschungseinrichtungen und Universitäten in der Rheinregion sowie auf nationaler und internationaler Ebene an.

Breites Spektrum an Forschungsschwerpunkten

Den methodische Schwerpunkt setzt das BoCAS in der Bioarchäologie, und hier vor allem in der Verbindung neuer molekularer Ansätze - etwa der stabilen Isotopenanalysen - mit traditionellen morphologischen Herangehensweisen wie der Humanosteologie, die sich mit menschlichen Knochen befasst. Einschlägige Feldprojekte in Brasilien, der Mongolei und im Rheinland wurden bereits initiiert. Für die bestehenden Bachelor- und Master-Studiengänge werden neue Module in Bioarchäologie und Geoarchäologie konzipiert, die bestehenden Kurse in Archäoinformatik werden erweitert. Darüber hinaus wird die Einrichtung eines übergreifenden Masterstudiengangs ArchaeoSciences angestrebt.

Der Forschungsbereich befindet sich in der Aufbauphase und besteht derzeit aus Jun.-Prof. Dr. Alice Toso und Dr. Eva Rosenstock als BoCAS-Koordinatorin. Eine weitere Professur sowie studentische Hilfskräfte werden das Team in Kürze ergänzen. Labor- und Büroräume für BoCAS sind derzeit im Gebäude AVZ III, Römerstraße 164, eingerichtet.

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