Michael Zeuske: Schwarze Karibik. Sklaven, Sklavereikultur und Emanzipation

veröffentlicht am

So mancher Historiker spricht gerne von einem Standardwerk für die Geschichtsschreibung. Deren gibt es einige. Ich möchte behaupten, dass Michael Zeuske ein weiteres vorgelegt hat. Seine Untersuchung über die Karibik, die sich in großem Maße auf Kuba stützt, zeigt deutlich die Rolle der Karibik als Teil der Globalisierung. Die Sklaverei und die Plantagenwirtschaft prägten bei weitem nicht nur Kuba und die anderen karibischen Inseln - sie prägten die gesamte Welt.

In einer mehrjährigen Forschjungsarbeit hat Zeuske viel Material über die Entwicklung der Sklaverei zusammen getragen. Das umfangreiche Quellen- und Literaturverzeichnis belegt eine umfassende Beschäftigung mit der Thematik. Das Buch selbst beweist, das Zeuske tief hinter die Kulissen zu schauen vermag und die Zusammenhänge erkennt und darzustellen vermag.

Da sich Zeuske bewusst auf Kuba und seine Entwicklung fokussiert, ist man anfangs versucht, zu glauben, er würde andere Regionen, wie gerade Santo Domingo vernachlässigen. Aber es zeigt sich, dass Kuba innerhalb der Karibik eine ganz besondere Stellung einnimmt. Kuba besaß vor allem im 19. Jahrhundert eine "Weltstellung", die sich auf die Sklaverei stützte. Kuba war jahrzehnte lang eine dominierende ökonomische Macht - nicht nur in der Karibik!

Deutlich wird, dass Kuba, dass die Karibik, ein wichtiger Teil der Weltgeschichte sind. Immerhin entstand auf Kuba die erste Boomwirtschaft der zweiten Globalisierung: eine Großlandwirtschaft mit industrieller Disziplin.

Der Autor untersucht nicht nur rein ökonomische Entwicklungslinien, er geht auch sehr detailliert auf die Sklaven und die Skalvereikultur ein - zeigt damit, welche komplexe Entwicklung in der Karibik stattgefunden hat, die sie zu einem wichtigen Faktor in der Globalisierung gemacht hat.

Zeuske findet für die Globalisierung eine kurze, aber treffende Charakterisierung: "Schön ist diese Globalisierungsgeschichte nicht, obwohl sie natürlich eminent kreative Potenzen freigesetzt hat." (S. 35). Dieser kurze Satz macht eigentlich deutlich, dass es hier um mehr geht, als um bloße Faktensammlung. Ganz deutlich wird die Rolle der Sklaven in diesem Prozess dargestellt, dabei aufzeigend, dass diese Rolle nicht nur eine passive gewesen ist!

Der Verlag preist das Buch als erste geschlossene Darstellung der Sklaven und der Sklaverei in der Karibik an. Er hat Recht, aber das Buch ist noch mehr: es ist eine faszinierende Geschichte der Globalisierung und der Karibik, in der die Rolle der eigentlichen Protagonisten besonders deutlich dargestellt wird.

Dass Zeuske ein Standardwerk geschaffen hat mag auch dadurch belegt werden, dass neueste Publikationen zur Karibik das Werk bereits zitieren. Wohl das einzige Manko ist die fehlende Karte zur Orientierung für den Leser. Aber das kann man schnell korrigieren.

Rezension zu

Zeuske, Michael:
Schwarze Karibik. Sklaven, Sklavereikultur und Emanzipation

Zürich: Rotpunktverlag 2004
ISBN 3-85869-272-7
Preis: € 27,30