Neue Aufschlüsse über die Besiedlungsgeschichte der Hansestadt Lübeck

Am Montag, 8. September 2025, hat eine zweiwöchige archäologische Ausgrabung auf der Stülper Huk begonnen – am Donnerstab wurden die dabei gewonnenen neuen Erkenntnisse über die Besiedlungsgeschichte der Hansestadt Lübeck zur Römischen Kaiserzeit präsentiert.

Ausgrabung Stülper Huk
Archäologinnen und Archäologen aus Lübeck und Kiel erforschen Wallanlagen. Foto: © Dr. Till Kühl

Bereits bei der Voruntersuchung im März 2025 konnten durch Bohrungen, Oberflächenbegehungen und eine unterwasserarchäologische Suche eine Reihe von neuen Indizien gesammelt werden. So wurde im Flachwasser ein weiteres Pfahlfeld angetroffen, während die Bohrungen Hinweise auf den Wallaufbau lieferten. Die Begehungen ließen neben vielen weiteren Funden ein mittelalterliches Metalldepot zu Tage treten, während die keramischen Funde vor allem in die Römische Kaiserzeit – circa 0 – 400 n. Chr. – weisen.  Dieses Bild scheint sich nun zu bestätigen.

Ein Großteil der im Rahmen der Anfang vergangener Woche begonnenen Ausgrabung geborgenen Fundstücke fällt in diese Zeit. Ähnlich datieren auch die Pfähle im Flachwasser sodass von einer größeren und längerfristig genutzten Siedlung auszugehen ist. Ob diese auch befestigt war, wie die Wallanlagen nahelegen, dass versuchen die Archäologen mit einem großen Schnitt durch die obere Wall-Graben Anlage zu klären. Auf jeden Fall hielt man den Platz für bedeutend genug, um ihn mindestens in zwei Epochen gegenüber Angreifern zu sichern.

Neue Aufschlüsse über die Besiedlungsgeschichte der Hansestadt

»Die Stülper Huk scheint in der Römischen Kaiserzeit eine bedeutende Rolle gespielt zu haben. Zusammen mit der Siedlung, die bei der Großgrabung Semiramis – diese fand von 2018 bis 2022 auf der Fläche des heutigen Gewerbeparks Semiramis statt – zum Vorschein trat und die aus der gleichen Zeit stammt, ist diese Epoche nun deutlich stärker vertreten. Das wirft ein völlig neues Licht auf die Besiedlungsgeschichte der Hansestadt Lübeck«, erklärt Dr. Felix Rösch, Unterwasserarchäologe im Bereich Archäologie und Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck und Projektleiter der Ausgrabung.

»Die vielschichtige Befundlage die bei der Ausgrabung am Stülper Huk zutage trat, hat uns eine neue Perspektive auf die Vergangenheit dieses Ortes eröffnet, die es so vorher nicht gab«, führt Dr. Till Kühl, Wissenschaftlicher Assistent am Institut für Ur- und Frühgeschichte der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Projektleiter der Ausgrabung weiter aus. »Es freut mich sehr, dass die Kooperation zwischen dem Bereich Denkmalpflege der Stadt Lübeck und der CAU für uns alle so erfolgreich verläuft und hoffe auf eine ebenso erfolgreiche Zusammenarbeit in der Zukunft.«

»Es ist wunderbar, dass uns die enge Zusammenarbeit mit der Universität Kiel die Möglichkeit eröffnet, der Stülper Huk ihre schon seit langem vermuteten Geheimnisse zu entlocken. Und einmal mehr zeigt sich, dass die Trave schon seit Jahrtausenden ein wichtiger Handels- und Kommunikationsweg ist«, so Dr. Ingrid Sudhoff, Abteilungsleiterin Abt. Archäologie im Bereich Archäologie und Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck.

Weiterhin lässt die geringe Anzahl an mittelalterlichem Fundgut die Einschätzung reifen, dass sich auf der Stülper Huk weder eine längerfristig genutzte mittelalterliche Burganlage, geschweige denn eine Art protourbaner Vorgänger Travemündes befunden hat, wie die in den 1930er Jahren errichtete Stele informiert. Das sich hier Alt-Travemünde befand, ist also zunehmend in Zweifel zu ziehen.

Stülper Huk: noch viele Geheimnisse, die es zu enthüllen gibt

Die Stülper Huk am Dummersdorfer Ufer ist eine Landzunge der Trave zwischen Lübeck und Travemünde mit einer markanten Erhebung, dem sogenannten Hirtenberg. Bei Ausflügler:innen vor allem durch die reizvolle Landschaft beliebt, ist die Stülper Huk auch ein Ort von historischer Bedeutung. Während der Berg selbst mit Wall- und Grabenanlagen befestigt ist, sind auf und um die Erhebung archäologische Funde aus verschiedenen Epochen bekannt. Historisch wird der Platz zudem als Vorgänger Travemündes und als Zollstation diskutiert. Zuletzt wurde hier 2023 das in den späten 1650er Jahren gesunkene Hanseschiff geborgen.

Trotz einer langen Forschungsgeschichte die bis in die 2010er Jahre zurückreicht, hat die Stülper Huk viele ihrer Geheimnisse noch nicht offenbart. Die ältesten Funde auf dem Berg stammen bereits aus der Jungsteinzeit, weitere Nutzungen fanden in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten, sowie im Mittelalter statt. Unklar ist bislang auch, in welche Epochen die Wallanlagen datieren.

Im Zuge einer im Frühjahr begonnenen Kooperation des Bereichs Archäologie und Denkmalpflege (Abteilung Archäologie) der Hansestadt Lübeck und des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der CAU, sowie dem Exzellenzcluster ROOTS, wird die Stülper Huk erforscht.

Blog-Beiträge durchblättern
Mit unserem kostenlosen Newsletter können Sie sich regelmäßig alle aktuellen Infos von Archäologie Online bequem in Ihr Postfach senden lassen.
An diesen Artikeln haben wir zuletzt gearbeitet: