Überraschender Fund aus dem alten Ägypten

Kunsthistorische Bestimmung von 2.500 Jahre alten Grabbeigaben an der Universität Jena

Wenn die Göttin der Liebe auf den Gott der Unterwelt und den Gott des Jenseits trifft, kann die ägyptische Mythologie ganz schön durcheinander geraten. Im Institut für Altertumswissenschaften der Friedrich-Schiller-Universität Jena liegen Isis, Anubis und Osiris gemeinsam in einer Kiste und warten auf ihre kunsthistorische Bestimmung. Im Thüringischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Weimar hat kürzlich Restaurator Jörg Hägele eine altägyptische Sammlung entdeckt, die jahrzehntelang im Magazin lagerte. Nun kam die Sammlung an die Universität Jena, um am Lehrstuhl für Klassische Archäologie bestimmt und kulturhistorisch eingeordnet zu werden.

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Diese bemalte rund 2.500 Jahre alte Mumienbinde mit der Abbildung der Totengöttin Nephtys wird jetzt von Archäologen der Universität Jena neu bestimmt und kulturhistorisch eingeordnet (Foto: FSU)
Diese bemalte rund 2.500 Jahre alte Mumienbinde mit der Abbildung der Totengöttin Nephtys wird jetzt von Archäologen der Universität Jena neu bestimmt und kulturhistorisch eingeordnet (Foto: FSU)

Gut erhaltene Holzmasken, filigran gearbeitete Amulette und kunstvoll verzierte Kartonagen von bemalten Mumiensarkophagen - insgesamt 90 Fundstücke umfasst die Sammlung. "Die meisten stammen aus der Spätzeit zwischen 750 vor Christus und 300 nach Christus", erklärt Kustode Dr. Dennis Graen vom Jenaer Lehrstuhl für Klassische Archäologie. Er ist sich sicher, dass es sich bei den Fundstücken um Grabbeigaben handelte, die für die Ausstattung der Toten im Jenseits bestimmt waren. 2.500 Jahre alte Fundstücke aus Stein, Bronze oder Keramik sind für den erfahrenen Archäologen nichts Ungewöhnliches. Doch dass Holzobjekte über einen solch langen Zeitraum konserviert wurden und noch so gut erhalten sind, ist für ihn eine Sensation.

Begeistert zeigt der Jenaer Wissenschaftler eine etwa zehn Zentimeter große Holzhand, die höchstwahrscheinlich von einer Figur stammt, die schützend an einem Sarkophag stand. Ein anderes hölzernes Objekt diente als Maske, die auf das Gesicht einer Mumie gelegt wurde. Das trockene Klima in Ägypten hat das Holz so gut erhalten, dass selbst einige Farbreste und Bemalungen noch gut erkennbar sind.

Interessant für die Wissenschaftler ist die Frage nach der Herkunft der Sammlung. Die Grabbeigaben wurden in Kartons gefunden, auf denen noch schwach lesbar ein Stempel vom Heimatmuseum Eisenberg erkennbar ist. "Denkbar wäre", so Graen, "dass ein Bildungsreisender die Sammlung im 19. oder frühen 20. Jahrhundert aus Ägypten mitgebracht hat". Wie diese dann jedoch nach Eisenberg und später nach Weimar kam, ist noch rätselhaft. "Wir hoffen, dass sich durch Veröffentlichungen und spätere Ausstellungen der Sammlung Personen melden, die uns genaueres zur Herkunft sagen können", so Graen.

Doch bevor die Sammlung wieder nach Weimar geht, erstellt Melanie Schulze eine Datenbank, in der jedes einzelne Objekt kunsthistorisch eingeordnet wird. Für die Studentin der Klassischen Archäologie ist vor allem interessant, wie alt die Fundstücke sind, woher sie kommen und in welchem Kontext sie einzuordnen sind. Dazu sucht sie in Katalogen von Museen, Sammlungen und Auktionshäusern nach ähnlichen Objekten und wird in den meisten Fällen auch fündig.

Wenn die Jenaer Archäologen die Bestimmung abgeschlossen haben, werden einzelne Funde noch einem Ägyptologen vorgelegt, der die hieroglyphischen Inschriften entziffern soll. Anschließend soll die Sammlung restauriert und der Öffentlichkeit in einer kleinen Sonderausstellung im Museum für Vor- und Frühgeschichte in Weimar präsentiert werden.

Der Archäologe Dr. Dennis Graen und die Archäologiestudentin Melanie Schulze studieren Grabbeigaben aus dem alten Ägypten, die derzeit an der Universität Jena neu bestimmt und kulturhistorisch eingeordnet werden. (Foto: FSU)
Der Archäologe Dr. Dennis Graen und die Archäologiestudentin Melanie Schulze studieren Grabbeigaben aus dem alten Ägypten, die derzeit an der Universität Jena neu bestimmt und kulturhistorisch eingeordnet werden. (Foto: FSU)