Stiftung Preußischer Kulturbesitz erhält ägyptische Stele zurück

Ein wertvolles ägyptisches Objekt, das kürzlich nach Berlin zurückkehrte, ist ab Mitte Juni wieder im Neuen Museum auf der Museumsinsel zu sehen. Das Oberteil einer Fayence-Stele (ÄM 19718) galt seit Ende des Zweiten Weltkrieges als verschollen, wie auch zahlreiche weitere Objekte der Staatlichen Museen zu Berlin. Im Zusammenhang mit einer wissenschaftlichen Forschungsarbeit wurde es im Kelsey Museum of Archaeology der University of Michigan, USA, identifiziert. Dieses Museum gab das Stück nun an das Ägyptische Museum und Papyrussammlung der Staatlichen Museen zu Berlin zurück.

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Oberteil einer Fayence-Stele
Oberteil einer Fayence-Stele (ÄM 19718), die seit dem zweiten Weltkrieg als verschollen galt und 2017 ins Ägyptische Museum und Papyrussammlung zurückkehrte (© Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Nina Loschwitz)

Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, sagt dazu: "Ich danke dem Kelsey Museum für die unkomplizierte Rückgabe der Stele – eine große Geste. Sie wird nun nach mehr als 70 Jahren wieder ihren Platz in der Dauerausstellung des Ägyptischen Museums auf der Museumsinsel Berlin einnehmen."

Bei dem zurückgegebenen Objekt handelt es sich um den oberen Teil einer Stele, die mit einer türkisblauen Glasur (ägyptische Fayence) überzogen ist. Diese Glasur macht das Stück (entstanden um 1250 v. Chr.) besonders wertvoll, weil die Fayence-Technik im Alten Ägypten nur selten für Stelen genutzt wurde. Die Bildfläche zeigt rechts den Stelen-Inhaber Ptahmose, den Bürgermeister von Memphis unter Ramses II. (ca. 1279‒1213 v. Chr.). Er erhebt beide Hände zur Anbetung von Osiris, dem Gott der Unterwelt, und dessen göttlicher Gemahlin Isis.

Die Stele war 1910 von den Staatlichen Museen aus einer englischen Sammlung erworben und im Neuen Museum ausgestellt worden. Während des Zweiten Weltkriegs war das Haus geschlossen und der Großteil der Objekte zu ihrem Schutz ausgelagert. Nur große, schwere Skulpturen und Architekturteile blieben auf der Museumsinsel. Nach Bombentreffern waren viele von ihnen beschädigt oder zerstört. Die Fayence-Stele mit der Inv.-Nr. ÄM 19718 überstand den Bombenhagel jedoch, wie seit ihrem Wiederauffinden klar ist. Sie war laut Inventarbuch in einem Porphyr-Sarkophag untergebracht, der mit Sandsäcken geschützt im Ausstellungsbereich des Museums verblieb, und wurde nach dem Krieg als vermisst vermerkt. In das Kelsey Museum gelangte sie 1981 als Zuwendung von Samuel Abraham Goudsmit.

Der in Den Haag geborene Goudsmit (1902‒1978) war kurz nach seiner Physik-Promotion in die Vereinigten Staaten gezogen, um an der Universität von Michigan in Ann Arbor zu arbeiten. Nachdem sein Interesse für Ägyptologie bereits zu Studienzeiten geweckt worden war, baute er im Laufe der Jahre auch eine Sammlung von Altertümern auf, die er später dem Kelsey Museum vermachte. Die Fayence-Stele erwarb Goudsmit seinen persönlichen Notizen zufolge 1945 in Deutschland von einem privaten Sammler. Dort operierte er als wissenschaftlicher Leiter der sogenannten Alsos-Mission, einer Geheimoperation der US-Armee, die auskundschaften sollte, wie weit die Bemühungen von Nazi-Deutschland zur Entwicklung der Atombombe gediehen waren.

Der niederländische Ägyptologe Nico Staring identifizierte die Stele im Kelsey Museum durch den Vergleich eines historischen Fotos aus Berlin mit einer aktuellen Farbaufnahme aus Ann Arbor. Er informierte umgehend die damals zuständigen Kuratorinnen beider Museen, die Kontakt zueinander aufnahmen. Nach einigen Archivrecherchen entschied das amerikanische Museum, die Stele nach Berlin zurückzugeben. Sie ist seit Mitte Juni im Mythologischen Saal im Neuen Museum zu sehen sein.

Begutachtung die Stele nach ihrer Rückkehr
Mitarbeiter des Ägyptischen Museums der Staatlichen Museen zu Berlin begutachten die Stele nach ihrer Rückkehr (© Staatliche Museen zu Berlin, Ägyptisches Museum und Papyrussammlung / Sandra Steiß)