Offene Karten: Die bayerische Schatzkarte?

Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) verteidigt bei Archäologentag den BayernViewer-denkmal. Archäologen und Ehrenamtliche sehen ihre Arbeit gefährdet

Walter Irlinger vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege hat beim 27. Niederbayerischen Archäologentag in Deggendorf am Wochenende den BayernViewer-denkmal verteidigt. Dieser Viewer bietet im Internet seit einem halben Jahr für jedermann Zugang zu den exakten Lagedaten der in Bayern bekannten Bodendenkmäler. Die Empörung unter vielen Archäologen, besonders aber Ehrenamtlichen ist seither groß – weil sie ihre Arbeit gefährdet sehen, wenn Raubgräber nun diese Daten auf dem Präsentierteller erhalten, und weil sie sich nicht in der Lage sehen, diese Denkmäler noch zu schützen. An die 70.000 Bodendenkmäler sind in der Karte verzeichnet.

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BayernViewer-denkmal
Das frei zugängliche Informationssystem BayernViewer-denkmal gibt Auskunft über die bekannten Bau- und Bodendenkmäler Bayerns.

Walter Irlinger, Abteilungsleiter des BLfD für das Referat Erfassung, Forschung und Dokumentation, strich dagegen die Vorteile dieser Internet-Dokumentation heraus: „Es ist ein Medium, um die Denkmäler auch für die Öffentlichkeit sichtbar zu machen.“ Denn schon von Gesetzes wegen dürfe die Denkmalpflege keine Heimlichtuerei betreiben. Größter Vorteil aber: Bei Planungen – Baugebieten, Straßenbau, etc. – könnten die Planer nun mit aktuellen Lagedaten von Bodendenkmälern arbeiten. Denn der BayernViewer-denkmal werde stets mit den neuesten Erkenntnissen und Funden auf den Stand der Forschung gebracht. „Früher stand den Planern nur Gedrucktes zur Verfügung, und das war sehr schnell veraltet“, so Walter Irlinger vor den rund 150 Archäologen und Ehrenamtlichen aus ganz Bayern. Nun aber könne schon im Anfangsstadium einer Baumaßnahme die Lage der Bodendenkmäler berücksichtgt werden.

Ein Instrument zur gezielten »Schatzsuche«?

Allerdings trifft das auch für die Planungen von Sondengehern und Raubgräbern zu … „Der Vorwurf ist: Wir machen das zu öffentlich“, bekannte Irlinger, gab aber zu bedenken: „Das Problem der Raubgräberei ist ja nicht neu, es gab ja auch bisher schon Fundchroniken und Denkmalkarten – und das haben die jetzt auch schon genutzt. Früher war’s aufwändiger, an die Informationen sind sie trotzdem rangekommen.“ Es sei eine Abwägung – und da sei der Vorteil, mit dem BayernViewer-denkmal den Bauplanern frühzeitig ein aktuelles Instrument an die Hand zu geben, enorm. Es werde damit aber umso wichtiger, so Walter Irlinger, dass man nun verstärkt mit den kommunalen Archäologien, den Kreisarchäologien z. B., zusammenarbeite und ins Gespräch komme.

Der Organisator des Niederbayerischen Archäologentages, der Deggendorfer Kreisarchäologe Karl Schmotz, plädierte ebenfalls für eine stärkere Aufmerksamkeit der Bodendenkmäler im öffentlichen Bewusstsein. Nur wenn der Wert der Bodendenkmäler bewusst werde, könnten diese auch geschützt werden. Und Schmotz warb für etwas mehr Offenheit im Umgang mit Grabungen: „Langfristige Bewahrung ist eine Illusion!“ sagte er. Hintergrund ist, dass die Linie des Landesamtes derzeit stark den Erhalt im Boden vorsieht. Doch moderne Holzbewirtschaftung in den bisher so sicher geglaubten Wäldern setzten den Bodendenkmälern ebenso rigoros zu wie die Erosion in der freien Landschaft und Raubgräber, so Schmotz.

Rückzug aus der Fläche

Dringend geboten sei deshalb eine „systematische, flächendeckende Untersuchung des Landes“, wie sie in vielen Regionen schon durch Ehrenamtliche geleistet werde, zumal sich das BLfD ja nur mit genehmigten, meist Rettungsgrabungen befassen könne. Der Deggendorfer Kreisarchäologe prangerte auch an, dass die Fundbearbeitung zu lange dauere. „Sammler stellen immer weniger ihre Funde zur Verfügung, weil ihre Funde nicht bearbeitet werden. Und wir können diese Sammler leider nicht mehr so betreuen wie früher“, sagte Schmotz und spielte dabei auch darauf an, dass die amtliche Archäologie sich mehr und mehr aus der Fläche zurückzieht. So wurden die BLfD-Außenstellen Landshut und Würzburg zwischenzeitlich nach Regensburg bzw. Bamberg eingegliedert, wodurch eine kontinuierliche Betreuung von Fundstellen und Ehrenamtlichen vor Ort deutlich erschwert wird.

Der Niederbayerische Archäologentag fand in diesem Jahr zum 27. Mal statt. An zwei Tagen referieren dabei Archäologen neueste Forschungen, nicht nur aus Niederbayern. Im Mittelpunkt standen dabei neolithische Bestattungsriten. Organisiert wird das Treffen vom Deggendorfer Kreisarchäologen zusammen mit der Gesellschaft für Archäologie in Bayern e. V., weitere Unterstützung kam dieses Mal von der VHS Deggendorfer Land und dem Geschichtsverein für den Landkreis Deggendorf.

Der BayernViewer-denkmal ist im internet abrufbar über www.blfd.bayern.de