Neue Einblicke in die Kultur- und Kultgeschichte der Philister

Im Oktober 2002 wurden bei Straßenbauarbeiten in Yavne, rund 20 Kilometer südlich von Tel Aviv im ehemaligen Philistergebiet gelegen, Reste einer alten Grube freigelegt. In dieser Grube fanden sich Tausende von Scherben.

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Die israelische Antikenverwaltung legte im Oktober und November desselben Jahres die Grube frei. "Wir schätzen, dass in dieser Grube etwa 2000 Kultgeräte rituell bestattet wurden", meint der israelische Ausgräber Raz Kletter von der Antikenverwaltung. "Da aber fast alle Geräte zerbrochen sind, fällt es bislang schwer, sich nur eine ungefähre Vorstellung davon zu verschaffen, wie viele Gerätschaften es wirklich sind." Im Lagerraum der Antikenverwaltung in Jerusalem befinden sich nicht weniger als 80 großformatige Kisten mit den Ausgrabungsfunden.

Die rituelle Bestattung von Kultgegenständen jedweder Art, ist im Raum Israel nicht ungewöhnlich. Noch heute werden im Judentum Torarollen, die im Gottesdienst für die regelmäßigen Lesungen verwendet worden sind, nun aber nicht mehr benötigt werden, so "bestattet". Allerdings wurde auf dem Boden des Staates Israel noch nie eine so große Menge an Kultgeräten entdeckt wie in diesem Fall. "Wir nehmen an, dass sich mit diesem Fund die Zahl der Kultgeräte, die bei archäologischen Ausgrabungen in Israel in den vergangenen gut 100 Jahren gefunden wurden, nahezu verdoppelt", schätzt Raz Kletter.

Noch während der Grabungsarbeiten im Jahre 2002 nahm Kletter Kontakt mit dem Mainzer Alttestamentler und Biblischen Archäologen Prof. Dr. Wolfgang Zwickel auf, der ein ausgewiesener Spezialist für Kultgeräte ist. Gemeinsam mit Dr. Irit Ziffer, der Kuratorin des Eretz Israel Museums in Tel Aviv, und unterstützt von Doktoranden wollen die drei in den nächsten Jahren all die Funde publizieren. "Wir werden dafür mindestens zehn Jahre benötigen, denn ein solcher Sensationsfund muss sehr gründlich und umfassend publiziert werden", sagt Zwickel. "Dadurch werden wir völlig neue Einblicke in die Kultur- und Kultgeschichte der Philister und letztlich auch des Alten Testaments erhalten, denn die Funde weisen ganz enge Beziehungen zu der zeitgleichen israelitischen Kultur auf." Vorher müssen aber noch Restauratoren versuchen, die vielen tausend Scherben zu einzelnen Gerätschaften zusammenzusetzen - auch das eine mehrjährige Arbeit.

Am 1. Dezember 2006 wird im Eretz Israel Museum in Tel Aviv eine Ausstellung eröffnet, in dem die erste Fundgattung, insgesamt 125 Architekturmodelle, der Öffentlichkeit präsentiert wird. "Anfangs dachten wir, dass wir vielleicht 30 solche Architekturmodelle haben", berichtet Zwickel. "Als die Restauratorin dann die einzelnen Hausmodelle zusammensetzte, wurden es immer mehr - vier Mal so viel, wie man in den letzten 100 Jahren im ganzen Land gefunden hat".