Neue DFG-Forschergruppe »Transalpine Mobilität in der Prähistorie«

Wie mobil waren Mensch und Tier in der Prähistorie? Und welche kulturellen Kontakte ergaben sich zwischen Bevölkerungen unterschiedlicher Regionen? Diesen Fragen geht nun eine neue DFG-Forschergruppe mit Hilfe von Skelettfunden nach.

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Wanderungsbewegungen und Handel sind wesentliche Faktoren für die menschliche Bevölkerungsentwicklung und für den Kulturtransfer und können zur Entstehung gänzlich neuer soziokultureller Systeme führen. In dem von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit rund 1,4 Millionen Euro geförderten Verbundprojekt »Transalpine Mobilität und Kulturtransfer«, dessen Sprecherin die Anthropologin Professor Gisela Grupe von der Ludwig-Maximilian-Universität München (LMU) ist, sollen nun die menschliche Migration und der Austausch von Kulturgütern im Alpenraum und dem nördlichen Alpenvorland von der Spätbronze- bis zur Römerzeit untersucht werden.

»Da für prähistorische Zeiten in der Regel keine schriftlichen oder bildlichen Quellen zur Verfügung stehen, werden wir auf der Grundlage bioarchäologischer Funde arbeiten. Die Analyse stabiler Isotope aus Skelettfunden hierbei das Mittel der Wahl«, sagt Grupe. Die Forscher werden dabei erstmals systematisch Überreste von Toten nach Brandbestattungen - den sogenannten Leichenbrand - untersuchen und detailliert mineralogisch charakterisieren.

Einheimisch oder Zugezogen?

Anhand der kleinräumigen Kartierung stabiler Isotope der Elemente Strontium, Sauerstoff und Blei analysieren die Wissenschaftler, ob die untersuchten Individuen immer am selben Ort lebten oder ob sie ausgedehnte Reisen unternommen hatten. Die Unterscheidung zwischen »einheimischen« und »ortsfremden« Bestatteten macht Ausmaß und Richtung der transalpinen Wanderungen sichtbar - und erlaubt, den Güter- und Kulturaustausch in dem archäologisch hoch interessanten Gebiet nachzuvollziehen.

Die DFG unterstützt mit den Forschergruppen exzellente Arbeiten in wichtigen Forschungsfeldern der Geistes- und Sozialwissenschaften. Eine Besonderheit der neuen Forschergruppe ist die enge Verzahnung von Natur- und Geisteswissenschaften: Anthropologen, Paläöanatomen, Archäologen, Geowissenschaftler und Informatiker arbeiten an der LMU gemeinsam an dem Projekt, das aus der Kooperation von LMU-Wissenschaftlern sowie außeruniversitärer Forschungseinrichtungen im Rahmen des ArchaeoBio-CenterLMU entstand. Als außeruniversitäre Institution beteiligt sind die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns, die Staatssammlung für Anthropologie und Paläoanatomie, das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege sowie die Archäologische Staatssammlung.