Neue Datenbank für islamische Urkunden des 8. bis 15. Jh.

Wissenschaftler der Johannes Gutenberg-Universität Mainz beteiligen sich an dem Aufbau einer Datenbank für arabische Urkunden aus dem 8. bis 15. Jahrhundert. Gesammelt werden Rechtsurkunden aus dem gesamten arabischsprachigen Raum, die vor Gericht angefertigt oder gerichtlich bezeugt wurden wie beispielsweise Kaufverträge, Nachlassinventare, Schuldanerkenntnisse, Ehe- und Scheidungsurkunden.

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Arabischer Kaufvertrag aus Jerusalem von 1169 mit griechischer Zeugenunterschrift (Quelle: J. Pahlitzsch, Graeci und Suriani im Palästina der Kreuzfahrerzeit. Beiträge und Quellen zur Geschichte des griechisch-orthodoxen Patriarchats von Jerusalem, Berlin 2001, S. 426f.)
Arabischer Kaufvertrag aus Jerusalem von 1169 mit griechischer Zeugenunterschrift (Quelle: J. Pahlitzsch, Graeci und Suriani im Palästina der Kreuzfahrerzeit. Beiträge und Quellen zur Geschichte des griechisch-orthodoxen Patriarchats von Jerusalem, Berlin 2001, S. 426f.)

Das Projekt "Islamic Law Materialized" wird vom Directeur de Recherche Christian Müller am französischen Forschungszentrum CNRS in Paris geleitet. Von Seiten der Universität Mainz ist Prof. Dr. Johannes Pahlitzsch als Byzantinist und Arabist an dem Projekt beteiligt.

Die Datenbank archiviert editierte und uneditierte Urkunden, die einen Spiegel der juristischen Praxis zu der jeweiligen Zeit darstellen. Oft wird einer Person ein bestimmtes Recht, zum Beispiel als Ergebnis eines Streitfalls, in einem solchen Dokument bezeugt. "Die Dokumente, die von einem Gericht angefertigt wurden und die heute oft in Klöstern oder Bibliotheken lagern, würden hierzulande in etwa notariell beglaubigten Urkunden entsprechen", erklärt Prof. Johannes Pahlitzsch. "Durch die Sammlung in einer Datenbank können wir die Texte vergleichen, sie werden dadurch auch besser verständlich." Oft finden sich in den Urkunden Standardfloskeln, die immer wieder verwendet wurden. Bei der Eingabe in die Datenbank werden solche Floskeln erkannt und mit anderen Dokumenten abgeglichen.

"Bisher wurde die juristische Praxis im arabischen Raum aus Handbüchern erschlossen. Anhand der Datenbank können die tatsächlich verfügten Regelungen inhaltlich analysiert und verglichen werden. Das gibt die tatsächliche Praxis viel besser wieder", so Pahlitzsch. Das Projekt wurde mit Unterstützung des Europäischen Forschungsrats (ERC) im Jahr 2009 gestartet. Die Mainzer Wissenschaftler sind als offizieller Partner im vergangenen Jahr eingestiegen und werden bis zum Ende des Projekts 2014 vor allem die Dokumente aus christlichen Institutionen wie Kirchen und Klöstern in die Datenbank eingeben. Außerdem wird zusammen mit Christian Müller eine Tagung in Mainz vorbereitet, die sich mit den Archiven in christlichen Institutionen in der islamischen Welt befasst. An dem Projekt sind ferner Wissenschaftler in Madrid, New York und Wien beteiligt. Die Datenbank wird vorerst nicht öffentlich sein, sondern ist Forschungen der beteiligten Wissenschaftler vorbehalten.