Entdeckung einer bisher unbekannten Wasserburg in Stetten im Remstal

Kürzlich wurde von einer Baustelle im Zentrum von Stetten im Remstal (Rems-Murr-Kreis) der Fund von mehreren großen Hölzern gemeldet. Da sie zahlreiche Ausarbeitungen für zimmermannsmäßige Holzverbindungen zeigten, mussten sie zu einem bislang unbekannten Gebäude gehören. Dies wurde dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart gemeldet. Bei einem Ortstermin zeigte sich, dass es sich um massive Bauhölzer handelte.

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Baugrubenprofil, in dem noch Reste der als Unterbau dienenden Balken und der darauf ruhenden Mauer zu sehen sind
Baugrubenprofil, in dem noch Reste der als Unterbau dienenden Balken und der darauf ruhenden Mauer zu sehen sind. (Foto: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/M. Weihs)

Besonders beeindruckend waren sechs bis zu 6,5 m lange Eichenbalken mit einem Durchmesser von 70 cm. Daneben fanden sich auch kleinere Balken und Eichenpfähle. Die Hölzer lagen nicht mehr an Ort und Stelle, es war aber zu erkennen, dass sie aus dem Bereich unterhalb des Grundwasserspiegels stammen; deshalb waren sie sehr gut erhalten. Der letzte Rest des Bauwerks, zu dem die Balken gehörten, war noch im westlichen Profil der Baugrube, zum verdolten Bach hin, sichtbar.

Dort war ein steinernes Fundament erkennbar, das aus Bruchsteinen in Kalkmörtel gesetzt war, von dem aber nur mehr die Mauerfüllung ohne Außenschale vorhanden war. Die Mauer hatte eine Länge von mehr als 8 m und war noch ca. 60 cm hoch erhalten. Wahrscheinlich waren die Ecken erfasst, sodass hier ein rechteckiges oder quadratisches größeres Gebäude zu rekonstruieren ist. Das Fundament war ursprünglich auf zwei der massiven 70 cm starken Holzbalken errichtet, die als Unterbau im Feuchtgebiet dienten, sodass die Mauer selbst ca. 1,40 m stark gewesen sein musste. Bei dem Stein handelt es sich um Schilfsandstein, der wohl aus dem Steinbruch oberhalb von Stetten stammt und aus dem auch die nahe gelegene Yburg erbaut wurde. Zwei Proben der Hölzer konnten vorab dendrochronologisch bestimmt werden, woraus sich eine Datierung des Holzschla-ges in die Zeit zwischen 1220 und 1240 n. Chr. ergibt. Diese Datierung wird noch durch systematische Beprobung auf eine sicherere Basis gestellt werden.

Aus der Datierung, der massiven Konstruktion der Mauer sowie den Dimensionen des in etwa zu rekonstruierenden Gebäudes und der Hölzer selbst sowie auch der Lage in einem Feuchtgebiet nahe am Bach, liegt der Schluss nahe, dass es sich wahrscheinlich um eine Wasserburg gehandelt hat, deren Existenz bisher völlig unbekannt war.