Ehrendoktorwürde der Universität für den Altertumswissenschaftler Zvi Yavetz

"Unstrittig hochrangiger Wissenschaftler mit weltweit exzellenter internationaler Reputation"

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Die Universität Osnabrück wird den israelischen Wissenschaftler Prof. Dr. Zvi Yavetz in einem Festakt am Dienstag, 26. Juni 2001, mit der "Würde eines Doktors ehrenhalber" auszeichnen. Zvi Yavetz, emeritierter Professor für Alte Geschichte an der Universität Tel Aviv, zugleich Distinguished Professor am Queens College der City University of New York und Lehrender an der Graduate School der City University, zähle zu den "herausragenden Altertumswissenschaftlern unserer Zeit", so Prof. Dr. Rainer Wiegels, Althistoriker am Osnabrücker Fachbereich Kultur- und Geowissenschaften. Mit der Vergabe der Ehrenpromotion würdige der Fachbereich Werk und Wirken eines "unstrittig hochrangigen Wissenschaftlers mit weltweit exzellenter internationaler Reputation". Zugleich wolle man ein "Zeichen der Verbundenheit mit der Gelehrtenwelt Israels" setzen.

Wie Prof. Wiegels weiter betont, sollen auch die Kontakte zwischen Wissenschaftlern und Studierenden beider Hochschulen ausgebaut werden. Eine "Vertiefung der Kooperation" zwischen den Universitäten Tel Aviv und Osnabrück, zunächst insbesondere durch einen Austausch der Lehrenden und die Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Forschung erhofft sich auch Prof. Yavetz, wie er in einem Schreiben an den Fachbereich Kultur- und Geowissenschaften erklärte. Intensive Beziehungen zu Prof. Yavetz, der Mitglied der Académie Internationale de Culture ist und Anfang dieses Jahres zum Ehrenbürger der Stadt Tel Aviv ernannt wurde, unterhalten bereits die Vertreter der Neuesten Geschichte an der Universität Osnabrück. Ein gemeinsamer Aufenthalt des israelischen Wissenschaftlers und des Migrationsforschers und Historikers Prof. Dr. Klaus J. Bade am Wissenschaftskolleg zu Berlin hat nach den Worten von Prof. Wiegels "zu einem intensiven Gedankenaustausch auch über Probleme der Zeitgeschichte geführt".

Zvi Yavetz wurde 1925 in Czernovitz geboren. Die multi-ethnisch und multikulturell geprägte Stadt gehörte nach dem Ersten Weltkrieg zunächst zu Rumänien, 1940 wurde sie Teil der Sowjetunion. Als 1941 deutsche Truppen die Bukovina besetzten, kam Zvi Yavetz in verschiedene Lager und Ghettos. Er verlor in dieser Zeit beide Eltern. Ihm glückte die Flucht über die Türkei und Zypern nach Palästina, das er schließlich 1944 erreichte. In Israel studierte Zvi Yavetz an der damals einzigen Universität, der Hebrew University in Jerusalem. Seine Magisterarbeit auf dem Gebiet der Neuesten Geschichte wurde begleitet von Studien in den Fächern Philosophie, Kultursoziologie und Klassische Altertumswissenschaften.1956 schloß Zvi Yavetz sein Studium mit der Promotion im Fach Alte Geschichte ab; die Sozialgeschichte der späten römischen Republik und der frühen Kaiserzeit zählt seitdem zu seinem Hauptarbeitsfeld.

Nach der Doktorarbeit führten Zvi Yavetz Postdoc-Studien nach England und Schweden, nachdem er sich bereits 1954 zu einem Auslandsaufenthalt in Oxford aufgehalten hatte. Nach seiner Rückkehr an die Hebrew University übernahm er die Ausbildung von Schullehrern sowie zusätzlich eine Stelle an der im Gründungsprozeß befindlichen University of Tel Aviv. Schließlich wurde ihm in Tel Aviv ein Lehrstuhl im New History Department angeboten. Bis zu seiner Emeritierung vertrat hier Zvi Yavetz, der als einer der fünf Gründungsväter dieser Universität gilt, das Fachgebiet Alte Geschichte. In der internationalen Fachwelt haben ihn insbesondere seine Studien zur römischem Plebs bekannt gemacht, daneben hat er unter anderem auch Untersuchungen zum Judentum in der Antike vorgelegt. Als "Visiting Professor" wurde Zvi Yavetz weltweit an renommierte Universitäten eingeladen, von Anfang der siebziger Jahre an war er dann auch wiederholt lehrend und forschend in Deutschland tätig. 1971 hat Prof. Yavetz durchgesetzt, in Tel Aviv ein Institut für deutsche Geschichte zu gründen. Von 1962 bis 1964 war er zudem Gründungsdekan der philosphischen Fakultät an der Universität von Addis Abeba in Äthiopien.

Quelle: Uni Osnabrück (idw)