Datenbank der Taten deutscher Herrscher im Mittelalter wird weiter gefördert

Das deutsche Mittelalter in digitaler Form zusammenzufassen und die Ergebnisse frei zugänglich zu machen, das ist die Mission der "Regesta Imperii". Im Rahmen der Weiterförderung des Forschungsverbundes wird am Lehrstuhl für die Geschichte des Frühmittelalters von Prof. Dr. Gerhard Lubich die Arbeitsstelle der "Regesta Imperii" neu ausgerichtet. In den kommenden 18 Jahren bereiten an der RUB angesiedelte Forscher die Geschichte der salischen Herrscher auf und pflegen sie in eine Datenbank ein.

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Im Rahmen des Unternehmens "Regesta Imperii" erfassen Wissenschaftler sämtliche Taten der deutschen Herrscher des Mittelalters, ordnen sie chronologisch und kommentieren sie mit dem neuesten Forschungsstand. "Eine Mammutaufgabe", sagt Gerhard Lubich. Bereits seit 200 Jahren widmen sich Wissenschaftler dieser Aufgabe. Die Ergebnisse sind inzwischen als Open Access-Datenbank verfügbar, die kontinuierlich erweitert wird. Der parallel erstellte "Online Public Access Catalogue" (OPAC) ist die weltgrößte frei zugängliche Sammlung von Forschungsliteratur zum Mittelalter. Die Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz beheimatet das Unternehmen seit 1980. Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder bewilligte eine neue Laufzeit bis 2033.

Die Bochumer Arbeitsstelle befasst sich mit dem Wirken der salischen Herrscher, unter anderem dem sogenannten Investiturstreit im 11. und 12. Jahrhundert um das Verhältnis von weltlicher und geistlicher Macht. Einer der bekanntesten salischen Herrscher war Heinrich IV., auf den der sprichwörtliche "Gang nach Canossa" zurückgeht – ein Bußgang, mit dem der König seine Exkommunikation durch den Papst rückgängig machte. Die Regesten, also die kommentierten Informationen, zu diesem Herrscher werden – gefertigt in Bochum – Ende 2015 vorliegen. Das neue Projekt wird die Taten des Vaters und des Sohnes des "Canossa-Heinrichs" aufarbeiten.

"Die 'Regesta Imperii' sind zu einem Vorzeigeprojekt deutscher 'Digital Humanities' auf dem Feld der Grundlagenforschung in der Geschichtswissenschaft geworden", erklärt Lubich. "Die eigentlichen Regesten werden weltweit von historisch Arbeitenden aller Niveaus genutzt. Die bewilligte Arbeitsdauer von 18 Jahren stellt sicher, dass die Erträge der internationalen Forschung kontinuierlich in die Veröffentlichungen einfließen werden."