Antiochia - eine antike Metropole wird vermessen

Studenten des Fachbereiches Bauwesen der HTWK Leipzig erstellen einen Umrissplan einer der vier größten Städte der Antike.

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Mit einem elektronischen Tachymeter wird das Eiserne Tor vermessen. (Foto: Prof. Ulrich Weferling/HTWK Leipzig)
Mit einem elektronischen Tachymeter wird das Eiserne Tor von Antiochia vermessen. (Foto: Prof. Ulrich Weferling/HTWK Leipzig)

Einst gehörte sie neben Alexandria, Rom und Konstantinopel zu den vier größten Städten in der Antike: Antiochia - heute bei Türkei-Touristen als Antakya bekannt. Die Stadt hatte in der Antike mehrere 100.000 Einwohner und war deutlich größer als das heutige Antakya. Die Siedlungsgeschichte dieser Stadt wurde jedoch noch nie richtig erforscht, obwohl die Stadt in ihrer Bedeutung damals in Konkurrenz zu Alexandria gestanden haben soll. Im vergangenen Jahr haben nun Prof. Ulrich Weferling und seinen Studenten von der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig (HTWK Leipzig) die Umrisse Antiochias anhand der gefundenen Stadtmauerzüge auf Plänen dokumentiert.

Es zeigte sich, dass die antike Stadt tatsächlich eine Metropole war und einen Durchmesser von drei mal fünf Kilometern hatte. Die älteste Stadtmauer aus dem 3. Jahrhundert vor Christus läuft weit vom heutigen Altstadtkern entfernt an Felshängen entlang und über den 500 Meter hohen Silpius-Berg hinweg.

Die Studenten der HTWK Leipzig arbeiten dabei in mehreren kleinen Teams an verschiedenen Aufgaben. Zum einen wird als Grundlage ein Vermessungsnetz angelegt und ein topographischer Gesamtplan des antiken Antiochia angelegt. Zum anderen hat eine weitere Gruppe begonnen, die antiken Wasserkanäle aufzuspüren und zu ebenfalls zu vermessen. So entsteht ein umfassende Dokumentation von Antiochia, auf deren Basis weiteren Untersuchungen der Archäologen um Projektleiter Prof. Dr. Gunnar Brands von der Martin Luther Universität Halle-Wittenberg und Dr. Hatice Pamir von der Mustafa Kemal Universität Antakya erfolgen werden.

Da das heutige Antakya weiter wächst und sich ausdehnt, ist es für die Archäologen wichtig, zu wissen, wo sie den Bauarbeiten Einhalt gebieten müssen, um die wertvollen antiken Hinterlassenschaften nicht zu zerstören. Außerdem könnte so ein großer Teil der Entwicklungsgeschichte der Stadt nachvollzogen werden. "Oft war es gar nicht so einfach, die Mauern zu finden", sagt Prof. Weferling, "denn manchmal sind nur noch Mörtelspuren im Gras übrig." Beeindruckend gut erhalten ist dagegen das so genannte "Eiserne Tor". Ein Stauwehr und Teil der Stadtmauer, das circa 31 Meter breit und 35 Meter hoch ist. Dieses Teilstück führt über die Parmeniosschlucht und staute das Schmelz- und Regenwasser des Parmenios auf.

Bevor die Studenten der HTWK Leipzig mit der Dokumentation der Mauern begannen, beruhten die Aussagen zu den Stadtmauern meist nur auf Schriftquellen. Ebenso waren die unterschiedlichen Bauphasen und Restaurierungen an den Mauern nicht erfasst. In nächster Zukunft soll mit Hilfe einer digitalen 3D-Animation dargestellt werden können, wie das vollständige geschlossene Mauersystem der antiken Stadt ausgesehen hat.