Abgusssammlung in Mainz eröffnet

Gipsabgüsse von berühmten Meisterwerken der griechischen und

römischen Bildhauerkunst sind seit kurzem im Philosophicum der Johannes Gutenberg-Universität Mainz auch wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

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Blick in den Hauptraum mit dem Fries des Pergamonaltars im Hintergrund (Foto: Angelika Schurzig, Institut für Klassische Archäologie, Mainz)
Blick in den Hauptraum mit dem Fries des Pergamonaltars im Hintergrund (Foto: Angelika Schurzig, Institut für Klassische Archäologie, Mainz)

Pünktlich zum Start des neuen Jahres ist die Universität Mainz um eine Attraktion reicher. Künftig können interessierte Bürgerinnen und Bürgern im Kellergeschoß des Philosophicums in frisch renovierten Räumen eine in Rheinland-Pfalz nahezu einmalige Kollektion von qualitativ hochwertigen Abgüssen berühmter Meisterwerke der griechischen und römischen Bildhauerkunst näher betrachten. Teile der Parthenon-Skulpturen sind ebenso zu sehen wie die Venus von Milo oder die berühmte Platte mit Zeus und Athena vom Pergamonaltar in Berlin.

Ein Teil der Gipsabgüsse stammt bereits aus dem 19. Jahrhundert und gehörte einst zum Besitz des 1871 ins Leben gerufenen Vereins für plastische Kunst. Mit dieser Gründung durch Mainzer Bürger sollte vor dem Hintergrund der damaligen patriotischen Aufbruchsstimmung vor allem ein Ziel verfolgt werden: Für künftig zu erwartende Bau- und Denkmalprojekte sollten hervorragende Beispiele der allseits bewunderten antiken Plastik vor Ort zu sehen sein, um sie ganz im Sinn der historischen Kunst der Gründerzeit direkt nachahmen zu können. Rasch gelang der Erwerb von immerhin 138 antiken sowie gut 100 nachantiken Werken.

Anfänglich im Kurfürstlichen Schloss untergebracht, hatte die Sammlung in der Folgezeit ein bewegtes Schicksal. Mehrfach aus- und umgelagert, im Zweiten Weltkrieg zum großen Teil zerstört, fand sie schließlich in den 1960er Jahren als Schenkung der Stadt Mainz ihren Weg in die Universität, wo sie seitdem zum Institut für Klassische Archäologie gehört. Hier wurde die Sammlung vor allem in der Lehre verstärkt eingesetzt. Immer wieder gelang es mit öffentlichen Sondermitteln sowie besonders auch mit Zuwendungen namhafter Stiftungen und Vereinigungen, darunter der Freunde der Universität Mainz e.V. und der Geschwister Boehringer Ingelheim Stiftung für Geisteswissenschaften, den Bestand erheblich zu erweitern und inhaltliche Schwerpunkte zu setzen. In den vergangenen Semestern konnte schließlich gemeinsam mit den Studierenden ein grundlegend neues Farb- und Aufstellungskonzept erarbeitet werden, was in den zurückliegenden Monaten dann sukzessive umgesetzt wurde.

Jetzt präsentiert sich die Sammlung somit in einem völlig neuen Gewand. Die Besucher erwartet neben einer respektablen Galerie römischer Kaiserporträts ein umfangreicher Bestand an prominenten Meisterwerken antiker Bildhauerkunst aus den bedeutendsten Antikenmuseen weltweit. „Anhand dieser Sammlung können wir hier in Mainz die Entwicklung des antiken Menschenbildes von der Archaik bis zur Spätantike verfolgen“, teilt Dr. Patrick Schollmeyer, Wissenschaftlicher Angestellter am Institut für Klassische Archäologie und Betreuer der Sammlung, mit.

War bereits die Gründung des Vereines und die damit zusammenhängende Sammlungsetablierung darauf angelegt, Wissenschaft und interessierte Öffentlichkeit zusammenzubringen, so soll dieses wichtige Anliegen künftig mittels öffentlicher Führungen weitergeführt werden. Alle an antiker Kunst und Kultur Interessierten sind zu den Auftaktveranstaltungen im Januar und Februar herzlich eingeladen:

  • 20. Januar 2011, 18:00 Uhr: Gesichter der Macht – Römische Kaiserporträts (Frederic Theis M. A.)
  • 15. Februar 2011, 18:00 Uhr: Antike Körperbilder (Sina Tauchert)

Die Reihe wird im Sommersemester 2011 mit weiteren thematischen Führungen fortgesetzt.

Die antike Porträtgalerie mit den Bildnissen der bekanntesten römischen Kaiser (Foto: Angelika Schurzig, Institut für Klassische Archäologie, Mainz)
Die antike Porträtgalerie mit den Bildnissen der bekanntesten römischen Kaiser (Foto: Angelika Schurzig, Institut für Klassische Archäologie, Mainz)